„Meinst du die Frage ernst?"
Hermine konnte nicht glauben, dass Draco Malfoy so tat, als wüsste er nicht, wie lächerlich der Gedanke war, dass sie mit ihm schlafen würde. Sicher, der Kuss, den sie geteilt hatten, war aufregend gewesen, hatte ihr das Gefühl gegeben, begehrt zu werden, eine Frau zu sein. Doch das änderte nichts an allem, was zwischen ihnen stand, an den Gemeinheiten, die sie hatte erdulden müssen, an seinen Vorurteilen ihr gegenüber – und an ihren Vorurteilen ihm gegenüber.
„Ja", kam die schlichte Antwort von ihm. Noch immer hatte er diesen ernsten Gesichtsausdruck, der ihre eine Gänsehaut über den Rücken jagte, doch jetzt hatten sich zusätzlich seine Lippen zu einem dünnen Strich zusammen gepresst. War er wütend?
„Ich bin Hermine Granger. Und du Draco Malfoy", erklärte sie schlicht: „Mehr muss man dazu doch nicht sagen, oder?"
„Ich scheine ein wenig dumm zu sein", erwiderte er mit schleppender Stimme: „Du musst es mir leider doch genauer erklären."
Mit einem genervten Seufzen schob sie ihn von sich, trat an ihm vorbei und ging mit langsamen Schritten auf ihren Lieblingstisch in der Bibliothek zu. Sie wusste, dass sie dort ungestört sein konnte, und genau das musste sie jetzt sicherstellen: Wenn sie tatsächlich eine ernsthafte Diskussion mit Malfoy über ihre Beziehung führen wollte, dann wollte sie dabei unter keinen Umständen belauscht werden. Sie warf ihm über die Schulter einen Blick zu, damit er verstand, dass er ihr folgen sollte. Fragend legte er den Kopf schräg und hob eine Augenbraue, doch als sie einfach auf den Stuhl ihr gegenüber deutete, zuckte er mit den Schultern und gesellte sich zu ihr.
Nachdem Hermine ein paar Mal auf ihrem Stuhl hin und her gerutscht war, holte sie tief Luft und begann: „Ich habe keine Ahnung, warum ich dir das erklären muss … wenn überhaupt müsstest du derjenige von uns beiden sein, der die größere Ablehnung gegenüber einer Beziehung jedweder Art hat, aber schön. Wenn du unbedingt den Dummen spielen willst, bitte, ich lasse mich gerne darauf ein. Beschwer dich nicht, wenn dir nicht gefällt, was du hörst."
„Granger!", knurrte Draco: „Du musst mich nicht beleidigen, bevor du überhaupt angefangen hast mit deiner Erklärung. Ich bin ein Fan von kultivierter Unterhaltung."
„Hah!", war alles, was Hermine dazu sagen konnte, doch sie ließ sich nicht aus dem Konzept bringen, sondern schaute ihm direkt in die Augen: „Du bist ein gutaussehender Junge. Wirklich, das meine ich vollkommen ernst, also schau nicht so!"
„Wenn du auf mich stehst, dann verstehe ich noch weniger, warum du keinen Sex willst", gab Draco zurück. Wieder seufzte Hermine genervt: „Ich habe nicht gesagt, dass ich auf dich stehe. Ich sage nur, dass du in meinen Augen attraktiv bist. Du hast sicherlich auch ein paar positive Charaktereigenschaften, auch wenn ich bisher nicht in den Genuss gekommen bin, irgendwas davon zu sehen."
Wieder unterbrach er sie: „Bitte? Ich versuche seit Tagen, dich aufzumuntern und zu trösten, habe dir sogar einen heißen Kuss spendiert, aus reiner Selbstlosigkeit … und du sagst immer noch, dass du nichts Gutes in mir siehst?"
Sie konnte ein Schnauben nicht unterdrücken: „Sicher, total selbstlos von dir. Keinerlei Hintergedanken. Ich sage dir mal eines, Malfoy: Nichts, rein gar nichts von dem, was du tust, kann ich als aufrichtig annehmen. Du warst nie freundlich, nicht einmal höflich zu mir. Du hast mir selbst beigebracht, dass ich jedes Wort von dir hinterfragen muss, dass ich immer auf der Hut sein muss, wenn es um dich geht. Ja, der Kuss war großartig und hat mich aufgebaut, aber du hast das ganz gewiss nicht aus Nächstenliebe getan. Vermutlich willst du dich nur damit brüsten können, dass du mich ins Bett gekriegt hast oder so. Das läuft nicht."
„Meine eigene Schuld also, mh?", fragte Draco, ohne ernsthaft eine Antwort von ihr zu benötigen. Kurz schwiegen beide, während er seinen Blick über die sie umgebenden Bücherregale wandern ließ. Er konnte verstehen, warum Hermine sich häufig in der Bibliothek aufhielt – alles hier atmete Wissen und Geheimnisse. Es stellte eine ganz eigene Verführung dar und er musste zugeben, wenn er nicht darum bemüht gewesen wäre, ein gewisses Bild seiner selbst aufrecht zu erhalten, hätte er die Bibliothek gewiss auch öfter besucht. Sein Blick kehrte zu ihr zurück und er bemerkte, dass Hermine selbst verträumt auf die langen Reihen von Bücherregalen schaute. Es fiel ihm noch immer schwer zu akzeptieren, dass dieses Mädchen so voller Leidenschaft steckte – und dass sie ihn nicht wollte. Ja, sicher, er verstand ihr Argument mit der ganzen Feindschaft zwischen Slytherin und Gryffindor, zwischen ihnen beiden im Besonderen und allem drum und dran. Er wollte ja auch gar keine Beziehung mit ihr, sondern einfach nur Sex. Und Sex konnte man doch auch mit jemandem haben, den man eigentlich nicht mochte, solange die Leidenschaft da war. Und sie war da, das hatte er sich gewiss nicht eingebildet. Sie musste doch selbst gespürt haben, wie heiß es plötzlich zwischen ihnen beiden geworden war.
![](https://img.wattpad.com/cover/23921286-288-k31406.jpg)
DU LIEST GERADE
Nachhilfe mit Nebenwirkungen ✔️
Fanfiction[Harry Potter Fanfiction] Um endlich nicht mehr als eine unter vielen dummen Frauen vor Draco dazustehen und seine Liebe zu gewinnen, beschließt Pansy, sich Nachhilfe zu besorgen - ausgerechnet bei Hermine! Doch wo Slytherin ihre Finger im Spiel hab...