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In meinem hellgrünen und luftigen Kleid aus Seide trete ich in den Garten. Obwohl es schon dunkel ist, ist die Luft immer noch angenehm lau, sodass ich in dem dünnen Kleid nicht fröstele. Es ist bodenlang und mit goldenen Blattstickereien verziert. Um meine Hüfte ist ein goldener Gürtel geschlungen, der das Kleid etwas figurbetonter wirken lässt. Die weiten Ärmel reichen mir bis zu den Handgelenken und enden dort eng zusammengerafft, in einer goldenen Borte. Der Ausschnitt des Kleides beginnt schon beim Ansatz meiner Schultern und geht hinunter bis zum Ansatz meiner Brüste. Bis auf ein paar winzig funkelnde Diamantohrringe, trage ich keinen Schmuck. Meine Haare sind zu einem lockeren Knoten nach oben gesteckt worden. Unter dem Kleid trage ich flache, goldene, geschnürte Stoffschuhe.

Insgesamt fühle ich mich sehr wohl in dem lockeren Outfit, welches unter höfischen Gesichtspunkten schon geradezu schlicht ist. Normalerweise kleiden sich die Adeligen zu solch festlichen Anlässen ziemlich pompös. Ich würde es teilweise eher als überladen bezeichnen. Die Blaublütigen hüllen sich gerne in möglichst edle Stoffe und schmücken sich meist mit möglichst vielen Edelsteinen und mächtigen, goldenen Ringen.

Doch Vincent hat mir schließlich gesagt, dass dieses Fest anders ist als andere. Interessiert lasse ich meinen Blick daher umherschweifen und mustere die Gäste eingehend. Es ist ihnen deutlich anzusehen, dass sie ausnahmsweise einmal nicht ihre gesamte Schatzkammer mit sich herumtragen. Ein wirklich sehr angenehmer Unterschied. Besonders für die Augen. Zumindest für meine. Sonst kann ich manch Adeligen nicht allzu lange betrachten, ohne dass meine Augen schmerzen, von all dem Prunk.

Auch die Bediensteten und Seifenblasenkünstler tragen vergleichsweise schlichte Kleidung. Welche ein schlichtes, weißes oder graues Hemd mit einer grünen Weste sowie eine schwarze oder dunkelbraune Dreiviertelhose und Stoffschuhe umfasst. Genau kann ich die Farbnuancen in der Dunkelheit nicht erkennen. Es fällt mir zudem auf, dass es sich dabei ausschließlich um Männer handelt.

Manche tragen Silbertabletts mit sich herum, auf welchen Becher platziert sind. Diese bieten sie den Gästen an, an welchen sie vorbeilaufen. Andere Männer haben kleine Speisen auf den Tabletts, welche sie ebenfalls den Gästen anbieten. Die Seifenblasenkünstler sind im Garten verteilt und haben große Bottiche vor sich, in welchen sich vermutlich das Seifenblasengemisch befindet. In den Händen halten sie lange, dünne Seile. Mit diesen zaubern sie große, kleine und mittlere Seifenblasen in die Luft.

Die Atmosphäre des Festes wird zusätzlich durch die Deko unterstrichen. Zusammen mit den Seifenblasen ist es ein nahezu magischer Anblick.

Ein Stück entfernt von mir befindet sich ein kleiner Teich, in welchem sich schwimmende Kerzen tummeln. Zusätzlich wird der Garten durch Lichter in den Bäumen erhellt. Als ich näher an einen Baum herantrete, erkenne ich, dass viele Gläser mit Henkel an die Smaragdblätter gehängt wurden, in welchen ebenfalls Kerzen leuchten. Diese lassen die Edelsteinblätter magisch funklen. Außerdem sind die Bäume mit rosafarbenen und weißen Bändern geschmückt. Die Vorbereitungen müssen unzählige Stunden in Anspruch genommen haben.

Die einzige Frau unter den Künstlern sitzt auf einem Baumstammhocker und zupft an einer Harfe. Womit sie ihr sanfte Klänge entlockt und das Gesamtbild des Festes perfekt abrundet.

Völlig verzaubert lasse ich die Atmosphäre für einen Augenblick auf mich wirken. Ich bereue es keineswegs das Seifenblasenfest zu besuchen, obwohl ich zu Beginn sehr skeptisch gewesen bin. Aber ich bin wirklich froh, dass Vincent mich letztlich überzeugen konnte. Mit den Gedanken bei Vincent frage ich mich schließlich, wo er eigentlich steckt. Bisher habe ich ihn nicht gesehen.

Erneut lasse ich meine Augen über die Menge schweifen, auf der Suche nach dem Prinzen. Seine Gesellschaft ist der einzige Grund gewesen, weshalb er mich anfangs von dem Fest überzeugen konnte. Ich habe nämlich absolut keine Lust, heute Abend eine gezwungene und steife Konversation nach der anderen zu führen. Mit Adeligen, die ich überhaupt nicht kenne und auch nicht kennen möchte.

Im Bann des RubinkönigreichesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt