Das Auftauchen von Prinz Ash kann nur Ärger bedeuten. Ich traue ihm einfach nicht über den Weg und glaube auch nicht, dass dies hier ein reiner Höflichkeitsbesuch ist. Er führt bestimmt etwas im Schilde. Ich muss nur herausfinden, was es ist. Bevor es zu spät ist und ich womöglich noch in eine Falle tappe. Bis dahin mache ich besser eine gute Miene zum bösen Spiel. Schließlich kann ich Prinz Ash gegenüber nicht vorsichtig genug sein. Darum richte ich erneut das Wort an ihn. Diesmal deutlich mehr um Freundlichkeit bemüht.
"Entschuldigt mein zunächst unhöfliches Auftreten, Euch gegenüber, Prinz Ash. Unser letztes Zusammentreffen verlief leider etwas unglücklich. Weswegen ich zunächst ein wenig verstimmt reagiert habe." Um meine Worte zu unterstreichen, schiebe ich noch ein aufgesetztes Lächeln hinterher. Prinz Ash wirkt für einen kurzen Augenblick ziemlich überrascht, bevor er sich wieder fängt und eine neutrale Miene aufsetzt. Anschließend nickt er mir höflich zu. Seine Reaktion beobachte ich mit äußerster Genugtuung.
"Ihr habt recht, Prinzessin. Unsere letzte Begegnung endete abrupt und wenig erfreulich. Das bedauere ich sehr. Hoffentlich befleckt dieses unschöne Ereignis nicht die Freundschaft zwischen unseren Reichen."
"Mitnichten, Prinz." Ich lächele ihn zuckersüß an.
Mittlerweile beherrsche ich das höfische Spiel einigermaßen gut. Weswegen man durchaus mit mir rechnen sollte. Wie es auch Prinz Ash vermutlich soeben aufgefallen ist. Welcher mir noch einmal zunickt und unsere Konversation damit beendet. Worüber ich ziemlich froh bin. Ich hätte keine Lust gehabt, mich noch länger mit ihm zu unterhalten. Vermutlich werde ich mich zu einem anderen Zeitpunkt noch ausführlicher mit ihm auseinandersetzen müssen. Menschen wie er, sind einfach wie Unkraut. Sie verschwinden nicht so leicht.
Damit mich nicht noch jemand anderes oder im schlimmsten Fall der König in ein weiteres, gezwungen freundliches Gespräch verwickeln kann, verneige ich mich respektvoll vor den Herrschern. "Ich bitte höflichst darum, mich nun in meine Gemächer zurückziehen zu dürfen. Die Reise hierher war lang und beschwerlich und ich würde mich gern etwas ausruhen."
Das Königspaar nickt mir höflich zu. "Das verstehen wir. Ihr dürft Euch zurückziehen", erlaubt mir der König. Ich nicke ihnen noch einmal zu und verlasse danach den Thronsaal. Sogleich huscht ein Diener herbei und gesellt sich an meine Seite. Stumm gibt er mir zu verstehen, dass ich ihm folgen soll. Ich gehe davon aus, dass er mich zu meinem Zimmer geleiten wird.
Kurze Zeit später kann ich mich endlich in die Ruhe meines zugeteilten Quartiers zurückziehen. Ich atme erleichtert auf. Nach wie vor hasse ich das höfische Geplänkel und die falsche Freundlichkeit. Ich beherrsche es inzwischen zwar recht gut, aber es beschleicht mich immer ein gewisses Maß an Unbehagen, welches ich einfach nicht abschütteln kann. An derlei Konversationen ist nichts Aufrichtiges zu finden. Seine Feinde vorsichtig und mit süßen Worten umschiffen zu müssen, ist schlimmer, als sich offen Drohungen und Beleidigungen an den Kopf zu werfen. Das wäre mir alle mal lieber.
Ich seufze. Meine Wünsche nutzen mir nichts. Um zu überleben, muss ich mich anpassen. So sehr mir das auch widerstrebt. Doch zumindest in meinem Zimmer kann ich alle aufgesetzten Masken fallen lassen. Das empfinde ich als überaus befreiend. Es ist, als würde in diesen Momenten eine Last von mir genommen.
In Roys Gegenwart habe ich mich auch nicht verstellen müssen. Diese Erkenntnis schmerzt. Ebenso wie der bloße Gedanke an ihn. Wie die Dinge nun zwischen uns sind, ist meine Schuld. Aber es bringt nichts, mich immer wieder aufs Neue damit zu geißeln. Mein blutendes Herz wird dadurch auch nicht heilen. Darum schiebe ich die Gedanken an ihn beiseite und gehe zum Bett hinüber, um mich etwas auszuruhen. Meine steifen und verkrampften Glieder werden es mir danken. Sie haben die ungemütliche Schlafstätte von letzter Nacht noch nicht vergessen. Doch so sehr ich es auch versuche, ich komme nicht zur Ruhe. Schließlich seufze ich erneut und setze mich wieder auf. Während ich überlege, was ich stattdessen tun könnte.
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Im Bann des Rubinkönigreiches
FantasyJewel Kingdoms- Vier Königreiche und ein Fluch. Band 2 Zemira weiß bereits, dass sie die Prinzessin des Diamantkönigreiches ist. Diese Rolle hat sie mittlerweile akzeptiert und für sich angenommen. Dadurch wird ihr Leben jedoch keineswegs leichter...