Kapitel 6

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Im Verlauf des Tages kamen und gingen viele unserer Freunde und jeder von ihnen half wo es ging, aber am Ende blieben nur Marti, Frodo, Marie und ich. Von Tessa mal abgesehen.

Wir saßen gerade alle auf dem Balkon, als gerade Marti etwas verspätet zu uns kam. „Da bist du ja endlich, wir haben uns schon gefragt, was du machst!" Er zog eine Grimasse. „Was ich grad gemacht habe? Das glaubt ihr mir nicht, aber ich habe gerade die letzte Wand in der Wohnung fertig gestrichen!" Tessas Blick war unbezahlbar. „Was? Leute ihr seid der Hammer! Einfach mal die gesamte Wohnung an einem Tag streichen, danke." Frodo grinste. „Bedank dich mal beim Irren vom Dienst, der hat nämlich am meisten geschafft. Glaubt man eigentlich fast gar nicht." Als sie das hörte zog sie Marti in eine Umarmung. „Vielen, vielen Dank. Ich weiß echt nicht, wie ich das wieder gut machen soll!" Irgendwie gefiel mir das ganze nicht. Frodo schien es an meinem Blick ablesen zu können. „Tja, das könnte deine Umarmung sein wenn du mehr gemacht hättest, aber..." murmelte er mir entgegen „...ihr beide habt ja ziemlich viel rumgealbert." Fügte er nun in normalem Ton hinzu. Durch die lauten Worte irritier, lösten sich die zwei von einander. Tessa schaute an sich hinab. „Hast recht Frodo. Flo, ich glaub an uns klebt fast schon mehr Farbe als an den Wänden." Sagte sie lachend. Auch ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass mein Freund mit seinen Worten ein Ziel hatte und das auch erreicht hat. Ich wusste nur nicht welches. „Habt ihr noch Lust mit zu mir nach unten zu kommen?" fragte ich in die Runde woraufhin alle nickten und nur Marti abwinkend antwortete. „Ich bin total am Ende, ich mach mich besser auf den Weg nach Hause. Aber euch viel Spaß noch."

Vor meiner Tür zögerte Tessa kurz. „Moment, Marti ich komm mit dir mit, ich müsste noch saubere Klamotten in meinem Auto liegen haben."Ich nickte ihr zu und schloss auf. Als ich dann in meine Wohnung ging stolperte ich erst mal über zwei Taschen. "Wie kommen die hier rein?" Frodo und Marie guckten mich entschuldigend an. „Hab, letzten deinen Zweitschlüssel mitgehen lassen. Eh, ja, das ist unsere saubere Kleidung." Das verwirrte mich. „Bin ich eigentlich der Einzige, der im Leben nicht an so was denken würde?" Frodo lachte. „Du denkst ja nicht mal an deine Hose." Marie guckte ihn fragend an. „Also pass auf, heute Morgen..." fing er an zu erzählen, während ich in mein Zimmer ging und mich umzog. Als ich dann ins Wohnzimmer schlenderte saßen Frodo und Marie schon dort und unterhielten sich. Ich lief noch in die Küche und holte eine Flasche Wasser, alles andere hatte ich schon beim Sofa stehen. Als ich dann wieder zu meinen Freunden gehen wollte stand Tessa umgezogen in der Tür, also tippte ich ihr auf die Schulter. Keine gute Idee, sie zuckte nämlich zusammen, drehte sich um und boxte mir in die Magengrube. Mir fiel die Flasche aus der Hand und ich krümmte mich. „Um Himmels Willem, Flo! Das tut mir so Leid! Ich habe mich nur so erschrocken, alles in Ordnung bei dir?" Sie sah mich besorgt an. „Schon gut." Presste ich hervor. „Kompliment für deine Reflexe." Ich richtete mich langsam wieder auf. Sie holte die Flasche, die unter die Kommode gerollt war und umarmte mich dann. „Es tut mir so leid, ehrlich." Ich grinste, schlang meine Arme um sie und senkte meinen Kopf. Oh Gott, wie konnte es sein, dass sie so gut rocht? Heute war es verdammt warm gewesen und ich hatte mich schon in meinen kurzen Klamotten zu Tode geschwitzt. Und sie? Sie war wie immer lang gekleidet. Jetzt erst fiel mir auf, dass ich noch nie ihre Arme so richtig gesehen hatte. Irgendwie war das auffällig. Sie löste sich halb von mir, lies ihren Arm aber immer noch an meiner Taille liegen und ich meinen auf ihrer Schulter. So gingen wir umschlungen zur Couch und setzten uns. Meine Freunde grinsten mich dämlich an.

Damals musste das mit uns ziemlich eindeutig gewirkt haben, aber wir haben es erst einige Zeit später verstanden.

Während Frodo, Marie und ich uns unterhielten, blieb Tessa durchgehend still. Ob sie einfach nur nichts zu sagen hatte oder sie zu müde war wusste ich eine Zeit lang nicht, aber diese Frage beantwortete sich nach einer Weile von selbst, als ich hörte wie ihr Atmen immer gleichmäßiger wurde. Erst jetzt wurde mir so richtig bewusst, dass sie gerade in meinen Armen lag und dort zudem auch noch eingeschlafen war. Das bedeutet quasi, dass sie sich bei mir geborgen fühlt! Schon ein ziemlich tolles Gefühl. Vielleicht ein bisschen merkwürdig wenn man bedenkt, dass ich sie eigentlich gar nicht mal so lange kenne. Ich gucke sie lächelnd an und bemerkte fast gar nicht, wie meine Freunde immer leiser wurden und schließlich ganz verstummten. Sie tuschelten kurz irgendwas, was ich aber nicht wirklich mitbekam. Als sie dann aber fast gleichzeitig aufstanden schaute ich hoch. „Ich geh mal eben frische Luft schnappen!" sagte Marie „Und ich bin kurz auf dem Klo." Ergänzte Frodo woraufhin Beide schnell verschwanden. Und sie bleiben auch eine Weile weg. Mag ja sein, dass ich in letzter Zeit etwas unaufmerksam war, aber dass sie das nur getan hatten um mich mit Tessa allein zu lassen, verstand ich schon. Ich wusste nur nicht so genau warum.

„Na ihr zwei" sagte Marie mit gesenkter Stimme als sie wieder rein kam. „Is ziemlich kalt geworden" murmelte sie noch und hielt mir ihre eisigen Hände ins Gesicht. Ich bemühte mich nicht zusammen zu zucken. Dann kam Frodo rein stolziert und setzte sich, genau so wie Marie, an seinen Platz. „Was sollte das? Warum seid ihr weg gegangen? So ertappt wie ihr guckt, muss da sicher ein Plan hinter stecken." Sie schauten einander an. „Wusstest du, dass an der einen Klopapierrolle noch 42 Blätter hängen? Beziehungsweise hingen? Ich habe nachgezählt. Und 42 ist ein Vielfaches von drei und sechs. Drei mal sechs gleich 666. Also stecken entweder die Illuminati oder Satan dahinter." Nun war der Punkt gekommen, an dem ich mich leicht verarscht fühlte. „Frodo. Lenk bitte nicht ab." Mein bitten half nichts, denn nun fiel Marie mir auch in den Rücken. „Außerdem ist 42 der Sinn des Lebens!" ich wusste nicht ob ich mich weiterhin verarscht fühlen oder lachen sollte. „Du willst doch jetzt nicht ernsthaft über den Sinn des Lebens diskutieren?" „Warum eigentlich nicht?" ich erschrak kurz, bevor ich realisierte, dass die Frage von Tessa kam. Sie musste aufgewacht sein, fragte sich nur noch wann. „Siehste?" entgegnete Frodo. „Sie ist auf unserer Seite!" irgendwie schaffte er es dabei vollkommen ernst zu bleiben. „Stimmt, könnte interessant werden." Meinte nun auch Marie. „Also wenn ihr mich fragt", fing Tessa an „dann ist der Sinn des Lebens einen zu finden. Jeder Mensch, jedes Schicksal ist anders. Wie und warum sollte es dann einen einheitlichen Sinn geben? Eine Zahl, eine Phrase oder eine Handlung die auf jeden passen muss? Das wäre doch seltsam. Es könnte alles sein. Vielleicht eine Aufgabe die man sich gibt... oder eine Person. Ich glaub so ist das bei mir." Ich schluckte. „Und... und glaubst du, dass du diesen Menschen schon getroffen hast?" Sie schaute mich aus ihren unfassbar türkisen und gleichzeitig müden Augen an, wanderte mit ihrem Blick durch den Raum und blieb an einem Longboard hängen. „Gut möglich... ich glaube schon." Während Tessa wieder einschlief machten wir uns Gedanken über ihre Worte, unterhielten uns darüber, schweiften dann irgendwann ab. Dabei bemerkten wir kaum, wie es immer später wurde, bis Frodo dann irgendwann von Vanessa angerufen wurde. „Ich glaub ich mach mich dann mal auf den Weg." Sagte er, nachdem er aufgelegt hatte und Marie richtete sich auf. „Ich glaub Manu wartet auch schon. War echt nett mit euch." Vorsichtig weckte ich Tessa auf. „Hey Schlafmütze, möchtest du dich von den beiden verabschieden?" sie blinzelte und schaute dann verschlafen auf ihre Uhr. „Ich glaub ich sollte auch los." Murmelte sie vor sich her. „Möchtest du nicht vielleicht hier übernachten? Du siehst echt müde aus." Sie stand schwankend auf „Nein nein, mach dir keine Umstände. Tschüss ihr beiden..." Marie zog sie vorsichtig aufs Sofa zurück. „Soll ich dich fahren?" Tessa war kaum in der Lage zu antworten. „Lass sie ruhig hier, sie ist bei mir schon gut aufgehoben." Ich begleitete meine Freunde noch bis nach unten und verabschiedete mich von ihnen. Als ich in meiner Wohnung angelangt war, ging ich neben Tessa in die Hocke. „Ich komme gleich wieder, ja?" während ich das sagte strich ich ihr eine Haarsträne aus dem Gesicht. Sie nickte und gab mir somit ein Zeichen, dass sie mich verstanden hatte. Ihre Augen waren glasig und gerötet. Schnell lief ich in mein Zimmer, bezog mein Bett frisch und suchte ein T-Shirt aus dem Schrank, dass mir zu groß war. Sie konnte es also relativ Problemlos zum Schlafen anziehen. Als ich dann aber bei ihr war schlief sie bereits wieder tief und fest. Sanft versuchte ich sie zu wecken, ließ es dann aber sein und hob sie anstelle dessen hoch. Sie seufzte und legte ihre Hand auf meine Brust. Vorsichtig trug ich sie in mein Zimmer und ließ sie noch vorsichtiger in mein Bett sinken. Dann deckte ich sie zu, stellte ihr Glas und eine Flasche Wasser ans Bett, strich ihr durch die Haare und setzte mich noch an meinen PC im Wohnzimmer. Da war noch ein Doktor Froidvideo, dass darauf wartete geschnitten zu werden.


Jetzt habt ihr mal einen etwas längerer Teil. Viel mehr habe ich dazu eigentlich auch nicht zu sagen :D

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