~ Ava / Kapitel 24

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Alles fühlt sich wund an.
Jede Bewegung schmerzt, doch am meisten spüre ich es an meinem Bauch.
Dann fällt es mir wieder ein. Simon, James, der Schuss. In Zeitlupe spielt sich das ganze in meinem Gedächtnis ab.

Als ich die Augen öffne sehe ich James neben mir, der meine Hand hält und mit dem Kopf auf seinem Arm ruht. Nichts erinnert mehr an den Mann den ich Stunden zuvor blut beschmiert erlebt habe.
Sanft fahre ich ihm durchs Haar, streichle ihn und beobachte wie er langsam erwacht.

"Du bist wach" murmelt Er als seine grünen Augen auf meine treffen, doch anders als sonst lächelt er nicht, sondern sieht mich besorgt an.

"Es geht mir gut" lüge ich, denn die Schmerzen sind unerträglich, will aber nicht, daß er sich noch mehr Sorgen macht als ohnehin schon.

"Ist Simon...?" frage ich vorsichtig. Ich weiß nicht mehr genau was geschehen ist.

"Er ist abgehauen nachdem er dich angeschossen hat. Ich glaube, das er mit der Situation überfordert war, alles ging so schnell. Meine Priorität war dich weg zu bringen damit man dir hilft. Um ihn kümmere ich mich aber noch."

James Blick verhärtet sich. Er wird ihn jagen und erst aufhören wenn Simon tot ist, daß weiß ich.

Ich frage nach den Kindern, nach Nikki. James bestätigt mir das die Kinder in Sicherheit bei Wellington sind, doch Nikki ist noch nicht aufgewacht. Eine Gänsehaut überkommt mich, gepaart mit bedauern und Wut.

Sie hat schon so viel durchmachen müssen. Nicht nur das sie ihren Mann verloren hat, nein, sie wurde auch übel zugerichtet und missbraucht und ich kann mir nicht mal ansatzweise vorstellen wie es ihr gerade gehen muss. Ich kann nur hoffen das all das mit Simon vorüber ist, wenn sie aufwacht und das sie, genauso wie die Kinder in Sicherheit vor weiteren Attacken sind.

"Wir müssen ihn finden" sage ich schließlich und will mich aufrichten, was eine wirklich bescheidene Idee ist. Direkt schießt ein scharfer Schmerz durch meine Mitte und ich sacke zurück.

"Das werden wir. Aber erst sorgen wir dafür das du gesund wirst." flüstert James der mich mitleidig ansieht.

Eine Weile lang schweigen wir, schenken dem jeweils anderen aber Trost und Rückhalt, bis der Schlaf mich übermannt. Ich fühle mich wie gerädert und kämpfe gegen die Müdigkeit an, doch ich bin zu schwach. Nur ganz leise höre ich James, der verspricht das alles gut wird, dann gleite ich in einen traumlosen Schlaf.

Ein Geräusch weckt mich Stunden später. Total verschlafen suchen meine Augen James, doch er sitzt nicht neben meinem Bett. Dann höre ich ihn.

"... Was bedeutet das? Wird sie durch kommen?"

Er lauscht seinem Gesprächspartner ehe er hörbar ausatmet und sich dann zu mir dreht. Als er merkt das ich ihn beobachte, murmelt er noch kurz ein OK ins Telefon und legt dann auf. Fragend sehe ich ihn an.

"Es... Es geht um Nikki. Sie hatte einen Herzstillstand doch die Ärzte konnten sie reanimieren. Ihr Zustand bleibt weiter kritisch..."

Tränen sammeln sich in meinen Augen und ich habe das Bedürfnis, zu ihr zu gehen. Ich muss sie sehen, muss sehen, das sie wirklich noch am Leben ist. Sie darf nicht sterben, schon allein wegen Eli. Der arme Kleine hat bereits seinen Vater verloren.

Vorsichtiger als zuvor richte ich mich auf und unterdrücke die Schmerzenslaute.

"Moooment, was wird das?" keift James. "Bleib liegen, Ava!"

Einen Fuß nach dem anderen stelle ich auf den Boden, ehe ich mich aufrichte. Für einen kurzen Moment spüre ich das meine Beine weg knicken wollen, doch ich beiße die Zähne zusammen. Ich kann es schaffen.

James beobachtet mich mit bösem Blick, sein Kiefer mahlt. Aber er kennt mich und weiß wie stur ich bin. Er hält mich nicht auf, stattdessen kommt er näher und greift nach meinem Arm. Langsam, einen Schritt nach dem nächsten hilft er mir mein Gleichgewicht zu finden.

"Und jetzt?" fragt er. "Was hast du vor?"

Erinnerungen von Bob und Alan, aber auch von James und mir fluten meinen Kopf. Wie viel wir ausgehalten und dennoch immer weiter gemacht haben. Manchmal sah es so schlimm aus, das ich heute noch verwundert darüber bin wie wir überlebt haben... Wie stark diese Menschen mich gemacht haben und noch immer machen, jetzt mehr denn je.

Ich lächle als ich spreche.

"Ich werde genesen. Und auch Nikki wird wieder auf die Beine kommen. Und dann jagen wir dieses unmenschliche Arschloch. Das muss ein Ende haben. Also bring mich zu ihr, damit ich mich um sie kümmern kann...
Und sobald wie möglich wird Simon sich wünschen unter dem Stein unter dem er hervor gekrochen ist, geblieben zu sein."

Erstaunt aber auch stolz sieht James mich an.

"Das ist mein Mädchen." flüstert er, küsst mich auf die Stirn und führt mich zu Nikki.

Dark Temptation - Im Schicksal vereint Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt