Kapitel 12, Part 2

180 13 7
                                    

Ich gab mir Mühe die Tür so leise wie möglich aufzuschließen. Es knackte kaum hörbar im Schloss und ich schwang sie auf. Der lange Flur lag in fast vollkommener Dunkelheit, wurde nur von den Straßenlaternen schwach erleuchtet. Unter manchen Türspalten schimmerte Licht hindurch, so wie unter der, des Hauptbüros. Marti setze einen ersten, neugierigen Schritt ins Gebäude und die Bewegungsmelder ließen die Lampen mit einem sirren aufflackern. Ich schloss hinter mir zu und ging voran. Vor Felis Tür blieb ich kurz lächelnd stehen. Marti räusperte sich. „Also irgendwie ist der Schriftzug ziemlich verkackt." Ich schlug ihn. „Danke, den hab ich gemacht." Wir lachten leise und steuerten auf die Verwaltung zu. Ich klopfte und fing an den Schlüssel zwischen den anderen hervor zu friemeln. Die Tür öffnete sich langsam und wir betraten den nach Kaffe und kalten. Frau Petzel, eine Sekretärin, sah uns überrascht an. „Guten Abend Herr Mundt, was verschlägt sie denn hier her?" Nervös fuhr ich mit den Fingerkuppen an dem rauen Metall entlang. „Entschuldigen sie bitte die späte Störung, aber ich habe nicht dran gedacht den Schlüssel abzugeben." Ich hielt ihn der Frau hin und sie lachte auf. „Ach, das hätte doch auch bis morgen warten können. Oder sie hätten ihn Tessa mitgeben können. So weit ich weiß stehen sie doch in Kontakt mit ihr." Ich schaute kurz zu Marti und er nickte. „Also eigentlich ist da noch was." „Und zwar?" ich rang kurz mit mir. „Es geht um meine Freundin." Nun wurden wir wieder überrascht angeschaut. „Tessa." Entgegnete Marti knapp. „Ach so sieht's aus. Was ist denn mit ihr? Ist was passiert?" ich fing an rum zu drucksen. „Also... nein, jetzt nicht wirklich. Also... eigentlich... wir wollten fragen..." ich wurde unterbrochen. „Was er sagen will ist ziemlich einfach. Wir wundern uns, dass ihr immer beteuert worden war verwaist zu sein, aber den Unterlagen, die sie heute mitbekommen hat, keine Todesurkunden der Eltern beilegen. Bei ihren Freunden aber schon. Nun wollten wir wissen, ob es sein kann, dass die Papiere unvollständig sind." Frau Petzel legte die Stirn in Falten. „Also es ist ausgeschlossen, dass wir etwas vergessen haben. Sämtliche Dokumente hier wurden heute überprüft und sortiert. Die einzigen anderen Möglichkeiten sind, dass schon früher etwas verloren wurde, die Urkunden nie angefordert wurden oder es nie Grund gab, welche auszustellen." Ich schluckte. „Das heißt... Wenn das letzte was sie gesagt haben zutrifft... dann könnten ihre Eltern noch leben?" Sie nickte. „Das ist nicht ausgeschlossen. Tessa ist ein komplizierter Fall. Wir wissen nicht viel, aber als sie hierher gekommen ist, war sie noch sehr klein, gerade ein Paar Monate alt und es gab erhebliche Spannungen in ihrer Familie." Ich nickte. Marti legte seine Hand auf meine Schulter und zog mich leicht in Richtung Tür. „Vielen dank, und noch mal Entschuldigung, dass wir so spät aufgekreuzt sind. Würden sie sich bei Flo melden, wenn sie doch noch was wissen?" „Natürlich, schönen Abend noch."

„Na damit kann man doch arbeiten." Meinte ich, als wir das Heim gerade verlassen hatten. „Klar, aber eine Frage wäre da noch. Was erzählen wir? Sie hat bestimmt schon gemerkt, dass wir weg sind." Ich dachte nach. „Wahrheit wäre irgendwie blöd. Wenn sie sich Hoffnungen macht, und wir nichts finden, ist das wohl nicht so nice... Shit!" Marti guckte fragend, dann fiel auch bei ihm der Groschen. „Frodo!" unser Ausruf war synchron und viel zu laut. „Ich hoffe er hat mitgedacht und uns nicht verraten!" „Na ja, was wenn sie noch nichts gemerkt hat?" „Is klar Flo, ich bin fast vierzig Minuten damit beschäftig euch 'ne Suppe zu bringen. Nachdem ich gesagt habe, dass ich gleich wieder komme. Ich glaub auch! Außerdem... wie willst du unbemerkt rein kommen?"

Ich war zugegebenermaßen leicht nervös, als ich die Klingel drückte. Wie sich im Nachhinein jedoch rausstellte, unberechtigt. „Na, wie war's bei Fabi?" begrüßte Tessa uns. „Fabi?" „Deine Cousine?" Oh... oh! Frodo nickte mir zu. Er war ein Genie! Und das wusste er nicht mal. Mit dieser Ausrede hat er mich auf eine Idee gebracht! „Ach, ganz gut. Aber ich muss morgen noch mal hin. Hab was Wichtiges vergessen. Gehen wir nach Hause?" Sie lächelte mich an und nickte, während meine Freunde mich nur komisch anschauten.

Du bist mein SinnWo Geschichten leben. Entdecke jetzt