Kapitel 18

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Anna

Lunas Mutter hat sich wieder vollständig von ihrer Krankheit erholt. Sie ist sogar wieder so stark, dass sie Luna vertreten kann, und so brechen wir auf in mein Reich. Jegenor hat sich in den letzten Tagen ein wenig gelangweilt und ich glaube, er hatte Heimweh nach seiner Frau und den Kindern.

Wir fliegen wieder zu viert auf zwei Drachen und lassen uns direkt bis zum Geheimgang bringen. Luna und Thomas, die ihn noch nicht kennen, schauen sich genau um, als wir hindurch gehen. Für Jegenor hingegen scheint es schon Alltag zu sein.

Wir gelangen so unbemerkt ins Schloss und ich lasse den beiden, Zimmer im Ostflügel herrichten. Zusammen erkunden wir mein Reich und beide geben sich beeindruckt.

Anna scheint das Reich gut verwaltet zu haben. Sie erstattet mir einen kurzen Bericht und ich muss sagen, ich bin mehr als zufrieden.


„Danke, Anna. Du bist mir eine große Hilfe. Ich werde meinen beiden Gästen noch etwas unser Reich zeigen und dann brechen wir zusammen auf."

„Du willst mich wirklich mitnehmen?", erkundigt sie sich.

„Ich habe es dir versprochen."

Sie lächelt und umarmt mich. Ich habe meine Freundin selten so emotional gesehen. Sie hat sogar eine Träne im Augenwinkel.

„Was ist denn los?", frage ich.

„Du hast keine Ahnung, wie glücklich ich bin. Meine Mutter ist eine einfache Schneiderin und hat es gerade so geschafft, für uns zu sorgen. Wer mein Vater ist, das hat sie mir nie verraten."

„Ja und?", erkundige ich mich.

„Ich kann mich noch erinnern, als wäre es erst gestern gewesen. Ich habe mich heimlich aus der königlichen Schneiderei davongestohlen, wo meine Mutter arbeitet. Sie hat mich manchmal mitgenommen, weil sie nicht wusste, wohin mit mir. Ich bin herumgestreift und durch Zufall in den Garten gekommen. Da habe ich dich gesehen. Ich wusste nicht, wer du bist und bin einfach auf dich zugegangen. Wir haben uns sofort angefreundet, du hast mit mir gespielt und ich hatte den schönsten Tag in meinem Leben. Du hast mir nicht gesagt, dass du die Prinzessin bist. Du hast mich nie fühlen lassen, dass du etwas Besseres bist."

„Das bin ich auch nicht!"

„Doch, du bist eine mutige und kluge Frau und du bist nicht hochnäsig oder überheblich. Ich kann mich noch erinnern, wie meine Mutter gemeint hat, ich dürfe nicht mehr mit dir spielen, denn du wärst doch die Prinzessin. Es würde sich nicht für die Tochter einer einfachen Schneiderin ziemen, mit der Prinzessin zu spielen."

„Ich kann mich auch erinnern", musste ich schmunzeln. „Zwei Tage lang bist du nicht in den Garten kommen und ich habe mir Sorgen gemacht. Ich bin in die Schneiderei gelaufen und habe deine Mutter gefragt, wo du bist. Ein wenig verlegen hat sie mir dann erzählt, dass sie es dir verboten hat. Das wollte ich natürlich nicht wahrhaben, dass ich nicht spielen darf, mit wem ich möchte. Sie hat dann unter Stottern und Stammeln versucht zu erklären, dass ich schließlich die Prinzessin sei und mich nicht mit einem einfachen Mädchen wie dir abgeben sollte."

„Ich weiß nur noch, wie du traurig abgezogen bist."

„Was sollte ich da noch sagen. Ich bin zu meiner Mutter und habe ihr mein Leid geklagt. Sie hat nur milde gelächelt, mir liebevoll über den Kopf gestreichelt und mich wortlos bei der Hand genommen."

„Meiner Mutter ist das Herz in die Hose gefallen, als plötzlich die Königin vor ihr stand und sie gefragt hat, warum du nicht mit mir spielen solltest. Von diesem Tag an waren wir immer zusammen, die Prinzessin und das einfache Mädchen."

Ich umarme sie. Auch mir steigt eine Träne in die Augen. Was war ich froh, als ich die kleine Anna, meine Freundin, wiedergesehen hatte. Dafür habe ich meine Mutter immer bewundert. Sie hat mich zu dem gemacht, was ich heute bin.

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