Als ich aufwache sehe ich mich irritiert um, doch nichts was ich vor mir sehe, erinnert mich an meinen Aufenthaltsort.
Wann bin ich eingeschlafen???
Simon steht in der Ecke und schaut aus einem kleinen runden Fenster. Als er bemerkt das ich mich rege, dreht er sich lächelnd zu mir um. Der dicke Verband um seinen Bauch beult sein Shirt aus.
"Guten Morgen Schlafmütze. Offenbar war das Mittel das wir dir zugeführt haben nicht richtig dosiert. Ich hatte schon Sorge du würdest gar nicht mehr auf wachen." lächelt er mich an.
Am liebsten würde ich ihm ein weiteres Messer in seinen Leib rammen. Er hat mich also betäubt, dieser miese Wixxer.
"Keine Sorge, in wenigen Tagen wirst du dich wieder genauso fühlen wie immer. PHC8 muss erst vollständig aus deinem Körper raus und bei falscher Dosierung kann die Benommenheit sogar einige Tage nach erwachen andauern. Tut mir leid. Sehr leid."
Ich war also betäubt.... Und ich bin nicht gefesselt. Ich blicke an mir herab und stelle erschrocken fest, das ich ein weißes Leinenkleid trage. Meine eigenen Sachen sind weit und breit nicht zu sehen.
"Warst du das?" speie Ich in seine Richtung und verweise auf das Leinenkleid.
Lachend schüttelt er den Kopf, ehe er einen kleinen Knopf betätigt, der wie eine Fälschung an der Wand aussieht.
Eine junge Frau, etwa in meinem Alter, betritt den Raum und lächelt. Sie sieht nicht aus als sei sie gezwungen hier zu sein."Hi! Ich bin Cindy. Ich hoffe es ist in Ordnung das ich dich umgezogen habe nach deiner Ankunft. Wenn du etwas brauchst und der Chef nicht erreichbar ist, bin ich für dich da."
Der Chef? Simon?
Irritiert schaue ich von ihr zu ihm und wieder zurück. Ich verstehe nur Bahnhof.
Ihre roten Locken schwingen mit jeder Ihrer kopfbewegungen hin und hier. Die zierliche Frau scheint unverletzt. Sie ist tatsächlich freiwillig hier.
"Wir sehen uns zum Dinner, Ava...." frohlockt Simon und verlässt kurz darauf das Zimmer.
Sofort springe ich auf und suche alles ab, doch ich finde keine spitzen oder scharfen Gegenstände. Stattdessen ist es ein ganz gewöhnliches Schlafzimmer mit Bett, Kommode und Kleiderschrank. Im angrenzenden Raum gibt es eine kleine Dusche und ein WC, mehr nicht.
"Du musst keine Angst haben, dir passiert hier nichts." verspricht Mir Cindy. Ihre braunen Augen wirken freundlich und auch wenn ich es mir nicht leisten kann, versuche ich mich zu entspannen.
"Wo sind wir? Und was tust du hier???" frage ich.
Für einen Moment sieht es so aus, als würde ich auf meine Fragen keine Antwort erhalten, doch dann setzt sich Cindy auf die Bettkante und spricht.
"Wir sind auf der DEVIL, der Yacht von Simon."
Daher das runde Fenster... Es ist ein Bullauge.
"Wie ich heiße habe ich dir bereits mitgeteilt..." will sie fortfahren, doch ich unterbreche sie.
"Das habe ich auch nicht gemeint... Was du HIER machst will ich wissen. Es ist gefährlich... Bist du etwa freiwillig hier?" schnauze Ich sie an, was ihr aber vollkommen egal zu sein scheint.
"Simon... Fand mich, als ich am Scheideweg meines Lebens stand. Ich hatte gerade mein Studium abgebrochen, meine Eltern hatten mich verstoßen... Ich hatte nichts. Und er kam und gab mir alles. Er rettete mich aus einer Situation, die ich nicht alleine bewältigen konnte.
Als er mir von der DEVIL erzählte war ich mir fast sicher das er nur angeben wollte, doch... Es stimmt. Sie existiert.
Er bot mir einen Job an. Ich solle mich bei Ankunft seiner Zukünftigen um alles kümmern und würde dafür kostenlos ein Dach über dem Kopf und etwas zu essen auf dem Tisch haben.
Hin und wieder muss ich mit seinen Männern schlafen, aber das macht mir nichts aus. Jeder für sich ist eine reine Offenbarung für mich."Verständnislos sehe ich die junge Frau vor mir an. Hat sie das gerade wirklich gesagt? Sie stellt nicht nur Simon als Gutmensch dar, nein, sie spricht über den Zwangssex als sei es das schönste was es gibt. Angewidert versuche ich die Bilder in meinem Kopf zu vertreiben.
Dann fällt mir ein Wort wieder ein, welches sie benutzt hat."Du sagtest du sollst dich um alles kümmern, auch um die Zukünftige... Was soll das heißen?"
Lachend springt sie auf und öffnet den Kleiderschrank zur einen Hälfte. Darin hängt ein Kleid. Es ist weiß...
Ein Hochzeitskleid...???Jetzt bin ich es die lacht. Das kann doch alles nur ein schlechter Scherz sein. ICH soll die Zukünftige sein?
"Da muss ich dich enttäuschen,.... Ich bin bereits verheiratet. Und wenn mein Mann Simon findet, dann..." beginne ich meine Tirade, doch diesmal stoppt mich Cindy.
"Dafür ist schon gesorgt, Ava... Mach dir keine Gedanken. Dir wird es an der Seite von Simon sehr gut gehen. Seit er von dir erfahren hat, hat er mich nicht mehr in sein Bett gelassen und das ist doch gut. Besonders für dich. Ein gutes Zeichen seiner Treue dir gegenüber." kontert sie.
Mit versteinerter Miene sehe ich sie an.
Jetzt wäre der perfekte Zeitpunkt um die versteckte Kamera zu enttarnen, denn das konnte unmöglich ernst gemeint sein. Es musste ein Scherz sein.
Noch während ich darüber nachdenke, was hier überhaupt vor sich geht, beginnt Cindy im Schrank zu wühlen und wirft mir schließlich ein rotes, langes Kleid entgegen.
"Darin wirst du zwar keine Unterwäsche tragen können, aber wenn du mich fragst ist die eh total überflüssig."
Wütend werfe ich das Kleid in die Ecke. Ich werde es auf keinen Fall anziehen... Für nichts auf der Welt.
Zum ersten Mal seit Cindy in "meinem" Zimmer ist, scheint ihre gute Laune dahin zu schmelzen. Sie hebt das Kleid wieder auf und reicht es mir.
"Tu was man dir sagt. Du willst sicher nicht das die Männer hier herein kommen und dir helfen es anzuziehen. Von den anderen Konsequenzen mal ganz abgesehen." zischt sie.
Nein, ich will nicht, daß andere Männer mich nackt sehen oder gar umziehen... Also tue ich gezwungenermaßen was sie von mir verlangt, doch sie hält mich auf.
"NA! Erst gehst du duschen und am besten rasierst du dich. Simon mag es glatt."
Sie schiebt mich in das kleine Badezimmer und schließt hinter mir die Tür.Bis ich weiß wie ich hier weg komme, muss ich das Spiel wohl mitspielen...
Ob ich nun will oder nicht.
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Dark Temptation - Im Schicksal vereint Teil 2
Mystery / ThrillerWir dachten, wir hätten alles schlechte hinter uns gelassen. Wir dachten wir wären frei. . . . Doch wir haben uns geirrt!