Venticinque

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R I A N A

Grelles Licht blendete meine Augen, die ich zusammengekniffen hielt. »Sie ist wach!«, eine helle Stimme, die ich Bria zuordnen konnte.
»Riana.«, eine weitere Frauenstimme. Bestimmt Giorgia.
Langsam blinzelte ich einige Male, ehe ich die Personen vor mir ansehen konnte.
»Wo bin ich?«, ich klang ziemlich heiser und mein Kopf tat weh.

»Im Krankenhaus.«, im Krankenhaus? Sofort setzte ich mich auf, was die schlechteste Idee war. Vor meinen Augen sprangen Punkte und ich lehnte mich wieder zurück.
»Was ist passiert?«, wollte ich wissen, denn ich erinnerte mich an absolut gar nicht mehr. »Du bist in Ohnmacht gefallen. Wir haben dich direkt hierhergefahren.«, trat Rafael hervor und musterte mich besorgt.
»Und wieso bin ich umgekippt?«, ich hatte zu viele Fragen. »Wissen wir noch nicht. Wir sollten waren, bis du wieder zu dir kommst. Ich hole die Ärztin.«, schon war Giorgia weg.

»Ich hätte dich gleich zum Arzt fahren sollen.«, fluchte Bria und hielt meine Hand fest. »Du bist so blass und siehst so kaputt aus. Das ist nicht normal.«, ich musste wirklich schlimm aussehen.
Mein Blick schweifte zu Rafel, der versuchte jemanden anzurufen.
»Falls du Milano anrufen willst, tue es nicht. Er wird sich große Sorgen machen, dabei ist nichts Schlimmes los.«

»Riana, wir wissen nicht, was du hast.«, erneut wählte er ihn, aber erfolglos. »Er ist bestimmt beschäftigt. Er wollte heute zu einem Treffen mit Simone, dem Bruder von dem, den wir suchen.«, ich nickte und trank einen Schluck vom Wasser, welches mir Bria hinhielt.
»Oh Scheiße.«, verwirrt sah sie mich an und ich deutete auf den Mülleimer. Sofort hielt sie mir den hin und ich erbrach erneut.
Was zur...

»Mr. Collin? Wir müssen einmal Blut abnehmen.«, das tat sie schnell und ging wieder. Dieses hin und her. Für nichts.
Bestimmt hatte ich Magen- Darm oder sowas.
Es war zu viel Drama.

Nach einigen Stunden öffnete sich wieder die Tür und die Ärztin kam grinsend zurück. Was war bloß nicht in Ordnung mit ihr? »Wir dachten es liegt am Eisenmangel oder sowas, aber die Werte sind alle in Ordnung.«, okay...
»Ein anderer Wert ist uns besonders aufgefallen. Nämlich der Beta- hCG Wert.«, Gesundheit. Was für ein Wert? »Es ist das Peptidhormon, welches stark erhöht ist.«, erneut Gesundheit. Wovon sprach sie?
»Ich verstehe nicht ganz.«, gab ich zu.

»Was ich damit sagen möchte ist, dass Sie schwanger sind Mrs. Collin. Herzlichen Glückwunsch.«, augenblicklich stieg mir die Überkeit auf und ich erbrach.
»Aus diesem Grund erbrechen sie öfter und fühlen sich schlapp.«, verdammt. Das konnte nicht sein. Wir hatten doch imemr aufgepasst und verhütet.
Obwohl. Das eine Mal. Wo ich die Pille danach genommen hatte und mir versichert wurde, dass sie wirkte.

»Aber...«, Giorgia hörte ich nur vor Freude jubeln, genauso wie Bria. Die einzigen Personen in diesem Raum, die nichts von sich gaben waren Rafael und ich. »Das ist bestimmt ein Fehler. Das kann nicht sein.«
»Wann hatten Sie zuletzt ihre Tage?«, oh scheisse. Direkt schnappte ich mein Handy und sah in der App nach. Zwei Wochen überfällig. Verdammt.
»Glückwunsch. Ich komme später nochmal.«, schon war sie weg und ich versank im Bett.

»Ich rufe Milano an.«, beschloss Bria freudig, doch ihr Bruder hielt sie am Arm fest und riss ihr das Handy aus der Hand. »Das sollte Riana selbst tun. Findest du nicht?«, in seinem Unterton lag etwas, was ich nicht identifizieren konnte.
»Ja, hast recht. Aber wie toll ist das denn? Ein Baby.«, Bria war etwas zu fröhlich für meinen Geschmack. Sie nahm die Decke von mir und strich über meinen Bauch. »Tantchen wartet auf dich.«

Ich war einfach nur überfordert. Ich war Anfang zwanzig und begann gerade zu studieren. Wie sollte das denn jetzt funktionieren? All das.
Ich konnte es nicht.
Wie auf Knopfdruck stiegen mir Tränen auf und ich flennte.
»Schätzchen, was ist denn los?«, kam Giorgia zu mir und nahm meine Hände in ihre. »Ich weiß nicht. Ich bin überfordert. Das ist alles. Und was wird wohl Milano sagen? Er wird es bestimmt nicht wollen.«, der finstere Blick von ihr jagte mir einen Schauer ein.

»Sag so etwas nicht. Auch wenn Milano nicht so wirkt, kann er mit Kindern wundervoll umgehen und mag sie. Es wird alles gut.«, in diesem Moment dachte ich sofort an meine Eltern, die nicht da waren.
Die deren Enkelkind niemals erleben würden. Meinen Freund.
Es brach mir das Herz und meine Tränen rollten stärker. »Liebes, wir sind da für dich. Wir schaffen das zusammen. Wir fahren gleich nachhause und kümmern uns um dich. Dann rufst du Milano an und alles wird gut.«, ihre Worte beruhigten mich und sie schloss mich in ihre sanften Arme.

Als die Ärztin noch weitere Untersuchung durchgeführt hatte, konnten wir endlich nachhause fahren. Rafael schwieg, Bria klebte an meinem Bauch und Giorgia telefonierte mit ihrem Mann.
Kurz darauf kamen wir bei ihnen zuhause an und ich wurde direkt auf dem Sofa platziert.

»Ich mache dir einen Obstsalat und eine Suppe. Bria hilf mir und Rafael sag Dora Bescheid, dass sie das Gästezimmer frisch machen soll für einen längeren Zeitraum.«, nun saß ich alleine auf dem Sofa und versuchte Milano anzurufen.
Mailbox.
Besetzt.
So ging es Stunden.

Ich begann mir Sorgen zu machen und wurde nervös. Ich stand auf und begann im Wohnzimmer auf und ab zu gehen. »Riana, ihm geht es bestimmt gut. Komm her.«, Rafael zog mich wieder aufs Sofa und setzte sich neben mich.
»Aber, was wenn...«, er schüttelte den Kopf.
»Denk erst gar nicht daran. Er ist gut in dem was er tut. Er wird sich nicht in Gefahr begeben. Versuch es gleich einfach nochmal. Aber erstmal. Obst.«, Bria stellte mir einen Teller mit Erdbeeren hin, die ich in mich hineinstopfte, als gäbe es nichts anderes mehr.

»Ganz ruhig. Wir haben noch genug zuhause.«, ich aß langsamer, dennoch viel. Sie stellte mir noch eine Suppe hin, Ananas und noch Pasta. Das alles begann ich durcheinander zu essen und wurde von Bria angebiedert angeschaut. »Gönn dir. Wirklich, aber das ist zu durcheinander.«, so wie meine Gefühle gerade. Ich war noch nie so überfordert in meinem Leben gewesen.

Nach einer Stunde beschloss ich erneut bei Milano anzurufen. Es war mittlerweile zehn Uhr Abends und er konnte doch nicht noch immer unterwegs sein...
»Versuch es nochmal Riana.«, munterte mich Rafael und Bria auf. Also wählte ich seine Nummer.
Es klingelte.
Wenigstens etwas.

Als das Klingeln aufhörte und ich hörte, dass er ran ging, war ich erleichtert. »Milano.«, begrüßte ich ihn freudig und gleichzeitig nervös ihm von den Neuigkeiten zu berichten.
»Schätzchen. Milano hat gerade keine Zeit...«, mein Herz zog sich augenblicklich zusammen. »Wer ist da?«, hörte ich ihn von weitem fragen und in dem Moment brach meine ganze Welt zusammen.
Meine Kraft ließ nach und das Telefon fiel mit einem dumpfen Knall auf den Boden...

THE MANCINI BROTHERS | PARTE UNO✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt