Draco entging nicht, wie Hermines Blick für den Bruchteil einer Sekunde auf seine Lippen fiel, nur um dann mit noch größerer Wut zu seinem zurückzukehren. Ohne weiter darüber nachzudenken, schloss er den kurzen Abstand zwischen ihnen, griff mit einer Hand in ihr Haar und zog sie an sich. Es war kein zärtlicher Kuss wie am See und er war auch nicht leidenschaftlich wie die zuvor. Es war ein Kuss, um seinen Zorn loszuwerden und seinen Punkt deutlich zu machen. Als er spürte, wie Hermine sich zu wehren begann, ließ er von ihrem Mund ab und beugte ihren Kopf zur Seite, um heiße Küsse auf ihrem entblößten Hals zu platzieren. Ein halb überraschtes, halb erregtes Keuchen entfuhr ihr.
„Du bist ernsthaft wahnsinnig, Malfoy!“, stöhnte Hermine: „Entscheide dich, was du willst. Du kannst nicht in der einen Sekunde daher kommen und mich beleidigen und dann in der nächsten so über mich herfallen!“
Er entließ sie aus seinem festen Griff und baute sich stattdessen zu voller Größe vor ihr auf, beide Hände auf ihren Schultern abgelegt: „Ich will dich.“
„Und weil du mich willst, kommst du aus dem Nichts hier an und beleidigst mich?“
„Ich lasse mich nicht gerne verarschen, Granger!“, presste er angespannt hervor: „Wenn du mich nicht willst, sag es direkt. Aber den einen Tag was von Gefühlen und Sicherheit faseln, um am nächsten Tag meinem besten Freund die Zunge in den Hals zu stecken, das geht nicht.“
Hermine lief leuchtend rot an. Natürlich war es nicht in Ordnung, was sie hier tat, insbesondere deswegen, weil Blaise ernsthaft in sie verliebt war. Aber was sollte sie tun? Sie wusste doch selbst nicht, was sie fühlte, und wenn sie beide Männer auf Armeslänge Abstand hielt, würde sie es nicht heraus bekommen. Trotzig gab sie zurück: „Gerade du musst hier den Moralapostel spielen. Von dir hört man doch ständig nur irgendwelche Gerüchte über kurze Affären mit diversen Mädchen.“
„Wenn ich es mir hätte aussuchen können, hätte ich sicherlich auf ein Mädchen gewartet, das ich wirklich will und das wirklich mich will“, erwiderte Draco ruhiger: „Aber die Wahl hatte ich nicht. Und nach dem ersten Mal spielt es dann eh keine Rolle mehr.“
„Keine Wahl!“, prustete Hermine: „Was ist passiert, lag plötzlich eine nackte Frau in deinem Bett und du konntest in deiner jugendlichen Unbeherrschtheit nicht anders, als über sie herzufallen?“
Mit einem ernsten Ausdruck im Gesicht blickte Draco zur Seite: „Nein. In meiner Familie ist es Tradition, dass ein Junge an seinem vierzehnten Geburtstag von einer erfahrenen … Gesellschafterin in die Kunst der Liebe eingeführt wird. Dieser Tradition widersetzt man sich nicht.“
Das Lachen blieb Hermine im Hals stecken. Die verschlossene Miene von Malfoy zeigte deutlich, dass seine Worte nicht erfunden waren und dass er nur höchst ungerne darüber sprach. Sie öffnete den Mund, doch sofort legte er seine Hand darüber, um ihr das Wort abzuschneiden: „Spar dir dein Mitleid, Granger. Es war ganz gewiss nicht so, dass ich nicht Spaß an der Sache gehabt hätte. Und ich habe ganz gewiss nicht deswegen mit vielen anderen Frauen geschlafen, weil ich irgendein Trauma verarbeiten müsste, falls das jetzt in deinem überemotionalen Köpfchen als fixe Idee aufgetaucht ist.“
Hermine presste die Lippen zusammen. Sie glaubte Draco, dass er die Erfahrung an sich nicht so schlimm fand, im Gegenteil, für die meisten Männer war es gewiss eine Erleichterung, Erfahrung mit Sex zu haben, ehe sie sich auf ein gleichaltriges Mädchen, in das sie vielleicht verliebt waren, einließen. Trotzdem. Sonderlich gesund konnte so eine Tradition nicht sein. Doch sie würde ihre Gedanken hinunter schlucken und ihm kein sowieso ungewolltes Mitleid schenken.
„Jedenfalls“, fuhr Draco fort, als er sah, dass Hermine stumm blieb: „Ich habe genau genommen nur mit fünf Frauen danach geschlafen. Und wie ich es dir erklärt habe: Das waren zwar keine festen Beziehungen, aber auch keine kurzen Quickies. Ich bevorzuge es, den auserwählten Damen anständig den Hof zu machen, und ich bin von Anfang an ehrlich bezüglich meiner Absichten. Genau wie jetzt bei dir. Ich wäre dir dankbar, wenn du ebenso ehrlich zu mir sein könntest. Immerhin bist du hier die Gryffindor, nicht ich.“
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Nachhilfe mit Nebenwirkungen ✔️
Fanfic[Harry Potter Fanfiction] Um endlich nicht mehr als eine unter vielen dummen Frauen vor Draco dazustehen und seine Liebe zu gewinnen, beschließt Pansy, sich Nachhilfe zu besorgen - ausgerechnet bei Hermine! Doch wo Slytherin ihre Finger im Spiel hab...