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Perplex blicke ich auf mein Handy als ich folgenden Namen laß.
Ethan......
Ohne auch nur eine Millisekunde Zeit an diesem Kerl zu verschwenden drückte ich ihn weg.
Leider war die Millisekunde genug, um mich an das Geschehen von vor vier Tagen zu erinnern.
Augenblicklich wurde ich wütend.
Was erlaubt er sich überhaupt meine Nummer zu wählen und mich anzurufen? Seine Aussage war klar, ich sollte mich bloß nicht mehr bei ihm und Jess zuhause blicken lassen! Ich hab's verstanden...
Sein Korb lag mir bis heute noch tief ihm Mark. Ich meine in den eigenen vier Wänden, stehen gelassen zu werden ist wahnsinnig traurig.
Trauer empfand ich trotzdem nicht, ich würde es eher als Hass betiteln.
Ethan denkt er könnte alles bekommen was er will, Frauen eingeschlossen und ich spring auch noch darauf an wie eine und unbefriedigte Bitch.
Ich könnt kotzen!
Fakt ist die letzten Tage wurde ich von 80% der Menschen angeglotzt wie ein Auto, alle meinen wohl meine ‚Liebesgeschichte' mit Ethan besser zu kennen als ich.
Wobei mir das ziemlich neu wäre, da es überhaupt keine Liebesgeschichte zwischen uns gab!
Ich lehnte nun schon den zweiten Anruf von Ethan ab und legte mein Handy auf meinen Schreibtisch.
Ich atmete einmal tief ein und aus und konzertierte mich auf das was ich zuvor getan hatte.
Meine Finger fuhren wieder hoch zu meinen Haaren, ich band mir einen hohen Zopf und blickte mich im Spiegel an. Dafür das ich überhaupt keinen Sport machte, hatte ich eine echt gute Figur. Danke an dieser Stelle an meinen Stoffwechsel!
Unsicher über mein Outfit zupfte ich an meiner Nike pro rum.
Gequält atmete ich aus.
Wieso hatte ich mich gleich nochmal auf so einen misst eingelassen?
In 5 min würde mich Jess abholen.
Ich war nicht einmal einen Wimpernschlag davon entfernt mich einfach wieder in Jogginghose auf das Sofa zu legen und mir einen Eispot rein zu pfeifen.
Leider wusste ich aber, dass Jess und Hanna dies niemals zulassen würden.
Als es klingelte zog ich mir meine Strickjacke über mein T-Shirt und nahm mir meine Wasserflasche in die Hand.
Mit einem kurzen ,ich bin jetzt weg', verabschiedete ich mich von Sam. Draußen zog ich Jess in eine kurze Umarmung. Zusammen stiegen wir in ihr Auto in welchem Hanna schon auf uns wartete. „Hola Amigo", begrüßte sie mich strahlend, was ich nur grießgrämlich erwiderte.
"Es heißt Amiga!"
„Also wen du schon so an die Sache heran gehst, ist sie schon zum scheitern verurteilt!" Mischte sich nun auch Jess amüsiert ins Gespräch ein.
„Genau! Tue mal nicht so als hätten wir dich dazu gezwungen", ergänze Hanna, weshalb ich sie böse an blickt.
Freiwillig hätte ich mich niemals dazu entschlossen zum Probetraining für's Cheerleading zu gehen!
Das wussten die beiden genau so gut wie ich.
Ich bin einfach unsportlich das ist ein Fakt, daran kann und wird sich auch nichts ändern!
Ich versuchte nicht weiter über meine bevorstehende Blamage nach zu denken. Ich würde gleich bei diesem blöden Training mit machen und danach würden die mich dort niemals wiedersehen.
Damit hätte ich meinen Part der Abmachung mit den zwei vor mir sitzenden verrückten eingehalten.
Schon als wir an der Halle ankamen, in welcher wir unsere nächsten 2. Stunden verbringen würden graulte es mir.
Alle Mädchen, welche vor der Halle standen waren durch trainiert, zwar waren nicht alle, wie die heutige Gesellschaft es betitelte ‚dünn', aber man sah allen deutlich an, dass sie Sport trieben.
Nachdem wir uns in der Halle kurz vorgestellt hatten ging es auch schon los.
Der Captain des Teams hieß Fleur, vom sehen her kannte ich sie, aber konkret geredet hatte ich noch nicht mit ihr.
Sie schien echt ganz nett, wobei ich sowohl ihren Blick, als auch den Blick der anderen Mädchen, kritisch mir gegenüber sah. Die letzten Tage in der Schule waren so dermaßen scheiße!
Die Gerüchte hatten sich verbreitet und alle mussten mich immer zu, richtig blöd anglotzen.
Wieso sind Menschen so?
Wieso müssen Menschen sich immer in das Leben anderer einmischen, kann mir das jemand erklären?
Mit gehoben Schultern stehe ich trotzdem in dieser Halle ungleich, ob und was die anderen über mich denken.
Nur zu wenn's ihnen solch einen Spaß bereitet über mich herzuziehen.
Meine Gedanken lösten sich auf, als wir mit dem Warm-up anfingen.
Angesagt wurde ein schnelles und kurzes Warm-up, aber schon nach kurzer Zeit wurde mir bewusst, dass ich heute in dieser Halle sterben würde.
Jess und Hanna neben mir schienen das ganze, ganz locker über die Bühne zu bringen. Keine einzige Schweißperle Floß über ihre Gesichter.
Irgendwer will mich doch verarschen oder?
Nach weiterer Folter bauten wir irgendwelche Geräte auf, um Tumbling zu machen. Jess erklärte mir das dieses sogenannte ,Tumbling' als soetwas wie Ratschläge, Radwende und Flick-Flack. Als sie mir das sagte, hätte ich mir am liebsten direkt einen Krankenwagen gerufen. Ich weiß nicht was alle anwesenden genommen hatten, aber ich wäre jetzt schon soweit, um nachhause zu kriechen!
Wir sollten nun alle hinter einander zeigen was wir können.
Ich war die letzte in der Reihe.
In mir bammelte es, was sollte ich bitte zeigen eine Vorwärtsrolle?
Weiß Fleur überhaupt das so etwas pädagogisch gesehen, total unmoralisch ist?
Ich werde mich gleich vor allen blamieren!
Meine Augen suchten schon einen gescheiten Weg, um aus dieser verflixten Turnhalle zu rennen, aber die Tür zu den Kabinen war auf der anderen Seite.
Ich blickte wieder vor mir und sah wie die Schlange immer kürzer wurde.
Mein Herz raste und das nicht ihm guten Sinne!
Nun standen nur noch zwei Mädchen vor mir, Hanna und Jess.
Mich beruhigte der Aspekt das Hanna genauso wenig konnte wie ich, weshalb ich froh war, dass sie vor mir dran war. Ich sah ihr dabei zu, wie sie Anlauf nahm. Meine Augen wurden riesig und meine Hand bedeckte meinen Mund.
Sie war sowas von Tod!
Die Größe meiner Augen verdoppelte sich jedoch, als ich sah das sie geschickt eine Radwende sprang.
Was zur?
Wie ist das möglich?
Seit wann?
Und vor allem wieso kann sie sowas?
Nun war Jess an der Reihe, innerlich betete ich dafür, dass sie eine absolute Niete in sowas war.
Als jedoch auch sie begann Anlauf zunehmen wurde meine letzte Hoffnung niedergemetzelt. Ich weiß nicht welche Begrifflichkeit das hatte was sie da sprang, aber es war auf jeden Fall eine Kombi aus einem Flick-Flack und einem Rückwärts Salto dabei, mehr konnte ich mit meinem Unwissen zu den anderen Dingen die sie gemacht hatte nicht sagen. Fassungslos blickte ich sie an.
Die zwei wollen mich gerade auf den Arm nehmen oder?
Alle fingen an zu klatschen und sahen Jess begeistert an. Ich wünscht mir, dass diese Begeisterung für Jess einfach so lange angehalten hätte, bis das Trainings zu Ende gewesen wäre, aber NEIN!
Alle, aber auch wirklich ALLE Blicke lagen nun Erwartungsvoll auf mir.
Am liebsten würde ich jetzt anfangen zu weinen.
Noch peinlicher hätte es nicht werden können, als nach so einer Glanzleistung einen Hauch von scheiße zu präsentieren! Hanna und Jess zeigten mir einen Daumen nach oben.
Pff also den Daumen konnten die zwei sich sowas von in den Arsch schieben! Gequält sah ich auf die Matte auf welcher ich nun stand. Mein Verstand sagte mir ich sollte einfach eine Vorwärtsrolle machen, meine Ego allerdings wollte so etwas wie Hanna es getan hatte vorzeigen. Letztens entschied ich mich für eine Art Mischung, sprich ein einfaches Rad.
Ich wusste zwar in der Theorie wie man das macht und wie es aussehen sollte, aber selber musste ich noch nie sowas vorführen. Ich nahm all meinen Mut zusammen. Mit Schwung setze ich mein linkes Bein nach vorne, meine Arme setzte ich auf dem Boden ab und versuchte meine Beine hinterher zu ziehen.
Wie erwartet klappte es ..... NICHT!
Mein Arm knickte ein und so landete ich auf meinem Kopf.
Mit einem lauten Knall landeten auch meine Beine wieder auf der Matte. Geschockt atmete ich aus.
Was hatte ich gesagt?
Wo war mein Krankenwagen?
Meine Hand ging automatisch an meinen Nacken und rieb diesen, zum Glück hatte ich keinen Genick brauch!
Keine Sekunde später fühlte ich Hände die mich berührten.
Wie peinlich!
Ich setzte mich aufrecht hin und erklärte, dass mir an nichts fehlte. So schnell konnte ich nicht einmal gucken, da wurde mich schon etwas kaltes an meinen Kopf gehalten. Erschrocken atmete ich aus.
Ich umgriff eigenständig die Tüte mit dem Eis und stand langsam auf.
Die Sache war mir deutlich unangenehmer, als ich schmerzen hatte. Jeweils rechts und links hatte sich einer meiner Freundinnen eingeharkt. Zusammen lief wir zur Bank.
Dort angekommen setzte ich mich hin. Von weitem hörte ich Fleuer zwei Gruppen einteilen. Einmal die eher begabten Tumblr und einmal die eher unbegabt. Anschließend kam Fleur auf mich und meine zwei Freundinnen zu.
Ich wollte mir weitere Blamage ersparen, weshalb ich mich mit einem ‚ich würde einmal gerne kurz an die frische Luft gehen', davon befreite.
Sowohl Hanna als auch Jess baten mir an, mich nach draußen zu begleiten, ich jedoch widersprach ihnen, damit sie nichts vom Training verpassten. Schließlich wusste wie viel Spaß es ihnen machte.
Da auch Fleur damit einverstanden war, verließ ich allein mit meiner Tüte voll Eis die Turnhalle.
Draußen legte ich den Beutel Eis auf den Boden verschränkte mein Arme und schloss meine Augen.
Ich lehnte ich mich an die kühle Wand und atmete genervt aus. So eine verfluchte scheiße!
Ich hasse Sport!
Den Punkt mich vor mehr als dreißig Menschen zu blamieren konnte ich nun wohl von meiner bucket list streichen! Super.....
Nach kurzer Zeit des regelmäßigen Atmens beruhigte ich mich.
Ich wollte zwar ungern wieder in die Halle gehen wusste jedoch, dass es keinen Weg dran vorbei gab. Ich öffnete meine Augen und erschrak augenblicklich, als ich unmittelbar vor mir Grün sah.
Meine Stimme hatte ich glücklicherweise unter Kontrolle, weshalb ich nicht aufschrie.
Meine Hand wanderte zu meinem Herz, um ihm zu symbolisieren bloß nicht mit den Schlagen auf zu hören.
„Kannst du auf hören mich immer so zu erschrecken?!"
Meckerte ich meinen Gegenüber an.
„Kannst du auf hören mich immer weg zu drücken?" konterte Ethan mit hochgezogener Augenbraue.
„Waren es nicht deine Worte die gesagt haben wir sollten in keinsterweise miteinander in Verbindung gebracht werden?" Fragte ich ihn daher sauer.
„Das hat sich geändert. Wir müssen m reden!"
„Ich muss überhaupt nichts", erwidere ich pampig und recke mein Kinn in die Luft.
„Rose hör auf mit dem Blödsinn, ich will mir mein Geschäft nicht wegen dir ruinieren lassen!" Sprach nun auch er wütend.
„Achso ist es das? Bin ich etwas schlecht für dein Image?" Frage ich und lies meine verschränkten Arme sinken.
„Wenn du es genau haben willst ja, es..."
Ich unterbrach ihn. Sein Image kann er sich sonst wo hinstrecken! Das hätte er sich überlegen müssen bevor er mich ausführt und ‚Geschäfte' mit mir gemacht hatte.
„Dann tut es mir sehr leid dir mitteilen zu müssen, dass mir dein Image mir scheiß egal ist!" Sagte ich lächelnd und hob die Tüte Eis hoch.
„Rose", setzte Ethan erneut knurrend an. Ich jedoch zeigte ihm meinen Mittelfinger und war auf dem Weg in die Halle zu verschwinden.
„Ich glaube du hast nicht begriffen was das Ganze für dich bedeutet!"
Ich ließ mich von seinen Worten nicht beirren, weshalb ich die Tür zur Turnhalle aufdrückte. Bevor ich eintreten konnte wurde ich von Ethan's Hand gestoppt. Durch seine warme Hand um meinen Handgelenk bekam ich eine Gänsehaut. Gezwungenermaße drehte ich mich zu Ethan um und sah ihm seine Augen.
„Wenn das wirklich raus kommt, wirst du von den Journalisten zerfetzt werden! Sie werden tief graben und alles über dich raus finden! Jeder hat Leichen im Keller und glaub mir, sie wissen wo sie danach suchen müssen!" Sprach Ethan eindringlich auf mich ein.
Mein Atem stockte und ich schluckte hart, mein Blick senkte sich. Bei mir im Keller würden sie Leichen finden, nur leider keine im Sinne von Metaphern wie Ethan sie nutzte, sondern echte...
Ich wollte nicht das alle es erfuhren, dass sie wussten was an jenem Tag passiert war. Ich wollte nicht bemitleidenswert angesehen werden. Ich wollte genau so normal behandelt werden wie alle anderen!
„Was erwartest du jetzt von mir?" Fragte ich und sah Ethan wieder an.
Wie wollte er die Gerüchte stoppen?
Denn Abend ungeschehen machen, wird wohl nicht funktionieren.
„Ich will einfach nur das du mir zu hörst wenn ich dir meine Lösung erkläre."
Ich nickte leicht auf seine Worte er drehte sich um und lief los. Ich verstand was er nun von mir erwarte, bewegte mich jedoch nicht. Ethan bemerkte dies keine zwei Sekunden später, weshalb er sich fragend zu mir umdrehte.
„Gib mir 5 Minuten", sagte ich drehte mich um und verschwand in der Turnhalle.
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