Kapitel 8

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Aus Spaß wird Ernst

„Ich muss nur noch meiner Sekretärin Bescheid sagen, dass ich weg bin", sagt Luna.

Sie huscht aus meinem Zimmer, während ich mir bequeme Kleider anziehe. Ich brauche Bewegungsfreiheit. Ich stecke den Dolch in die Tasche am Oberschenkel und schnalle das Schwert um. Ich weiß nicht, warum ich beides mitnehme, aber es ist mir danach. Ohne Waffen fühle ich mich nicht wohl. Immerhin bin ich eine Drachenreiterin und als solche an Waffen gewöhnt. Außerdem dürfte dies Jegenor etwas beruhigen, wenn ich ihn schon nicht mitnehme.

Kaum ist Luna zurück, gehen wir zum Drachenhort und machen uns auf den Weg. Ich lasse Luna vorausfliegen. Auch sie hat einen Schattendrachen. Er scheint sich mit Orion gut zu verstehen, denn die beiden albern herum, wie zwei Teenager.

„Wir sind auch noch Teenager", protestiert mein Drache. Ich muss kichern bei dem Gedanken an einen 617 Jahre alten Teenager.

Nach einiger Zeit landen wir auf einer Lichtung, die an einen See mit Wasserfall grenzt. Moment mal! Die Lichtung kommt mir irgendwie bekannt vor. Moment, kann das sein? Es ist doch die Lichtung, an der bereits Aurora und Siena waren. Hier liegt der Eingang in die Höhle der Königinnen und Könige.

„Gehen wir schwimmen?", frage ich.

„Du willst ins Wasser gehen?", erkundigt sich Luna.

„Ja, warum nicht. Heute ist ein schöner Tag."

„Aber wir haben keine Badesachen dabei."

„Das macht doch nichts. Wir sind doch unter uns."

Ohne länger zu warten, ziehe ich mich nackt aus und wate ins Wasser. Als es tief genug ist, dass ich mich abstoßen und losschwimmen kann, tue ich dies und mache mich auf den Weg zur anderen Seite.

Als ich am Wasserfall vorbeischwimme und sehe, wie das Wasser über die großen Steine lustig nach unten in den See springt, bin ich mir sicher. Das ist genau dieser See! Ich schwimme auf dem Rückweg zu der Stelle, von der ich vermute, dass von weiter oben aus Aurora und Siena nach unten gesprungen sind.

Ich tauche dort hinab und stelle fest, dass der See an dieser Stelle ausgesprochen tief ist, tief genug. Dank meiner hervorragenden Sicht kann ich trotz des trüben Wassers auch den Eingang zur Höhe erkennen. Doch ich mache Luna nicht darauf aufmerksam und tauche wieder auf. Ich schwimme direkt weiter zum Wasserfall und klettere diesen empor.

„Was machst du da?", will Luna wissen.

„Ein wenig Wasserspringen. Das wird toll."

„Spinnst du? Das ist gefährlich!"

„Ach was, das wird cool."

Unter ihren besorgten Blicken klettere ich den Wasserfall nach oben, quere ihn, begebe mich zum Felsvorsprung, nehme Haltung an und springe mit den Beinen voraus hinab ins Wasser. Luna beobachtet mich voller Sorge. Als ich wieder auftauche, sehe ich, wie sie erleichtert ausatmet. Sie scheint die Luft angehalten zu haben.

„Das ist wunderschön", rufe ich ihr zu. „Komm mit."

Ohne auf eine Antwort zu warten, schwimme ich erneut zum Wasserfall und klettere ihn ein zweites Mal hinauf. Diesmal kommt Luna hinter mir her. Sie will also auch springen.

„Willst du zuerst?", rufe ich ihr zu.

„Mach nur. Du bist ja vor mir."

Also klettere ich wieder zum Felsvorsprung und mache diesmal einen Kopfsprung. Es ist unglaublich schön, ins Wasser einzutauchen. Ich genieße diese ungezwungene Zeit in vollen Zügen. Seit ich Königin bin, hatte ich nicht mehr Zeit, mit einer Freundin etwas zu unternehmen. Erst jetzt wird mir klar, wie sehr ich das vermisst habe.

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