Den Oneshot widme ich dir @winterchild_23 , meine Liebe <3. Du hast mich auf ganz unterschiedliche Art und Weise inspiriert das hier zu schreiben.
Linda tippte nervös mit dem Fuß auf dem Boden und schaute alle paar Sekunden auf ihre Armbanduhr. Noch 2 Minuten bis die nächste Straßenbahn kam. "Durchatmen Linda, durchatmen." murmelte Linda leise zu sich selbst. Das ganze war doch bizarr, wieso war sie überhaupt nervös? Es war doch nur Katja. Katja, mit der sie seit Jahren befreundet war, mit der sie unzählige Treffen wie dieses hier gehabt hatte. Es war nichts besonderes an ihrer Verabredung heute.
Vielleicht war das ja irgendwie das Problem? Oder es war gerade nicht das Problem. Lindas Gedanken waren so wirr, sie erschienen ihr wie endlos lange Wege, die sich immer wieder überkreuzten und doch kein Ziel zu haben schienen.
Ja, sie war mit Katja befreundet und hatte sich tausende Male mit ihr getroffen, doch seit einiger Zeit hatte Linda angefangen sich zu wünschen, dass diese Treffen irgendwie mehr bedeuten könnten. Dass Katja und sie vielleicht mehr bedeuten könnten.
Es war so ein schleichender Prozess gewesen, dass es Linda zunächst gar nicht bemerkt hatte. Natürlich hatte sie Katja schon immer unglaublich hübsch gefunden. Eine Erkenntnis, wie Linda damals geglaubt hatte, die völlig normal war und rein gar nichts zu bedeuten hatte. Doch irgendwann erwischte sie sich immer wieder dabei, wie sie vielleicht ein bisschen zu oft in Katjas Richtung schaute, wie sie zu oft ihre Nachrichten anlächelte. Wie sehr sie Katjas Nähe genoss und wie nervös sie neuerdings wurde, wenn sie mit ihr alleine war. Sie hatte bis zuletzt versucht, es zu leugnen, um sich vor bitterer Enttäuschung zu bewahren, aber irgendwann ging es nicht mehr. Sie musste zugeben: Sie hatte sich in Katja verliebt.
Aber in ihren Augen gab es keinen einzigen Hinweis darauf, dass Katja das gleiche empfand. Oder etwa doch? Manchmal kam es Linda so vor, als würde Katja hinter ihre Berührungen und Worte mehr Bedeutung legen. Einmal hatte Katja Lindas Hand leicht berührt, doch als Linda sie angesehen hatte, hatte Katja schnell den Blick abgewandt. All das verwirrte Linda, sie wollte sich keine Hoffnungen machen. Sie wollte nicht, dass ihre Gefühle für Katja ihre Freundschaft zerstörten. Doch es war nun mal etwas, gegen das sie nichts tun konnte. Ihr Herz schlug eben einfach schneller, wenn sie Katja sah.
Linda stieg in volle Bahn und hielt sich an einer der gelben Stangen fest, während sie auf ihrem Smartphone noch einmal Katjas Wegbeschreibung durchging. Berlin war so kompliziert, warum hätten sie sich nicht einfach in Potsdam treffen können. Auch nach Jahren, in denen sie schon in Berlin arbeitete, fand sie sich trotzdem nur den Weg bis zum Bildungsministerium, dem Bundestag und dem Hauptbahnhof sicher. Alles andere? Fehlanzeige.
Nach weiteren 10 Minuten in der stickigen und viel zu warmen Bahn, stieg sie endlich an der richtigen Haltestelle aus. Sie sah sich kurz um, bis sie schließlich Katja an der Ecke der Haltestelle entdeckte. Linda bemerkte wie ihr Herz schneller zu schlagen begann und sich ihre Mundwinkel automatisch zu einem Lächeln verzogen. Katja sah wirklich umwerfend aus.
"Wohin entführst du mich denn? Und wieso muss es ausgerechnet hier sein? In Potsdam kenne ich mich viel besser aus." jammerte Linda und umarmte Katja gleichzeitig.
"Da hast du deinen Grund warum es ausgerechnet hier sein muss. Du kennst dich kein bisschen in Berlin aus. Ich bin überrascht, dass du überhaupt den Weg bis hierhin gefunden hast. Deshalb machen wir jetzt eine Stadttour und zwar außerhalb vom Regierungsviertel." sagte Katja und schmunzelte dabei. "Aber ich bin gnädig und überlasse dir die Auswahl zwischen Friedrichshein/Kreuzberg und-"
"Ok nehmen wir das." egal welchen anderen Stadtteil Katja jetzt vorschlagen würde, Linda hätte sowieso keine Ahnung wie sie sich zwischen Stadtteilen, die sie nicht kannte entscheiden sollte. Irgendwie war es aber auch süß wie Katja sich die Mühe gemacht hatte um endlich Lindas Bildungslücke zu schließen. Katja schüttelte belustigt den Kopf und sie machten sich auf den Weg.
Linda musste zugeben, dass Katja wirklich gut darin war Städteführungen zu geben. Sie liefen gemeinsam durch Berlin und Katja zeigte hin und wieder auf einige Häuser oder Sehenswürdigkeiten. Linda merkte wie sehr sie die Zeit mit Katja wirklich genoss. Sie konnte es manchmal nicht sein lassen, zur Seite zu schauen und sich zu fragen, ob Katja nicht vielleicht doch das gleiche für sie empfinden könnte.
Sie spazierten am Spreeufer entlang und langsam setzte nun auch die Dämmerung ein. Wie immer schien Katja ihre Raum und Zeitgefühl völlig durcheinander zu bringen. Wenn sie Zeit mit ihr verbrachte fühlte es sich an, als würde die Zeit nur so davonrennen, so schnell, dass Linda das Gefühl hatte den Moment gar nicht richtig greifen zu können. Andererseits, fühlte sie sich mit Katja so als würden sie in einer eigenen Blase existieren, in der weder Zeit noch irgendwer sonst eine Rolle spielte.
"Wollen wir uns vielleicht kurz hinsetzen? Dein Stadtführungskünste in allen Ehren, aber ich glaube ich brauche mal kurz eine Pause." kündigte Linda an. Katja nickte und führte sie noch ein paar Schritte weiter, bis sie schließlich eine kleine Bank mit Blick auf die Spree fanden, auf die sich Linda erleichtert niedersinken ließ. Die beiden redeten noch über das letzte Kantinengeflüster im Bundestag, bis sie schließlich in ein angenehmes Schweigen verfielen.
Linda blickte hinaus auf die Spree und musste feststellen, dass sie vielleicht wirklich mal öfter etwas in Berlin unternehmen sollte. Potsdam hatte zwar nach wie vor ihr Herz, aber dennoch war es Berlin zweifelsohne auch wert, weiter entdeckt zu werden. Auch Katja schien irgendwo ganz in ihren eigenen Gedanken zu sein, als Linda zu ihr rüberschaute. Sie musterte kurz Katjas Schulter, die sich nun direkt an ihre eigene schmiegte und blickte dann wieder gedankenverloren auf das Wasser.
Plötzlich nahm Linda aus dem Augenwinkel eine Bewegung war. Sie blickte auf Katjas Hand, die sie mit der Handinnenfläche nach oben auf ihren Oberschenkel gelegt hatte. In Lindas Kopf fing es an zu rattern. Meinte sie etwa? Oh Gott-. Ein unbeschreibliches Gefühl aus Unglauben und Freude machte sich in Linda breit. Um sicherzugehen blickte sie Katja an.
"Magst du meine Hand halten?"
Lindas Herz begann schneller zu schlagen. "Ja" antwortete sie und verschränkte ihre Finger vorsichtig mit Katjas.