Quattro

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R I A N A

»Danke fürs Fahren.«, schnell stieg ich aus, ohne auch darauf zu warten, dass er mir die Tür öffnete.
»Hier wohnst du?«, tauchte er neben mir auf und sah auf das alte Gebäude, welches so aussah als würde es auseinander fallen. Aber mehr konnte ich mir nunmal nicht leisten. Meine Wohnung war eine Zweizimmerwohnung, die nicht einmal wirklich eingerichtet war.

»Ja, gibt es ein Problem damit?«, hakte ich nach, woraufhin ein Schweigen folgte. »Ich stelle hier die Fragen, nicht du.«, okay Boss...
Als ich die Tür dann einfach aufschloss, um dann in den zweiten Stock zu gehen, hörte ich schwere Schritte hinter mir. Folgte er mir etwa?
»Ich schaffe es schon alleine. Danke.«, damit dachte ich, dass er wieder zurück gehen würde, aber dem war nicht so. »Ich habe nich nach deiner Meinung gefragt.«
Idiot...

Dann kam ich an meiner Wohnungstür an, die ich direkt betrat und direkt schließen wollte, da stellte er seinen Arm dazwischen. Schweigend gingen wir rein und ich zog die Schuhe aus, legte diese vorsichtig in einen Karton und reichte ihm den.
»Danke für die Schuhe, aber ich kann sie nicht annehmen.«, nur nahm er den nicht entgegen.
»Ich habe doch gesagt, sieh es als Willkommensgeschenk.«
»Und ich habe doch gesagt, dass ich es nicht annehmen möchte.«, ich druckte ihm den Karton gegen seine Brust. Vielleicht etwas zu doll, denn er sah mich wütend an. »Ich habe dir gesagt du sollst sie behalten. Sei nicht lächerlich.«

Augenrollen stellte ich den Karton auf die Kommode und sah den Mann an, der noch immer in meinem Flur stand. Aber er sah nicht mich an, sondern die Wohnung, in die er dann endgültig trat und sich in den Zimmern umsah.
Ja, es war keine schöne Wohnung, aber es hatte ein Dach, eine Toilette und ein Bett. Mehr brauchte ich nicht.
»Oh man.«, entkam es ihm. Er wurde immer unmöglicher.
»Was ist?«, hakte ich nach und sah dann direkt in seine grauen Augen.

»Wie kannst du nur hier leben? Das fällt doch jeden Moment zusammen.«, kommentierte er. Danke auch...
»Im Gegensatz zu Ihnen reichen Leuten, habe ich nicht das Geld mir eine bessere Wohnung zu leisten. Aber mir reicht sie. Ich brauche keine Millionen von Euros für ein Haus auszugeben, welches mehr Zimmer hat, als ich je brauchen würde. Also, wenn Sie bitte entschuldigen würden. Verlassen Sie bitte meine Wohnung.«, erstaunt über mich selbst, klopfte ich mir innerlich auf meine Schulter.
»Ich bin noch immer dein Chef. Rede gefälligst mit Respekt mit mir.«, da hatte ich wohl an seinem Ego gekratzt.

»Ich habe Respekt vor Ihnen, aber Sie scheinbar nicht vor mir.«, das hätte ich vielleicht nicht sagen dürfen, denn sofort trat er direkt vor mich und durchdrang mich mit seinen vor Feuer lodernden Augen an. »Willst du deinen Job verlieren?«, ich schüttelte den Kopf.
»Dann werd mir gegenüber gefälligst nicht frech.«, ich schluckte schwer, denn seine Nase strich meine kurz. Diese Nähe war viel zu viel.
Dann ging er einige Schritte von mir ab und verließ meine Wohnung. Als ich die Tür ins Schloss fallen hörte, atmete ich wieder aus.

»Arschloch.«, flüsterte ich und begab mich in mein Zimmer, wo ich mir erstmals etwas Bequemes anzog.

Einkaufen musste ich eigentlich auch noch, aber ich beschloss mich einfach hinzulegen und Kenna anzurufen.
»Hey.«, begrüßte ich meine beste per FaceTime, die gerade dabei war ihre Haare zu machen.
»Na du. Ich vermisse dich Süße. Ich denke in paar Monaten kann ich auch nach New York.«, ich freute mich sehr, weshalb ich direkt begann zu grinsen.
»Aber erzähl. Wie ist die neue Arbeit?«, ich begann ihr alles von vorne zu erzählen.
»Dein Milano scheint wohl sehr heiß zu sein.«, stellte sie fest. »Hör bloß auf. Er ist so ein arroganter, reiches Arschloch.«
»Aber ein heißes, arrogantes, reiches Arschloch.«, er war schon nicht hässlich.

»Und er hat einen Bruder? Der scheint auch hübsch zu sein.«, ich nickte. Rafael war soweit ich das mitbekam ein sehr froher Mensch. Das komplette Gegenteil von Milano.
»Berichte mir auf jeden Fall. Übrigens hat meine Mum nach dir gefragt. Fliegst du morgen nach London?«, sie schnitt ein sensibles Thema an.
»Ich muss doch Arbeit. Außerdem kann ich mir gerade auch keinen Flieger leisten. Ich werde zuhause trauern.«, morgen war der Todestag meiner Eltern. Ich ging jedes Jahr zum Friedhof, doch diesmal war es schwieriger.
»Aber...«, versuchte sie z protestieren und ich wusste, dass sie mir jetzt Geld anbieten würden, aber ich stritt es sofort ab. »Ich hole es nach, okay?«
Damit ließ sie von mir ab damit. Wir quatschten noch etwas, bis ich mich langsam auch bettfertig machen wollte, damit ich morgen früh aufstehen konnte.

***

Am nächsten Morgen, zog ich mich schnell an. Eine dunkle Jeans und eine etwas schickere, dunkelblaue Bluse, dazu wollte ich eigentlich meine hohen Schuhe anziehen, doch die hatte ich ja nicht mehr. Also suchte ich nach meinen Ballerinas, die halbwegs schick waren. Meine Haare ließ ich locker über meine Schultern fallen und schminkte mich ganz leicht.
Dann nahm ich meine Tasche, mein Notizbuch und ging los zum Bus.

Dort hörte ich meine Musik und dachte an meine Eltern, die vor drei Jahren ums Leben kamen. Mich verließen und ich begann selbstständig zu werden.
Tränen sammelten sich in meinen Augen, die ich versuchte zu unterdrücken, um nicht in der Öffentlichkeit zu weinen.
Nach einer halben Stunde kam ich auch schon im Unternehmen an, fuhr direkt in den vierten Stock und nahm auf dem Weg einen schwarzen Kaffee für Milano mit.
Vorsichtig klopfte ich an und stellte ihm den ab.
»Danke.«
Danke? Er kannte das Wort?

Schweigend ging ich wieder an den Platz am Ende des Büros und setzte mich. Schlug dann den Terminkalender auf, doch dieser war für heute leer.
»Heute haben Sie keine Termin Milano.«, er nickte knapp und schon blätterte ich meinen Kalender durch.
Todestag
Las ich in Großbuchstaben und könnte schon wieder anfangen zu weinen. Und das musste ich, aber nicht hier.

»Entschuldigen Sie, ich muss kurz raus.«, doch bevor er behauptet antworten konnte, verschwand ich im Bad und weinte. Weinte, zitterte und fragte mich Wieso es so kommen musste....
»Bleib stark.«, sprach ich zu mir selbst, versuchte mich dann wieder zu sammeln. Wischte meine Tränen weg, machte mein Gesicht frisch und war bereit zurück zur Arbeit zu gehen.

Als ich wieder zurück kam stand Milano mit im Zimmer. »Komm mit.«, sagte er knapp und zog mich mit sich, setzte mich in sein Auto und fuhr los.
Als wir aber am Flughafen ankamen war ich komplett verwirrt. »Was tun wir hier?«, wollte ich wissen.
»Ich habe dir doch gesagt, dass du keine Fragen stellen sollst. Komm einfach mit.«, das tat ich und stieg in seinen Privatjet. So sah es zumindest aus.

Etwas Emotionales Kapitel, dennoch hoffe ich, dass es euch gefallen hat ❤️

THE MANCINI BROTHERS | PARTE UNO✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt