Kapitel 3

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Armes Armogren

„Ich würde mir wünschen, das Haus könnte in seinem alten Glanz erstrahlen", sage ich leise zu mir selbst.

Plötzlich ist es, als würde sich ein leichter Wind erheben und er würde durch den Wald, die Wiese herauf und über das Haus hinwegwehen. Während ich mich noch wundere, wo dieser Wind so plötzlich herkommt, fällt mir auf, dass das Haus gar nicht mehr baufällig ist. Es ist zwar immer noch etwas schrullig, aber wie durch ein Wunder sauber und stabil.

Ich schaue mich verwirrt um. Was ist denn jetzt geschehen? War das der alte Horx? Hat er meine Gedanken gelesen und seine Magie spielen lassen?

„Das warst du", höre ich Orion.

„Ich? Wie denn? Du spinnst doch!"

„Du hast doch die Bücher gelesen. Ist dir dabei nicht aufgefallen, dass alle großen Königinnen eine ähnliche Gabe besaßen?"

„Du meinst, auch ich kann mir Dinge herbeiwünschen?"

„So wie es aussieht bist du doch eine von ihnen."

„Ich, ausgerechnet ich?"

Ich drehe mich um, gehe die letzten Schritte drauf zu und betrete das Haus. Mich befällt eine nostalgische Stimmung. Es ist klein, aber niedlich. Ich gehe in die Küche. Hier hat also Sofie gekocht, hier hat Siena sie wegen des Drachens ausgefragt. Ich bin so traurig, dass die beiden nicht mehr da sind und doch habe ich den Eindruck, als wären sie in der Nähe.

Ich gehe in den Essbereich und sehe den Tisch. Auf ihm haben Aurora, Siena und Amy Essen herbeigewünscht. Genau das soll ich nun auch können? Kaum zu glauben. Ich blicke in die Ecke zum Kamin. Dort steht ein Sessel. Sicher der, auf den sich Gordin so gern gesetzt hat, wenn das Abendessen vorbei war.

Einem inneren Drang folgend gehe ich darauf zu und setze mich hinein. Mich umgibt sofort ein Gefühl von Geborgenheit. Dieser Platz ist magisch, wie eigentlich alles hier. Sollte ich eines Tages Kinder haben, dann werde ich sie hierherbringen. Wir werden Zeit hier verbringen, die nur uns als Familie gehört. Dieses Haus werde ich nicht verkommen lassen. Zu viel ist hier geschehen, um es nicht zu würdigen.

Ich verlasse schließlich das Haus, da es bereits beginnt zu dämmern. Ich will nach Armogren und mich dort umschauen.

„Orion, wir fliegen nach Armogren", denke ich.

„Schnell wie der Wind."

Ich höre noch sein Kichern und schon erhebt er sich in die Lüfte. Erneut sind es nur zehn Minuten und er setzt zur Landung an. Es ist inzwischen fast Nacht und nun kann den Schattendrachen keiner mehr sehen. Er setzt etwas außerhalb der Stadt auf einem Feld auf und lässt mich absteigen.

Ich überlege kurz und wünsche mir ein Schwert und einen Dolch herbei. Keine Ahnung, warum ich das mache, es ist wohl eher eine Eingebung. Beides erscheint, wie aus dem Nichts. Es funktioniert tatsächlich. Doch mir fällt nun auch auf, dass ich nicht weiß, wohin mit beidem. Also wünsche ich mir alles Nötige herbei, was ich noch brauche. Auch das klappt perfekt.

Die Hose besitzt plötzlich am rechten Oberschenkel eine versteckte Tasche, in die ich den Dolch schieben kann. Er ist kaum noch zu erkennen und nur, wer weiß, dass dort etwas sein muss, sieht ihn auch. Für das Schwert halte ich einen Gürtel mit einer Scheide dran in der Hand. Ich schnüre ihn mir um die Hüfte und bevor ich das Schwert an seinen Platz schiebe, betrachte ich es ein wenig genauer.

Das Schwert ist wun-der-schön. Mein Gott, so etwas habe ich nie zuvor gesehen. Es ist aus bestem Stahl und doch auffallend leicht. Zudem liegt es unglaublich gut in der Hand. An der Drachenreiterschule war ich die Beste im Schwertkampf und hielt in meinem Leben bereits einige Waffen in der Hand. Aber so ein perfektes Schwert habe ich noch nie gesehen. Selbst in der Waffenkammer des Schlosses, die ich öfters aufgesucht habe, konnte ich nie etwas Vergleichbares finden.

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