Es gab keinen Ausweg mehr. Oder vielleicht gab es einen und Holla die magische Fee hatte es Linda nur nicht gesagt?
Sie musste mit Annalena reden. Komme was wolle. Ohne lange darüber nachzudenken sprang sie in den nächsten Aufzug und fuhr so schnell es ging ganz nach unten, was bei der Geschwindigkeit der Aufzüge in den Liegenschaften des Bundestags keine besondere Herausforderung war.
Unten angekommen blickte sie sich um, doch sie konnte Annalena nirgends erkennen, dabei war sie doch noch gerade eben hier gewesen. Resigniert blickte sich noch ein letztes Mal um, bevor sie ihren Rückweg zum JKH antreten würde.
Plötzlich entdeckte sie einen braunen Haarschopf in der Ecke hinter einer Säule stehen.
"Annalena?" Die Frau drehte sich um. Da war sie. Genauso wie sie sie in Erinnerung hatte.
"Linda." Annalena seufzte. Langsam kam Linda auf sie zu. Annalena wich einen Schritt zurück.
"Was auch immer es ist, ich will es nicht wissen." sagte Annalena und verschränkte ihre Arme.
"Annalena ich - ich weiß gar nicht wie ich anfangen soll. Ich bin nicht die Linda von der du denkst, dass ich sie bin. Also naja irgendwie schon, aber lass es mich erklären."
Annalena schüttelte langsam den Kopf und doch blieb sie als Linda begann zu erzählen.
Nachdem Linda zu Ende gesprochen hatte war es lange Zeit still. Solange bis Annalena plötzlich schniefte. Ihr lief eine einzelne Träne über die Wange. Aus Reflex hob Linda ihre Hand und strich ihr die Träne weg.
Annalena sah sie an zuerst und sah so als wolle sie zurückschrecken lehnte sich dann aber in die Berührung.
"Linda, ich glaube du weißt nicht. Ach naja eigentlich kannst du es ja auch nicht wissen. Wie sehr du mir das Herz gebrochen hast. Das letzte an das du dich erinnerst ist der ungewollte Kuss mit der anderen Frau richtig?"
"Ja." murmelte Linda und selbst bei dem Gedanken daran wurde ihr schlecht.
"Das war es nicht. Das war irgendwie nur der Stein, der alles ins Rollen gebracht hat. Du bist mir nachgelaufen. Natürlich war ich am Boden zerstört. Ich dachte schließlich du betrügst mich da. Aber du hast mir alles erzählt und ich hab dir geglaubt. Natürlich, immerhin hab ich dir mehr vertraut als irgendwem sonst. Und trotzdem war ich sauer, dass du mich angelogen hast und lieber feiern gegangen und mir nicht die Wahrheit gesagt hast. Ich weiß auch nicht was passiert ist, aber danach warst du die ganze Zeit so seltsam drauf. Du wolltest nicht mehr mit mir zu öffentlichen Veranstaltungen, oder zu politischen Treffen, du hast mich verheimlicht. Es war plötzlich als wäre ich dir unangenehm. Ich meine das war schon nicht einfach, aber du hast mir am Ende sogar vorgeworfen, dass ich Schuld sei, dass du noch keine Karriere gemacht hättest bei der FDP. Weil du nicht als ich zitiere dich "links-grüne lesbe" abgestempelt werden wolltest wenn du mit mir zusammen bist. Das hat ziemlich weh getan. Und irgendwann hat es einfach nicht mehr funktioniert."
"Annalena" flüsterte Linda "sowas würde ich doch nie tun. Ich liebe dich doch. Bitte ich hab die Chance zurückzugehen in der Zeit und das alles hier rückgängig zu machen. Dann können wir eine gemeinsame Zukunft haben." sie nahm Annalenas Hand in ihre.
Annalena schaute auf ihre gemeinsam verschränkten Hände, dann schaute sie Linda an und zog sie zu sich.
Das Gefühl von Annalenas Lippen auf ihren fühlte sich genauso an wie sie es in Erinnerung hatte. Weich und zärtlich. Sie intensivierte den Kuss, vergrub ihre Hand in ihrem Haar und zog sie noch näher an sich was der Dunkelhaarigen ein leises stöhnen entlockte.
Doch genau so schnell wie sich ihre Lippen berührt hatten, löste sich Annalena wieder von ihr.
"Für uns gibt es keine Zukunft mehr. Es gibt nur noch die Vorstellung darüber wer wir hätten sein können, wenn wir nicht wir wären Linda. Deine Hand auf meiner ist nicht mehr als ein schwache Erinnerung an das Gefühl deiner Haut als du für mich mehr bedeutet hast als die Welt. Wir sind nicht mehr die gleichen und werden es auch nie mehr sein. Es tut mir leid." Dann drehte sie sich um und ging davon.
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"Holla du musst mich zurückbringen!" sagte Linda verzweifelt als sie der bunten Frau wieder gegenüber stand."Ja, aber was ist denn dein Wunsch meine Liebe? Willst du alles so weiterlaufen lassen oder etwas verändern?"
"Etwas verändern." sagte Linda bestimmt.
"Bist du dir sicher? Du hast in dieser Version deines Lebens alles was du willst."
"Ja...alles außer eine Sache"
"Annalena?" fragte die andere Frau und musterte Linda.
"Nein. Also ja sie auch. Aber vorallem habe ich mich selbst nicht mehr. Ich hab mich selbst verloren. Diese Version von mir, die sich selbst verleugnet und alle Menschen um sie herum verletzt. Das will ich nicht sein."
"Gut, dann sei dein Wunsch mein Befehl!"
Es war das letzte was Linda hörte bevor sich die Welt zu drehen begann und das Paul-Löbe-Haus langsam vor ihren Augen verschwamm.
Das nächste was Linda wahrnahm war der Arm, der sich um ihren Bauch schlang. Hinter ihr hörte sie das leise atmen von Annalena, die im Schlaf ihren Arm und sie geschlungen und sich an sie geschmiegt hatte. Lindas Lippen verzogen sich zu einem zufriedenen Lächeln, dann schloss sie die Augen.