22

10.9K 735 427
                                    

„Hermine? Können ... können wir nochmal miteinander reden? Nur wir zwei?"

Überrascht blickte Hermine von ihrem Aufsatz auf. Was wollte Ron mit ihr alleine besprechen, ausgerechnet jetzt, wo sie mit ihrem Zaubertränkeaufsatz so gut voran kam? Seufzend klappte sie ihr Buch zu und erhob sich vom Stuhl.

„Sicher", meinte sie leicht genervt, „hier im Gemeinschaftsraum oder willst du lieber draußen irgendwo?"

„Lieber ... draußen", kam es angespannt von Ron. Misstrauisch folgte Hermine ihm durch das Gemälde in den Gang hinaus, einige Treppen weiter runter, bis sie in einen abgelegenen Gang einbogen, wo vor den Fenster große, breite Fensterbänke waren. Er vergewisserte sich, dass niemand sonst in der Nähe war, dann setzte er sich und schaute sie aus großen Hundeaugen an: „Setz dich ... neben mich."

Hermines Herzschlag beschleunigte sich. Das Verhalten von Ron war eigentlich eindeutig - doch das konnte nicht sein Ernst sein, oder? Er war doch mit Lavender zusammen? Nervös blickte sie ihn an. Was würde sie tun, wenn ihre Befürchtung Wahrheit wurde? Hatte sie vielleicht doch noch Gefühle für ihn?

„Weißt du", fing er schließlich an und Hermine spürte, wie schwer er sich mit seinen Worten tat, „Lavender hat gestern mit mir Schluss gemacht."

Ihr stockte der Atem. Das durfte nicht wahr sein. Sie war schon so durch Blaise und Draco verwirrt genug, da brauchte sie nicht noch Ron, der schon wieder mit zweideutigen Aussagen ankam. Ungeduldig presste sie raus: „Und? Warum erzählst du mir das?"

Sie sah, dass Ron zusammen zuckte, doch sie konnte einfach kein Mitleid für ihn empfinden. Wenn er jetzt ernsthaft wieder zu ihr angekrochen kam, weil die eine Beziehung nicht geklappt hatte, und er dachte, dass sie noch ... verfügbar war, hatte er sich geirrt.

„Naja", stammelte er, offensichtlich aus dem Konzept gebracht, „sie hat mir vorgeworfen, dass ich ... dass ich in dich verliebt bin."

„Aha", sagte sie streng, „und ist das so?"

„Ich weiß nicht ... bist du in mich verliebt?"

Überrascht öffnete Hermine den Mund - und schloss ihn wieder, da ihr nichts einfiel, was sie auf diese Frage hätte sagen können. Was war denn das für eine Antwort? Was hatten ihre Gefühle mit seinen zu tun? Kopfschüttelnd sagte sie schließlich: „Du weißt nicht, ob du in mich verliebt bist, und fragst, ob dich in dich verliebt bin, weil...?"

Ron hatte den Anstand, rot anzulaufen, als ihm offenbar bewusst wurde, wie seine Frage angekommen war. Rasch erklärte er: „Es ist halt so, dass wir zwei immer irgendwie ... naja, zusammen waren. Und falls du noch willst ... du hast ja mal gesagt, dass du ich mich verliebt bist ... ich weiß nicht, wenn das noch so ist, würde ich vielleicht ... es doch mal mit dir probieren."

Ungläubig blickte Hermine ihren so genannten besten Freund an. Hatte er das gerade wirklich gesagt? Und vor allem: Hatte er es so gemeint, wie er es gesagt hatte? Sie wusste ja, dass er gerne in Fettnäpfchen trat, einfach weil er sich nicht gut ausdrücken konnte. Mit unterdrückter Wut hakte sie nach: „Was meinst du mit ausprobieren? Willst du ernsthaft vorschlagen, dass wir zwei jetzt mal zusammen sind, weil du nicht weißt, was du willst? Damit du einen Vergleich hast, ob dir die Beziehung mit mir besser gefällt als die mit Lavender?"

„Ja!", nickte Ron begeistert, ohne zu bemerken, dass diese Worte von Hermine nicht als positiver Vorschlag gemeint gewesen waren. „Genau so meinte ich es."

„Ronald Weasley", fuhr Hermine ihn entrüstet an, „so funktioniert das nicht! Du kannst dich nicht aus Unentschlossenheit auf eine Frau einlassen, nur um sie dann abzuschießen, falls sie doch nicht deinem Geschmack entspricht. Was ist denn mit meinen Gefühlen? Du musst das schon mit dir selbst ausmachen, ob du mich willst oder Lavender."

Nachhilfe mit Nebenwirkungen ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt