„Welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen?", will der Wirt von mir wissen, als ich wieder zu ihm hinter die Theke trete. Vermutlich gleicht meine Gesichtsfarbe immer noch der, einer überreifen Tomate.
„Du hattest recht. Prinzen bedeuten Ärger", grummele ich. Daraufhin zieht Theodor nur seine Augenbrauen in die Höhe. Ich liefere ihm jedoch keine weitere Erklärung dazu und er hakt auch nicht weiter nach. Wofür ich ihm sehr dankbar bin. Über Roy zu reden, ist im Moment das Letzte, was ich will.
Ich widme mich wieder meinen Aufgaben und bewirte in der Zwischenzeit die restlichen Gäste. Wobei ich es tunlichst vermeide, dem Tisch mit Prinz Roy und seinen Freunden zu nahezukommen. Ebenso versuche ich keinen Blick dorthin zu werfen. Leider gelingt mir das nur teilweise. Ich erwische mich dabei, wie meine Augen immer wieder verstohlen in seine Richtung wandern. Glücklicherweise ist er immer in ein Gespräch mit einem der Männer vertieft und hört aufmerksam zu und lacht auch gelegentlich mit den anderen Männern. Wahrscheinlich über einen Witz.
Das ungute Gefühl, das mich bei seinem erstmaligen Anblick beschlichen hat, lässt mich nicht mehr los. Unwillkürlich keimt in mir die Frage auf, ob er immer noch wütend auf mich ist. Wegen meiner ablehnenden Reaktion auf seinen Antrag. Ich bin mir jedoch ziemlich sicher, dass ich es nicht unbedingt herausfinden möchte. Hoffentlich gedenkt er nicht, mehrere Tage hier zu verweilen. Doch auch vor dieser Antwort fürchte ich mich viel zu sehr, um den Wirt danach zu fragen.
Im weiteren Verlauf des fortschreitenden Abends schickt mich Theodor gefühlte unzählige Male zu Roys Tisch. Jedes Mal mit einem voll beladenen Tablet. Ich habe aufgehört mitzuzählen, wie viele Liter Bier schon ihre Kehlen hinunter geronnen ist. Mittlerweile haben sie sich bestimmt einen beachtlichen Rausch angetrunken.
Immer, wenn ich an seinen Tisch trete, versuche ich mich möglichst unsichtbar zu machen. Entgegen meiner Befürchtungen ernte ich jedoch keine weiteren Kommentare mehr. Die lüsternen Blicke mancher Männer spüre ich trotzdem überdeutlich auf meinem Körper und sie scheinen mit fortschreitendem Alkoholkonsum immer beharrlicher zu werden. Doch zu meinem Glück bleibt es bei diesen Blicken. Nur Roy ignoriert mich komplett. Absichtlich, wie ich vermute.
Als ich schließlich wieder bei Theodor ankomme, schickt er mich mit einer neuen Runde Bier zu Roys Tisch. Genau wie die Male zuvor erstarre ich innerlich und wappne mich vorsorglich für eine weitere Attacke. Dabei hoffe ich inständig, auch diesmal wieder glimpflich davonzukommen. Doch als hätte sich das Schicksal eine neue Portion Gemeinheiten nur für mich aufgespart, um sie im richtigen Moment auf mich loszulassen, kann sich einer der Männer einen erneuten Kommentar unterhalb der Gürtellinie nicht ersparen, als ich ihm ein neues Bier vor die Nase stelle.
„Hey, Schönheit", lallt er. „Haste nich Lust, mir nachher in meinem Zimmer Gesellschaft zu leisten? Mein Bett reicht bestimmt auch für zwei." Dabei dreht er sich auf seinem Stuhl in meine Richtung und bekommt mich zu fassen, indem er einen Arm um meine Hüfte schlingt und mich dichter zu sich heranzieht. Trotz seines deutlich alkoholisierten Zustandes, hat er noch erstaunlich viel Kraft. Seine Bewegung ist jedoch so ruppig gewesen, sodass ich bemüht bin, das restliche Bier auf meinem Tablet nicht zu verschütten. Weshalb ich mich auch nur mäßig gegen seinen Griff wehren kann.
Angewidert versuche ich mich zu befreien und als mich sein nach Alkohol stinkender Atmen trifft, überläuft mich ein Schauer. Doch ich schaffe ich es nicht, mich aus seinem Griff zu winden. In meiner Verzweiflung greife ich mit meiner freien Hand nach einem Becher Bier auf meinem Tablet und schütte es dem Mann kurzerhand schwungvoll ins Gesicht. Dieser gibt einen überraschten Laut von sich und lässt mich los. Gelächter von den anderen Männern am Tisch folgt auf meine Aktion und ich trete vorsorglich einen Schritt zurück.
„Bist du sicher, dass du dir diese Wölfin ins Bett einladen möchtest? Das könnte nicht gut für dich ausgehen." Dieser Kommentar stammt von Roy. Wütend beiße ich die Zähne zusammen, um eine bissige Antwort zurückzuhalten. Während erneutes Gelächter zu hören ist, welches dieses Mal mir gilt. Abermals spüre ich, wie heiße Scham meine Wangen leuchtend rot färbt.
DU LIEST GERADE
Im Bann des Rubinkönigreiches
FantasyJewel Kingdoms- Vier Königreiche und ein Fluch. Band 2 Zemira weiß bereits, dass sie die Prinzessin des Diamantkönigreiches ist. Diese Rolle hat sie mittlerweile akzeptiert und für sich angenommen. Dadurch wird ihr Leben jedoch keineswegs leichter...