Er murmelt zusammenhangslose Worte, bittet dann um Entschuldigung und fleht man möge ihm verzeihen. Mittlerweile bin ich fast sicher, daß wir Hilfe benötigen, doch wie bringe ich ihm das bei?
Seine Tränen sind versiegt, aber ich sage kein Wort. Ich rege mich nicht und er macht auch keine Anstalten aufzustehen. Irgendwann, nach gefühlt einer Ewigkeit zupft er an meinem Arm und zieht meine Aufmerksamkeit auf sich. Er will das ich mich setze, es mir bequem mache.
Vorsichtig und mit steifen Beinen lasse ich mich auf sein Bett sinken, ziehe ihn mit mir sodass er mit halben Körper auf mir, und dem Rest auf dem Boden ist. Ich weiß nicht was ich sagen soll, also fahre ich weiter sanft durch sein Haar und lasse zu, das er mich praktisch erdrückt. Er braucht es und ich bin gerne bereit ihm das und noch mehr zu geben.
"Ich kann nicht,... Ich...", flüstert er. "Ich werd ihr weh tun."
Aber dieses Gespräch führt er nicht mit mir, sondern mit sich selbst. Als hätte er noch jemanden bei sich, in seinem Kopf, der ihm Dinge ins Ohr flüstert die er tun soll...
Oh nein, ich weiß was das ist... Es ist eine Psychose. Er bildet sich womöglich etwas ein, das nicht da ist... Spätestens jetzt weiß ich wie schlimm es wirklich um ihn steht.
"James, Baby... Hör mir zu, okay... Wir müssen hier raus... Nach Hause... Zu Milly... Zu den andern. Wir können nicht hier bleiben. Bitte, lass uns gehen.", starte ich den Versuch, habe Angst das er sich wieder verkrampft und flüchten will, doch nichts doch tritt ein. Er bleibt beruhigt auf mir liegen.
"Okay.", antwortet er leise. Ich war noch nie in meinem Leben so glücklich über dieses einfache Wort.
Vorsichtig richte ich mich auf, ziehe ihn auf die Beine und nehme seine Hand. Alles, was er hier hat sind Kleinigkeiten. Kein Bild, kein Andenken an seine Familie oder Freunde, nichts, was er später hinaus vermissen wird. Ich schaue mich trotzdem nochmal genau um, doch dann gehe ich los und ziehe ihn mit mir. Anstandslos folgt er mir, bis wir an der frischen Luft sind.
"Ava, warte. Ich kann nicht.", sagt er plötzlich und sieht mich panisch an. Er versteift sich, als hätte er vor etwas riesige Angst. Etwas, das nur er sehen kann. Blass blickt er in die Richtung wo einst das Anwesen gestanden hat.
Er lässt meine Hand los, läuft auf die Trümmern zu und schaut sich genau um. Sucht er irgendwas? Es ist alles zu Asche und Staub zerfallen...
"Was hast du mir angetan?", schreit er auf einmal, so laut, daß ich zusammen zucke. "Was hast du aus mir gemacht?"
Die Gebüsche unweit des Anwesens bewegen sich und ich weiß dass das Team sich nähert, aus Sorge um mich. Ich kann sie nicht sehen, nicht aufhalten. Panik steigt in mir auf, ich weiß nicht was jetzt passieren wird oder wie ich es aufhalten soll. Eilig laufe ich zu James, bleibe neben ihm stehen, will seine Hand greifen.
Da packt er mich am Hals und drückt zu. Seine Augen, anders als sonst, schimmern nicht grün, sondern wirken dumpf.
"Du bist Schuld, du hast mich zu einem Monster erzogen!", schreit er mir entgegen und drückt weiter zu. Mein Überlebenstrieb aktiviert sich und ich schlage so fest ich kann auf seinen Arm, versuche seine Hand von meinem Hals zu lösen, doch er rührt sich nicht.
Tränen überfluten meine Sicht und während alles allmählich verschwimmt höre ich noch das knurren und den Klang von James Stimme, die sich mittlerweile nicht mehr nach ihm anhört.
Bevor ich ohnmächtig werde höre ich noch, wie sich jemand nähert. Dann wird alles schwarz.
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Dark Temptation - Im Schicksal vereint Teil 2
Mystery / ThrillerWir dachten, wir hätten alles schlechte hinter uns gelassen. Wir dachten wir wären frei. . . . Doch wir haben uns geirrt!