- Chapter 5 -

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Als Felix am nächsten Morgen aufwachte, lag er allein in Hyunjins großem Bett - dachte er zumindest. Er streckte sich um wach zu werden, als er sich langsam aufsetzte - die Sonne stand bereits hoch am Himmel und ließ den Schnee glänzen, welcher sich wie Puderzucker über die Stadt gelegt hatte.

Als er sich genauer um sah, sah er plötzlich wie der Blonde halb über die Bettkante hing und jeden Moment drohte runter zu fallen. "Oh Fuck.", fluchte er leise als er Hyunjin mittig ins Bett zog. Doch der Größere schlief ungerührt weiter und kuschelte sich enger in die Bettdecke.

Hatte er sich etwa so breit gemacht, dass Hyunjin ausweichen musste?

Jedoch schossen ihm vage Erinnerungen, wie er mitten in der Nacht aufgewacht war und Hyunjin sich an ihn geklammert hatte, durch den Kopf. Aber er war sich nicht sicher, ob das tatsächlich so geschehen war oder doch nur im Traum - schließlich schien der Ältere beinahe auf dem Boden geschlafen zu haben.

Er stand schließlich auf und schlurfte zuerst ins Bad und dann in die Küche. Wenn er schon bei Hyunjin übernachtet hatte, konnte er ja ihnen Frühstück machen - oder viel mehr Mittag, da es bereits kurz nach 12 war.

Doch als er den Kühlschrank öffnete schaute es eher düster aus - mal ganz abgesehen davon, dass Felix Kochkünste alles andere als fabelhaft waren. Nach etwas weiterem Suchen fand er jedoch noch Tteok, wie auch die restlichen Zutaten, welche er für  Tteokbokki benötigte - ein Gericht, welches er mit links konnte.

Also bereitete er in wenigen Minuten das Essen zu und stellte auch das Geschirr zum Essen auf die Kücheninsel und grade als er dabei war das Tteokbokki auf den Thresen zu stellen, saß plötzlich Hyunjin verschlafen auf einem der Barhocker.

"Alter! ... hast du mich erschreckt.", musste Felix erschrocken auflachen.

Doch Hyunjin gähnte nur als Antwort und blinzelte träge - da war ja was... "Du hast gekocht."

"Guten Morgen erstmal. Aber jap, frisch zubereitetes Tteokbokki.", grinste Felix ihm dennoch entgegen und machte dem Blonden etwas drauf, bevor er sich selber etwas nahm.

"Dankeschön, sieht echt gut aus. Hast du wenigtsens auch gut geschlafen?"

Der Silberhaarige nickte als er sich ihm gegenüber setzte und genüsslich etwas von dem Essen in den Mund stopfte. "Normal denke ich. Und du?"

"Hmm. Besser als gedacht.", sagte er lächelnd.

Felix verschluckte sich beinahe an dem Reiskuchen, ehe er es mit Wasser runterspülte. Denn das war nicht das typische Hyunjin-Verhalten, zumindest nicht das nach einer Trennung.

Denn an Hyunjins erste Trennung - mit Jihe - konnte sich der Silberhaarige nämlich noch recht genau erinnern. Hyunjin hatte sich damals vor allem bei Jeongin und ihm ausgeheult. Von daher wusste er, dass er in den ersten paar Tagen nie gelächelt hatte, nicht mal einen Mundwinkel gehoben hatte, um auch nur irgendwelche anderen Emotionen außer Trauer und Wut zu vermitteln.

Um ehrlich zu sein gruselte es ihn ein wenig, Hyunjin auf einmal so normal zu sehen. Auch wenn etwas Warmes in ihm kribbelte und er sich fragte, ob er sich, nach dem gestrigen Bier und Genshu, doch noch übergeben müsste.

Er beschloss ihn nicht darauf, anzusprechen. Es würde sich wahrscheinlich auch dumm machen jemand zu fragen warum er nach einer Trennung lächelte, wenn das doch eigentlich ein gutes Zeichen war. Zumindest entschied das Felix so und aß einfach weiter.

Es wurde kein weiterer Kommentar darüber abgegeben, dass sie sich ein Bett geteilt hatten oder dass Hyunjin sich möglicherweise nachts an ihn geklammert hatte. Das Teilen des Bettes konnte leicht mit der Menge an Alkohol entschuldigt werden, die sie in der Nacht zuvor konsumiert hatten - zudem war es auch nicht das erste Mal, dass sie so nach einer alkoholgetränkten Nacht aufgewacht waren. Körperliche Nähe war in ihrer Clique zudem schon immer gang und gäbe gewesen.

Felix ging wenig später nach dem Essen und ein paar aufmunternden Knuffs in Hyunjins Seite. Er war froh, dass er an diesem Tag weder Vorlesungen noch Tanzstunden hatte und sich einfach erholen konnte - nicht nur von den letzten anstrengenden Tagen und Alkohol, sondern auch von den verwirrenden Gedanken, welche nach dieser Nacht aufgetaucht waren.

Denn irgendetwas waberte in seinem Hinterkopf, welches ihm das unklare Gefühl der Zufriedenheit darüber, dass Hyunjin und Jisung nicht mehr zusammen waren, überkommen ließ.

Doch kaum hatte sich dieses geformt, blieb er abrupt auf seinem Nachhauseweg stehen.

Es war bereits der rege Nachmittagsverkehr in Seoul in Gange und trotzdem hielt er inmitten des Gedränges auf dem Bürgersteig an. Die Menschenmassen welche sich an ihm vorbei drängten ignorierend, wendete er seinen Blick gen wolkenlosen Himmel.

Damals als Hyunjin ihm anvertraut hatte, dass er auf Jisung stand, wollte er ihn vorzugsweise einen Kopf kürzer machen. - Wie konnte er auch nur auf solche Gedanken kommen? Ob er denn ihre Freundschaft in der Clique komplett ruinieren wollte? - Nur um dann wenig später eifersüchtig auf die anscheinend doch anbahnende Beziehung zwischen seinen zwei Freunden zu werden. Zu allem Überfluss hatte er dann auch noch Gefühle für Jisung entwickelt und sich am liebsten mit Hyunjin um ihn geprügelt.

Aber das war damals, vor drei Jahren. Er lebte im hier und jetzt, solche Gedanken sollte er nicht haben. Er verstand sich selbst nicht. 

Felix blinzelte irritiert, als ihn das Klingeln seines Handys ihn wieder zurück in die Realität warf und holte sein Handy aus seiner Tasche. In großen Schriftzeichen stand Jisungs Name auf dem Screen. Ehrlich erstaunt schaute er auf das Handy in seiner Hand, als das irrsinnige Gefühl, den Anruf annehmen zu würden wäre Verrat an Hyunjin, sich in seine Gedanken schlich. Aber das war doch bekloppt - Jisung war genauso sein Freund wie Hyunjin.

"Na?", nahm er schließlich den Anruf an und machte sich weiter auf den Weg in Richtung Bushaltestelle. "Hey Lix...", Jisungs Stimme war belegt und erinnerte sehr an Hyunjins zerschlagenen Zustand gestern Abend. "Wie gehts Hyune?"

Der Silberhaarige musste sanft Lächeln, als der Andere die Frage so besorgt und liebevoll stellte. "Es geht ihm, denke ich, dem Umständen entsprechend. Er muss das Alles erstmal verdauen und mit diesem plötzlichen Umbruch klar kommen."

"Hasst er mich?", seine stickige Stimme nach, konnte sich der Australier schon vorstellen, dass es Jisung gerade nicht wirklich viel besser als Hyunjin ging. "Nein, dazu wäre er gar nicht in der Lage, dafür lie-... hat er dich viel zu gern. Und ich glaube das weißt du auch.", antwortete Felix als er in den Bus einstieg, mit Absicht das Wort Liebe nicht verwendend.

"Genau, deshalb mach ich mir ja solche Sorgen. Mein armer Hyunjin- nein, ich meine nur Hyunjin. Oh Gott Lix, was mache ich hier eigentlich?" Das wüsste der Silberhaarige auch gerne. "Was ist wenn das ein Fehler war? Was wenn meine Gefühle einfach nur für kurze Zeit verrückt gespielt haben? Vielleicht sollte ich wieder mit ihm zusammen kommen? Ich meine, was wäre wenn -" "Ah ah, keine was-wäre-wenns. Damit fangen wir gar nicht erst an, okay? Sungie, wenn du keine Gefühle gegenüber jemand anderen als Hyunjin hegst, dann wäre das Ganze gar nicht zustande gekommen. Das mit Minho ist also was Echtes - echt genug um dich ins Wanken zu bringen. Und es bringt nichts das zu vertuschen, wieder mit Hyunjin zusammen zu kommen und heile Welt zu spielen. Das würde euch beide nur verletzten.", unterbrach ihn der Australier besorgt. 

Vom anderen Ende der Leitung konnte er nur ein Schniefen hören, bevor Jisung - vermutlich weinend - murmelte "Hat er dir von Minho erzählt? ... Hast du Zeit, kurz lang zu kommen?" "Ich bin dir einen Schritt voraus und schon in nem Bus zu dir unterwegs. Bist du im Dorm?", lächelte Felix leicht ins Handy, das College bereits aus der Ferne zwischen anderen Gebäuden aufblitzen sehend. "Ja. Du bist ein Engel, weißt du das?"

Denn Rest des Nachmittags verbrachte Felix also mit Jisung und den wenig später dazu kommenden Changbin und Chan - welchen sich zu dritt die Wohnung teilten. Sie schauten gemeinsam The Amazing Spiderman und aßen Käsebällchen, doch während der ganzen Zeit verschwand Hyunjin nicht ein Mal aus Felix Gedanken - wie ein Schatten lungerte die Sorge um den Blonden in seinem Unterbewusstsein.

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Das war ein verdammt langes Kapitel, ich hoffe es war nicht allzu langweilig :3

Moments In Love | hyunlixWo Geschichten leben. Entdecke jetzt