Kapitel 4

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Hartes Durchgreifen

Ich habe unruhig geschlafen, weil es nicht meine Art ist, mich einfach aus dem Staub zu machen. Aber mir war klar, dass ich allein nichts ausrichten konnte. Zu meinem Glück treffe ich Anna beim Frühstück. Ich bitte sie, erneut meine Termine zu übernehmen. Heute auch die Audienzen. Sie ist überrascht, da ich noch nie die Audienzen an sie abgegeben habe. Ich bin aber froh, dass sie keine Fragen stellt und meinem Wunsch, ohne zu zögern, nachkommt. Ich glaube sie hat auch so verstanden, dass mir die Sache wichtig ist.

Wenig später mache ich mich auch schon mit zehn Mann meiner Wache und hoch zu Ross auf den Weg nach Armogren. Der Hauptmann der Wachen scheint sich etwas zu wundern, dass ich dermaßen entschlossen das Kommando über unsere Gruppe übernehme. Er traut sich aber nicht, mir zu widersprechen.

Ich treibe die Männer die ganze Zeit an und kann zwischendurch ein leichtes Murren vernehmen. Natürlich tun sie dies versteckt, trotzdem kann ich sie dank meiner gestärkten Sinne hören. Aber ich ignoriere das. Wir haben es eilig und ich will nicht unnötig Zeit verlieren. Gegen Mittag treffen wir endlich in Armogren ein.

Ich lenke meinen Rappen unverzüglich in Richtung Rathaus. Die Wache, die recht lässig davor stehen, staunt nicht schlecht, als sie meine Begleitung als königliche Garde ausmachen. Sie sind leicht zu erkennen, da sie dunkle Umhänge tragen, auf denen vorne und am Rücken das Wappen des Königshaues abgebildet ist. Einer der Männer am Eingang führt uns ins Büro des Stadthalters. Ich bekomme dank meines Gehörs mit, wie die Wache dem Stadthalter zuflüstert, dass ich wohl eine Gesandte der Königin sei. Anders könne er sich die Begleitung durch die Garde nicht erklären.

„Na, meine Liebe, was kann ich für Euch tun?", meint der Stadthalter daraufhin recht salopp.

Sein Blick ist überheblich und er mustert mich mit leicht lüsternem Blick. Eine unverzeihliche Unhöflichkeit ist, dass er ganz unbekümmert in seinem Sessel sitzen bleibt. Dies ist schon bei einem normalen Besuch nicht angebracht, bei der Königin ist dies ungeheuerlich. Ich kann direkt körperlich spüren, wie der Hauptmann der Wache, der direkt neben mir steht, sich anspannt und innerlich zu kochen beginnt. Ich aber grinse nur.

„Stadthalter, was fällt Euch ein? Ist das ein Benehmen?", fährt ihn der Hauptmann erbost an.

„Jetzt mach dich locker, eine Gesandte der Königin ist doch auch nur ein Mensch."

„Gesandte? Was redet Ihr da. Vor Euch steht Königin Vera von Siryn", brüllt der Hauptmann.

Nun schießt der Stadthalter doch in die Höhe, sämtliche Gesichtsfarbe ist verschwunden und er bringt kein Wort heraus. Der Wachmann neben ihm knallt die Hacken zusammen und steht sofort stramm. Auch er ist blass im Gesicht.

„Aber königliche Hoheit, was macht Ihr hier?", stammelt der Stadthalter.

„Bin ich Euch Rechenschaft schuldig?", fahre ich ihn an.

Der Mann ist mir unsympathisch und, wenn ich jemand nicht leiden kann, dann bin ich nicht in der Lage dies zu verbergen. Will ich auch nicht.

„Nein natürlich nicht, Eure Majestät. Ich bin nur verwundert, dass man Euch nicht angemeldet hat."

„Ich bin in einer dringenden Angelegenheit hier."

„Die wäre?"

„Mich interessiert das Sozialzentrum Armogren."

„Das wird Euch nicht länger ein Dorn im Auge sein."

„Das will ich auch hoffen."

„Wir werden es abreißen und dort ein neues Rathaus bauen, so wie es sich für eine Stadt wie Armogren gehört. Die Leiterin hat letzte Nacht zwei meiner Leute angegriffen oder angreifen lassen. So ganz ist das noch nicht geklärt. Sie spricht von einer mysteriösen Kriegerin, die aber sofort wieder verschwunden sein soll. Ich habe sie festnehmen und in den Kerker werfen lassen."

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