Lavendel und Flieder

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Sams Sicht

Heute würde ich einfach im Bett bleiben, die eine Vorlesung konnte ich heute auch ausfallen lassen. Ich hatte schon viele Glückwunschnachrichten erhalten. Meine Eltern hatten sich seit dem letzten Aufeinandertreffen nicht mehr gemeldet. Sie hatten wohl versucht, nochmal in die Wohnung zu kommen, aber ich war nicht da. Lustlos streckte ich mich und drehte mich nochmal um. Heute Nachmittag ist wieder Training und so wie es aussah, hatte das Team meinen Geburtstag wieder vergessen. „Ob meine Eltern heute normal mit mir feiern? Sehr wahrscheinlich nicht, Julian zerstörte jedoch meine Hoffnungen.

„He alles gute zum Geburtstag Sis wir sind so gegen 3 bei dir. Viel Glück",

Ich öffnete den Chat mit Fabi. „Danke, meine Familie kommt um 3 *Augenroll* kannst du auch kommen bitte?"schreib ich als Antwort auf seine Glückwünsche.

„Klar komm ich, aber sag deinen Eltern das sie zum Training kommen sollen"

„Meine Eltern beim Training? Das kann doch nur schief gehen"

„Dann sehen sie aber mal, dass du da nicht die einzige Frau bist"

„Ja wir können sie ja zusammen überzeugen",

„Kommst du zur Uni? Oder machst du blau heute?"

„Mache blau Karo schickt mir ihre Notizen, bis heute Nachmittag", ich schloss den Chat und bedankte mich bei meinem Bruder für die Warnung. Jetzt hielt mich doch nichts mehr im Bett und nach einer heißen Dusche sah der Tag nicht mehr ganz so mies aus. In Trainingsklamotten trat ich wenig später aus dem Haus und lief meine übliche Joggingrunde. Die Musik dröhnte in meinen Ohren und ich machte mich auf den Weg zum Park.

Dieser war fast verlassen, nur vereinzelnd lief ich an Leuten vorbei. Meistens alte Leute oder Hundebesitzer. Morgens war es hier ruhig und friedlich und ich konnte ungestört laufen. Nach der 2 Runde fühlte ich mich beobachtet. Als würden blicke mir folgen, irritiert blickte ich mich um, sah aber niemanden, bis wieder an der Parkbank vorbeikam. Auf dieser saß jetzt Kassandra. Ich hielt an und nahm die Stöpsel aus den Ohren. „Gutes Tempo, geht es dir besser?", fragte sie und stand auf. Heute trug sie ein ganz einfaches Shirt und Jeans. „Danke ich laufe öfter hier. Meine Eltern haben sich noch nicht gemeldet, aber ich habe mich für mehr Stunden im Café eingetragen irgendwie bekomm ich die Wohnung und das Geld für die Clubgebüren schon zusammen", erklärte ich ihr. „Das wirt schon, halt die Ohren steif", meinte sie und kam näher. Ich roch ihr Parfum eine Mischung aus Lavendel und Flieder. „Wollten wir uns so mal treffen, ich brauchte jemanden der mir die Stadt zeigt", fragte sie mich und lächelte freundlich. „Ich kenne hier noch kaum jemand", sprach sie weiter. „Ja warum nicht, deine Nummer stand ja auf der Karte", antworte ich hier. „Das freut mich melde dich einfach wenn du Zeit hast", meinte sie und wandt sich zum gehen. Ich lief weiter und wunderte mich dann doch über dieses merkwürdige Gespräch.

Als ich das nächste Mal an der Bank vorbeikam, war sie weg. Ich hatte aber immer noch ihr Parfum in der Nase. Außer Atem kam ich vor meinem Lieblingscafé zum stehen. Ich schaltete die Musik aus und trat ein. „Sami guten Morgen, einmal französisches Frühstück wie immer?", wurde ich gleich von Daniel begrüßt.

„Guten Morgen, ja bitte und einen großen Eistee mit Zitrone", bitte ich und lasse mich in einen der Sessel sinken. Erschöpft bedanke ich mich für die ganzen Glückwünsche und packe das Handy wieder weg.

Wenig später hatte ich meine warmem Croissants mit Marmelade und Nussnugatcreme vor mir. Für einen kleinen Moment alles Vergessen und in Ruhe frühstücken, doch dir Tür ging auf und wieder wehte der Geruch von Lavendel und Flieder entgegen. Kassandra verfolgte mich wohl heute. Sie bestellte das kleine Frühstück und blick mich direkt an Sie schüttelte lachend den Kopf. „Darf ich mich dazusetzen?", fragte sie mich und ich schob einfach das Tablett beiseite. Ihr Frühstück kam schneller und wir konnten zusammen essen. „Wir treffen uns schon wieder was für ein Zufall. Was hast du heute noch so vor? Ich bewerbe mich immer noch als Ärztin aber irgendwie will mich keiner ernst nehmen", seufzte sie und biss in ihre Brötchenhälfte. „Wieso nehmen sie dich nicht ernst",

„Zu viele Doktortitel in zu kurzer Zeit die denken ich hätte die gekauft oder mit dem Prüfer geschlafen. Ich bin halt intelligent aber hochbegabte gibs in deren Welt nur unter Männern", erklärte sie und aß weiter. „Und wenn du erstmal Praktika oder so machst?", schlug ich vor und sie nickte grimmig. „Eigentlich müsste ich gar nicht arbeiten mit dem Geld, was ich besitze. Aber ich hab ja nicht umsonst studiert und ich möchte anderen helfen", erklärte sie zwischen zwei Bissen.

„Ärztin zusein ist auch etwas ganz besonders. Das wird, schon wenn sie erstmal deinen Lebenslauf geprüft haben wirst du sicher nur noch zusagen bekommen", ermunterte ich sie.

„Danke dir", murmelte sie und aß gedankenverloren weiter. „Ich habe sie wohl ganz falsch eingeschätzt", dachte ich und biss in das zweite Hörnchen. Schweigend ließen wir uns die Reste unseres Frühstücks schmecken.

„Ich nehme mir ein Taxi soll ich dich zuhause absetzen?", fragte sie plötzlich und stand auf. „Aber nur wenn ich zahle, schließlich habe ich letztes Mal nicht bezahlt", antworte ich und brachte das Tablett weg und bezahlte meine Bestellung. Zusammen liefen wir zum Taxi, das Kassandra in der Zwischenzeit gerufen hatte.

Wieder saß ich mit Kas im Taxi und atmete ihren Duft ein. Keine Ahnung was sie für ein Parfum nahm, aber sie sollte weniger nehmen. Es machte mich irgendwie schläfrig. „Dein Parfum ist echt speziell", murmelte ich und gähnte. Sie zog mich an sich. „Wenn man schon müde ist macht es schläfrig", erklärte sie mir leise und nahm mich in den Arm. Zärtlich streichelte sie mich und ich dämmerte weg.

„Wir sind da", flüsterte eine weibliche Stimme mir ins Ohr und stupste mich an. Ich lag auf etwas Weichem, diese weiche Etwas stellte sich als Kassandra heraus. „Oh entschuldige, ich setzte mich auf und rieb mir die Augen. „Ich habs ja provoziert, du hast die Wahl, kommst du mit zu mir oder steigst du aus?",fragte sie.

„Meine Eltern kommen nachher und ich muss noch aufräumen"verneinte ich und griff nach meiner Brieftasche. „Lass stecken", wiegelte sie ab. „Aber ich kann dich doch nicht schon wieder zahlen lassen", widerspreche ich. „Mir tut das nicht weh und jetzt geh schon", mein sie und ich steige aus. Das Taxi raste davon und ich schleppte mich immer noch düssig die Treppen hoch. „Erstmal duschen", beschließe ich und suche mir neue Klamotten raus. Ich war jetzt schon ziemlich spät dran und beeile mich. Duschen anziehen und aufräumen. Bald würde Fabi da sein und damit auch meine Familie.


Jungfrauen beißt man nichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt