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Inspirationscredits gehen an die Kirschbäume bei meiner Oma, auch wenn ich es echt unseriös finde, dass den armen Bäumen ein Teil der Krone abgeschnitten wurde.

Sahra blickte zu Linda, die die Augen geschlossen hatte und die vereinzelten Sonnenstrahlen, die sich durch die Baumkrone geschlichen hatten, auf ihrem Gesicht zu genießen schien.

Das Bild, das sich Sahra bot, hätte man auf für eine Werbeanzeige für teures französisches Parfüm nehmen können. Sie konnte es vor ihrem inneren Auge schon vor sich sehen. Linda, die unter einem Baum liegend von verschiedenen Kameraleuten abgelichtet wurde, während im Hintergrund französische Musik dudelte. Bei dem Gedanken musste Sahra grinsen. Linda war viel zu schlau, um nur Werbeplakate zu zieren. Aber vielleicht sollte Sahra ihr mal vorschlagen sich ein zweites Standbein aufzubauen. Von dem Vorwurf des Lobbyismus, den es wahrscheinlich dann geben würde, sah sie jetzt erstmal ab.

Linda hatte sie mehr oder weniger hierzu gezwungen. Sahra hatte vorgehabt das Osterwochenende weiterzuarbeiten, um endlich die  Stapel an Papier, die sich schon auf ihrem Schreibtisch türmten, abzuarbeiten. Doch Linda hatte darauf bestanden sich mit Sahra zu treffen. Sie meinte gesetzliche Feiertage seien der einzige Tag, an dem es Politikern in der Öffentlichkeit verziehen wurde, wenn sie nicht arbeiteten. Und obwohl Sahra wusste, dass Linda Recht hatte, war sie erst mitgekommen, als Linda mittags am Ostersonntag mit Picknicksachen vor ihrer Wohnungstür gestanden hatte, um sie mit nach Potsdam zu schleppen. Sahra liebte diese Fürsorglichkeit an Linda. Sie achtete immer darauf, dass es Sahra gut ging, dass sie sich nicht überarbeitete, dass sie sich auch Zeit für andere Dinge im Leben nahm.

Seit Linda sich von Bernd getrennt hatte, hatten beide keine Verpflichtungen mehr irgendwen an Ostern oder sonst irgendwelchen Feiertagen zu besuchen. Und so hatte Linda beschlossen, dass es besser wäre den Tag einfach zusammen zu verbringen, als alleine in ihren Wohnungen zu hocken.

Für Sahra war es schön und schmerzhaft zugleich sich mit Linda zu treffen. Schön, weil sie es liebte mit Linda zu lachen, sich bei ihr fallen zu lassen, bei ihr sorglos zu sein. Und schmerzhaft, weil sie eben genau das zu sehr genoss. Weil sie es zu sehr liebte mit Linda zu lachen. Weil sie ihre Gesichtszüge vielleicht zu genau studierte, wenn Linda anfing leidenschaftlich über ein Thema zu reden. Sie liebte all das zu sehr, als, dass es für eine rein freundschaftliche Beziehung üblich wäre.

Irgendwann hatte Sahra sich eingestehen müssen, dass sie vielleicht mehr für Linda empfand. Wann es passiert war, konnte sie nicht genau sagen. Vielleicht nach der Trennung von Bernd, nach der sie und Linda sich noch viel öfter gesehen hatten. Vielleicht aber auch schon viel früher.

Linda hatte einfach eine gewisse Ausstrahlung, die es einem einfach unmöglich machte sich nicht in sie zu verlieben. Einfach etwas besonderes. Sahra glaubte nicht an die Liebe auf den ersten Blick. Sowas war doch eh nur eine Erfindung der Film- und Buchindustrie um verknallte Teenager in eine Lebenskrise zu stürzen und ihre Erwartungen und Hoffnungen sinnlos ins unermessliche zu steigern.

"An was denkst du?" fragte Linda die ihre Augen mittlerweile geöffnet hatte und Sahra erwartungsvoll anblickte. Peinlich berührt drehte Sahra sich weg und versuchte verzweifelt nach einer Antwort zu suchen. Sonst war sie doch auch so Wort gewandt, doch gerade fühlte es sich an, als würden ihr die Worte langsamer einfallen, als die Kirschblüten, die langsam vom Baum rieselten.

"Hab ich dir etwa die Sprache verschlagen?" fragte Linda belustigt und rückte näher an Sahra heran. Sie begann damit, die Blüten, die sich in Sahras Haaren verfangen hatten, aufzusammeln.

"Ähm. Also ich hab nur daran gedacht, dass es hier so schön ist heute." stammelte Sahra nur und merkte selbst, wie ihr die Röte in die Wangen stieg. Diese Berührungen von Linda machten sie verrückt. Sie wusste nie, ob sie einfach zu viel in all das  reininterpretierte, oder ob Linda wirklich mehr Bedeutung hinter ihre Berührungen und Worte legte.

Linda stoppte ihre Bewegung und ließ ihre Hand sinken, bis sie schließlich an Sahras Wange verweilte.

"Ja?"

"Ich-" Linda schien selbst nach den richtigen Worten zu suchen. " Du hast Recht. Es ist echt schön hier...mit Dir. Also du machst es hier echt schön." Ihre letzten Worte glichen mehr einem leisen Flüstern. Auch ihre Wangen färbten sich leicht rosa und sie fing an verlegen zu lächeln.

"Danke. Und danke auch, dass du mich zu meinem Glück hier gezwungen hast." gab Sahra zurück.

Linda schüttelte den Kopf "Sahra. Du bist so intelligent und trotzdem fällt mir keiner ein, der in der Liebe verpeilter ist, als du." sagte Linda und lächelte "Du kannst es echt nicht sehen, oder?" Sahras Gedanken rasten. Was passierte hier? Unfähig zu sprechen, ließ sie Linda weiter reden. Was sie nicht wusste war, dass es Linda ebenfalls ihren ganzen Mut gekostet hatte endlich das Thema anzusprechen.

"Sahra. Ich mag dich, also mehr als nur freundschaftlich." flüsterte sie leise.

Sahra schien ihre Worte noch nicht vollständig realisiert zu haben und konnte nichts anderes tun, als sich auf Lindas Hand zu konzentrieren, die immer noch sanft ihre Wange berührte.

"Könntest du bitte irgendwas sagen?" fragte Linda und jetzt konnte auch Sahra das Zittern in ihrer Stimme deutlich hören.

Es war, als hätte Sahra plötzlich wieder ihre Selbstsicherheit gefunden, die sie sonst auszeichnete. Anstatt irgendetwas zu sagen, legte sie nun auf ihre Hand an Lindas Gesicht und zog sie zu sich.

Sie schloss ihre Augen und in dem Moment als sich ihre Lippen berührten, war es als würde tausend kleine Schmetterlinge in ihrem Bauch tanzen. Es kam ihr wie ein Traum vor endlich das zu tun, was sie schon so lange hatte tun wollen. Lindas Lippen waren weich und warm und der Kuss nahm Sahra jede letzte Unsicherheit, die sie noch gehabt hatte.

Diese ließ ihre Hand von Sahras Gesicht zu ihrem Hinterkopf wandern und drückte so ihre Lippen noch näher aneinander.

Atemlos, lösten sich die beiden voneinander und sahen sich an. Sahra grinste "Ich kann nicht glauben, dass ich das gerade endlich getan hab."

"Wenn du es nicht getan hättest, hätte ich es getan." Sagte Linda und auch sie strahlte bis über beide Ohren bis sie ihre Lippen erneut auf Sahras legte.

Merke: Ein richtiges Ende für meine Oneshots zu schreiben, gelingt mir einfach nicht, aber damit müsst ihr leben, wenn ihr meine Oneshots lest ups...

Wagenberg OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt