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R I A N A

Nachdem mich Milano nachhause gebracht hatte, fiel ich direkt ins Bett, ohne mich auch wirklich umzuziehen, weshalb ich direkt am nächsten Morgen komplett verwuselt aufwachte.
»Ich sehe schrecklich aus.«, das war der Grund, weshalb ich mich direkt in die Dusche begab und danach schminkte. Etwas mehr als sonst, denn meine Augenringe reichten bis zum Mond.

Ich fand in meinem Schrank ein hellblaues Kleid mit langen Ärmeln, welches schön Tailliert war. Es war ein Kleid, welches mir Kenna zu meinem zwanzigsten Geburtstag geschenkt hatte.
Als ich gerade meine Schuhe anziehen wollte, tropften diese förmlich. »Mist.«, fluchte ich und wollte diese schnell trocknen, doch dafür reichte mir die Zeit nicht.
So sah ich direkt auf den Karton, wo die teuren Schuhe drin lagen und zog diese einfach an. So unwohl ich mich damit auch fühlte, musste ich sofort los, wenn ich nicht zu spät kommen wollte.

In der Firma angekommen rannte ich direkt zum Fahrstuhl. Ich hatte noch genau zwei Minuten. »Ganz ruhig, mein Bruder wird dich schon nicht umbringen, wenn du zu spät kommst.«, erschrocken fuhr ich zu dem mann herum, der Rafael hieß.
»Guten Morgen.«, begrüßte ich ihn freundlich und direkt trat ein Lächeln in sein Gesicht.
Sein dunklen Augen strahlten. »Das Kleid ist hübsch.«, stellte er fest, als ich den Fahrstuhl betrat.
»Danke.«, ich war solche Komplimente nicht gewohnt, weshalb ich auf den Boden starrte und dann auf die Uhr. Es waren zwei Minuten nach neun.

»Verdammt.«, sprach ich so leise, doch Rafael hatte mich gehört. »Mach dir keinen Kopf. Ich komme mit rein.«, beschloss er, doch ich verneinte dies. »Alles gut, ich mache das alleine.«
»Widersprich mir bitte nicht.«, wenigstens kam ein Bitte.
Der Ton des Fahrstuhl bedeutete, dass ich da war. Sofort wollte ich heraus, spürte aber dann eine Schulter an meiner. Dann sah ich zur Seite und sah in die Augen des Mannes.
Dunkle Wimpern.
Volle Wimpern umrandeten diese Augen. Ich spürte seinen Duft, der fruchtig bis süß war, dennoch männlich.
»Nach dir Bella.«, Bella? Meinen verwirrten Blick schien er wohl auch gemerkt zu haben, denn er lachte.
Ein tiefes, schönes Lachen.

Dann folgte ein Zwinkern und seine Hand legte sich auf mein Kreuz, um mich aus dem Fahrstuhl zu befördern. »Herein.«, kam es von ihm, bevor er die Tür von Milanos Büro öffnete.
»Du hast verdammt nochmal was getan?«, schrie er. Ich fühlte mich fehl am Platz. Rafael ging direkt zu ihm und sah ihn fragend an.
»Verflucht Sandro! Du sollst ihn doch einsperren und nicht aus den Augen lassen. Was davon hast du nicht verstanden? Ich bringe dich um.«, ich fuhr zusammen.
Umbringen?
Das war doch bestimmt eine Redewendung.
Rafael tippte auf Milanos Schulter und als er mich erblickte legte er auf.

»Du bist zu spät Riana.«, stellte er fest und sah mich finster an. »Entschuldigung. Ich...«
»Ich habe sie aufgehalten. Colpa mia.«, was für eine Cola?
»Das ist mir egal Bruder. Ihre Verantwortung. Ihre Schuld.«, nett...

Rafael war mit einen bemitleidenden Blick zu und formte mit den Lippen ein »Sorry«. Ich konnte ihn nur dankend anlächeln und mich zu meinem Platz begeben.
»Wo willst du hin? Dein Tisch steht draußen.«, fuhr er mich an, also drehte ich mich schweigend um und setzte mich an den Tisch vor der Tür.
Als ich meinen Terminkalender aufschlug und begann die Termine von meinem Boss abzuhaken, hörte ich die Tür auffliegen und einen wütenden Milano heraustreten.
»Ich bin später wieder da. Bleib hier und erledige deine Aufgaben.«, forderte er mich auf und ging. Rafael blieb kurz bei mir stehen. »Nimm es nicht persönlich. Er ist immer so.«, mit seiner Hand strich er über meine Schulter und war dann auch weg. Was war denn bloß los?

M I L A N O

»Du bist zu hart zu Riana.«, laberte mich mein Bruder die Autofahrt voll. Ich solle netter sein und Riana nicht blöd behandeln. Nur verstand er nicht, dass ich ihr Chef war und sie sowieso nichts machen konnte.
»Und wieso genau verteidigst du sie?«, entgegnete ich und ein kurzes Schwiegen folgte.
»Weil sie echt nett ist und sie nichts dafür kann, dass du so ein Arschloch bist.«, ich prustete los. »Dann bin ich das halt.«

Gestern war ich viel zu nett zu ihr. Das wars aber auch schon. Egal wie hübsch sie war, sie war meine Aushilfe und sollte ihren Job richtig machen.
»Was ist eigentlich passiert, dass wir sofort aufbrechen mussten?«, immer diese dämlichen Fragen. »Sandro hat verkackt. Du weißt doch noch der Typ, der eine Schießerei bei uns veranstaltet hatte...Er wurde gefunden und ich habe Sandro drum gebeten ihn einzusperren, bis wir kommen. Nur ist der Typ jetzt abgehauen.«, einige Flüche verließen Rafaels Mund, bis ich das Auto zum Stehen brachte.

»Sandro!«, brüllte ich durch den Keller eines Industriegebäudes. »Sandro!«
Keine Antwort.
»Sandro verdammt. Komm her!«, dann sah ich einen Kopf hervorlugen. »Bitte Milano. Ich habe alles versucht.«, zitterte der Mann und sah mich und meinen Bruder an.
»Nicht gut genug Sandro. Ich habe dir eine verdammte Aufgabe gegeben. Wo ist er hin?«, fauchte ich ihn an und ballte meine Hände zu Fäusten, denn ich war kurz davor ihm eine reinzuhauen.

»Er ist die Straße lang. Richtung des Waldes.«, zitterte er und deutete nach draußen auf die Straße. Ich war sauer. Dieser Verbrecher hatte eine Schießerei veranstaltet und Geld von uns genommen. Er wird dafür bezahlen und Sandro auch.
»Du bist gefeuert Sandro.«, wandte ich mich ein letztes Mal an ihn. »Milano, es tut mir leid. Ich weiß nicht, wie das...«, dann zückte ich meine Waffe und schoss ihm ins Bein.
»Ah! Verflucht.«, stöhnte er vor Schmerz. Gut so.
Dann verließ ich den Keller und lief in Richtung des Waldes und mein Bruder hinter mir her.

»Also der Schuss hätte nicht sein müssen.«, kam Rafael damit an. »Doch Rafael.«
Vor dem Wald hörte ich einige Schritte, die weder von mir noch von meinem Bruder stammten. »Ich glaube der Typ ist da.«, flüsterte Rafael und ging hinein. Leise folgte ich ihm und in der Tat konnten wir einen Mann finden.
Der gerade dabei war sich zu verstecken.

»Bleib wo du bist!«, schrie ich ihn an und richtete meine Pistole auf ihn. So auch Rafael.
»Die Brüder Mancini. Schön euch zu sehen.«, sprach der schmierige Typ zu uns. Er war einige Jahre älter als ich und hatte so ein ekliges Grinsen in seinem Gesicht, welches ich ihm gerne wegprügeln wollen würde.
»Gib uns das Geld.«, ich ging langsam auf ihn zu, damit ich ihn fassen konnte, doch er lachte. Lachte schelmisch.

»Vergesst es. Ich habe etwas gegen euch in der Hand.«, das ich nicht lachte. Was sollte er bitte haben?
»Das wäre?«, wollte ich wissen, woraufhin er erneut auflachte. »Etwas oder besser gesagt jemanden, der euch sehr wichtig ist.«, er trieb mich zur Weißglut.
»Rede!«, forderte ich ihn auf.
»Bria.«

Na ihr!
Wer dieser Typ wohl ist und was er von der Familie möchte...

Ich hoffe, dass euch das Kapitel gefallen hat❤️

THE MANCINI BROTHERS | PARTE UNO✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt