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"Und wehe, ihr packt die Geschenke aus, bevor Weihnachten ist! Ich warne euch! Ich habe deiner Mutter geschrieben, dass sie den Zustand aller Geschenke überprüfen soll, sobald ihr im Fuchsbau angekommen seid!"

Mit gespielter Strenge und erhobenem Zeigefinger stand Hermine vor ihren beiden besten Freunden am Bahnsteig und grinste sie an. Sie war froh, dass endlich wieder alles in Ordnung war zwischen ihnen, aber trotzdem bereute sie ihre Entscheidung, dieses Mal über Weihnachten im Schloss zu bleiben, nicht. So hatte sie wenigstens Zeit, ihre völlig durcheinander geratenen Gefühle zu sortieren.

"Ist ja gut, Hermine!", gab Ron lachend zurück: "Die Drohung mit meiner Mutter ist echt nicht nötig. Wir sind geduldige, anständige Jungs!"

"Wer's glaubt!"

Wehmütig, aber trotzdem fröhlich umarmte Hermine ihre beiden Freunde und drückte dann beiden gerade, als sie einsteigen wollten, noch jeweils einen Zettel in die Hand: "Hier, das ist euer Lernplan für die Ferien, damit ihr nicht vergesst, dass bald Prüfungen sind. Tut euch selbst einen Gefallen und haltet euch dran!"

"Hermine!", rief Harry gequält aus: "Es sind Ferien! Weihnachten! Du glaubst doch nicht wirklich, dass wir lernen werden?"

Sie lachte nur als Antwort, denn der Zug setzte sich bereits in Bewegung und alle Worte gingen im Lärm der schweren, alten Lok unter. Winkend blieb sie am Gleis stehen, bis der Zug hinter der Kurve verschwunden war. Als sie sich umdrehte, stand Theo hinter hier, die Hände tief in den Manteltaschen vergraben.

"Du bleibst also tatsächlich hier!", stellte er fest. Hermine nickte: "Offensichtlich. Und du? Hast du dich anständig von Pansy verabschiedet?"

Theodore seufzte tief. Das hatte er tatsächlich, doch das Gespräch, das sie gerade noch geführt hatten, war alles andere als zu seiner Zufriedenheit verlaufen. Pansy hatte ihm erzählt, dass sie Draco und Hermine bei einem gemeinsamen Spaziergang beobachtet hatte - und ihn gebeten, ein Auge auf beide zu haben. Er bezweifelte, dass da tatsächlich irgendwelcher Anlass zur Sorge bestand, aber es betrübte ihn, dass Pansy auch im Augenblick des Abschiedes von ihm nur an Draco denken konnte. Zumal der gar nicht am Bahnhof aufgetaucht war.

"Dein Gesichtsausdruck sagt schon alles", murmelte Hermine leise: "Wenn du nicht willst, reden wir einfach nicht drüber, okay?"

Dankbar nickte Theo. Schweigend liefen sie durch das dichter werdende Schneegestöber zum Schloss zurück. Bis zum Heiligen Abend waren nun nur noch wenige Tage und Hermine war froh, dass sie all ihre Geschenke bereits zuvor eingekauft hatte. Das Wetter versprach, nur noch schlechter zu werden und es war fraglich, ob sie vor Weihnachten überhaupt noch einmal ins Dorf kommen würde.

oOoOoOo

Unschlüssig rang Hermine mit sich selbst. Sie saß alleine an der großen Gryffindor-Tafel, offensichtlich die einzige aus ihrem Haus, die am Heiligen Abend so früh aufstehen wollte, und trank ihre erste Schale Milchkaffee. Auf der anderen Seite der Großen Halle saßen Draco, Blaise und Theo beisammen, während auch bei ihnen der Rest des Hauses noch zu schlafen schien. Sollte sie sich zu ihnen rüber setzen? Oder würde das merkwürdig wirken? Entschieden beschloss Hermine, dass Ferien waren und da die strikte Häusertrennung ruhig aufgehoben werden konnte. Sie griff nach ihrer Schale und schlenderte rüber.

"Guten Morgen, darf sich eine einsame Löwin zu den Schlangen gesellen?", fragte sie, ohne jedoch an einer Antwort interessiert zu sein, und ließ sich auf der Bank neben Theo nieder.

"Einen wunderschönen guten Morgen auch an dich", gab Blaise zurück: "Wenn die Löwin sich traut und keine Angst hat, von den Schlangen gebissen zu werden, ist sie herzlich in der Runde willkommen."

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