[5] "Die Forelle"

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Sophie POV:

Ich folgte Eliza, die sich gerade elegant über einen Kasten schwang, und sprang ihr hinterher an eines der Seile, die wir hochklettern sollten, um weiterzukommen. Natasha stand unten und sah uns zu, gelegentlich gab sie einen Kommentar ab. „Weiter so!", rief sie, als wir die hohe Plattform erreicht hatten und kurz verschnauften. „Nicht pausieren, weiter!" Ich verdrehte die Augen und rannte weiter. Schließlich erreichten wir das Ende und lehnten uns völlig außer Atem gegen die Wand. „Also, Lokis Unterricht ist einfacher", stellte ich fest.

Natasha joggte zu uns herüber. „Im Parcours üben wir noch ungefähr zwei Wochen, dann steht Kampfsport an", erklärte sie. „Zwischendrin auch wieder Schusstraining und der Kampf mit dem Stab. Jetzt machen wir mit dem Schusstraining weiter. Sophie, bleibst du oder gehst du schon mal duschen?" Ich sah zu Eliza hinüber, diese nickte nur. „Ich geh schon mal, ich hab nachher noch eine Stunde mit Wanda", meinte ich. „Wir sehen uns!" Ich joggte aus der Halle und in mein Zimmer, zog mich um und schnappte mir ein Buch, mit dem ich mich ins Wohnzimmer verzog. Bis zu meinem Unterricht mit Wanda hatte ich noch gute zwei Stunden, Mittagessen eingeschlossen. Ich blätterte eine Seite weiter und tauchte ab in die Welt von Harry Potter.

Ich zuckte kurz zusammen, als mich jemand an der Schulter berührte, dann erkannte ich, dass es nur Wanda war. „Solltest du nicht bei Loki im Training sein?" „Er hat die Stunde beendet", erwiderte ich und verkniff mir mein Grinsen. „Warum?" Wanda war schockiert. „Es ist lustiger, wenn ich es dir zeige", meinte ich. Sie nickte und hob die Hand, die Szene in der Trainingshalle tauchte wieder in meinem Kopf auf.

Flashback

Ich saß im Schneidersitz in der Mitte des Trainingsraumes, um mich herum waren Softbälle auf dem Boden verteilt. Diese sollte ich mit meinen Kräften kontrollieren und auf die Kleiderpuppe werfen (die eine alte Hydra-Uniform trug). Loki lehnte an der Wand und gab mir das Zeichen, dass ich anfangen konnte. Ich atmete tief durch, hob die Hände und konzentrierte mich. Blaue Energiekugeln erschienen um die Bälle und die ersten flogen auf die Puppe. Doch je länger ich den Blick auf die hässliche Uniform richtete, desto mehr irritierte mich das rote Logo auf dem schwarzen Stoff. Auf einmal ertönte ein erschrockener Aufschrei und Loki segelte durch den Raum. Er krachte gegen die Puppe und landete auf dem Hintern. „Ups", war alles, was ich dazu zu sagen hatte, dann prustete ich los. „Du solltest die Bälle bewegen und nicht mich!", grummelte er und stand wieder auf. „Aber es hat funktioniert", kicherte ich und zeigte auf die leicht lädierte Hydra-Puppe. Loki verdrehte die Augen, zog mich hoch und schob mich aus der Trainingshalle hinüber zu Natashas Raum.

Flashback Ende

Ich grinste Wanda an, die sich das Lachen mit größter Mühe verkniff. Als sie sich wieder beruhigt hatte, schlug sie vor, dass ich doch gemeinsam mit ihr und Vision das Mittagessen machen könnte. Ich willigte ein, klappte mein Buch zu und folgte ihr in die Küche. Dort stand Vision, der in einem Kochbuch blätterte. Wanda gab ihm einen Kuss auf die Wange. „Lass das ja nicht deinen Bruder sehen", schmunzelte ich. „Sonst darf Vision wieder im Lüftungsschacht schlafen – schläfst du überhaupt?" „Nein", erwiderte Vision. „Aber Pietro ist sehr beängstigend, wenn er wütend ist." Ich nickte grinsend, Wanda sah mich flehend an. „Keine Sorge, ich sag ihm nichts", versprach ich und warf einen Blick auf das aufgeschlagene Kochbuch. „Hühnchen mit Tomate-Mozzarella? Klingt gut."

Laura POV:

Abends saß ich im Pyjama auf meinem (übrigens super-bequemen) Bett, mein Tagebuch aufgeschlagen im Schoß, und schrieb einen Eintrag. Ja, ich schreibe Tagebuch. Ist mir nicht peinlich, ist eher eine Angewohnheit. Ich schloss den Eintrag ab und malte darunter ein kleines Herz, in das ich mit Großbuchstaben „Avengers" hineinschrieb. Dann klappte ich das Buch zu und legte es in meine Nachttischschublade. Ich schaute auf die Uhr – 21:30. Eliza schlief schon, ihr heutiges Training war anstrengend gewesen. Sie hatte sich nämlich sehr darüber ausgelassen. Und Sophie machte wahrscheinlich irgendeinen Blödsinn mit Tony. Müde kuschelte ich mich unter meine Decke und machte das Licht aus.

Ich war schon fast eingeschlafen als... FRIDAY anfing, „Die Forelle" von Franz Schubert zu spielen. Sofort saß ich kerzengerade im Bett und hielt mir die Ohren zu. „FRIDAY, was soll dieser Lärm?" „Mr Stark wollte..." „Egal. Wo ist er?" „In seinem Labor, er..." Weiter kam die KI nicht, denn ich stürmte aus meinem Zimmer und rannte zu Tony. Die Labortür öffnete ich mit einem Tritt und schnauzte den grinsenden Tony an. „Weißt du eigentlich, wie spät es ist?" „21:34, warum?" „Weil ich gerne schlafen möchte. Und das kann ich nicht, wenn du diese Horrormusik spielst!" „Warum, das ist doch toll", erwiderte Tony und imitierte den grottenschlechten Sänger: „In einem Bächlein helle..." Weiter kam er nicht, denn die Tür flog auf und ein recht mies gelaunter Steve im blau-weiß-roten Schlafanzug unterbrach uns: „Was fällt euch eigentlich ein, so herumzuschreien? Es ist mitten in der Nacht! Und Tony, wenn du nochmal anfängst zu singen..." „Dann was?", fragte Tony spöttisch. „Dann stopf ich dir persönlich den Schnabel", grummelte Eliza, die hinter Cap ins Labor tapste. „Ehrlich, Leute, ich habe bis jetzt noch geschlafen. Und wenn heute noch irgendjemand anfängt zu singen, wird derjenige es bitter bereuen. Danke, und gute Nacht!" Sie zog ab. Ich grinste Tony an, dann folgte ich Eliza und zog mich in mein Zimmer zurück. Endlich kehrte Ruhe im Hauptquartier ein.

Die Ruhe währte meiner Meinung nach viel zu kurz, denn pünktlich um sechs Uhr stand Tony neben meinem Bett und riss mich mit einem Megafon aus dem Schlaf. „Aufstehen, Schlafmütze!" Das würde er mir noch büßen, denn wenn ich eines nicht war, dann ein Morgenmensch. „Verzieh dich", nuschelte ich mit halb geöffneten Augen und drehte mich um. „Aufstehen, Schlafmütze!", wiederholte Tony, doch ich zog mir nur die Decke über den Kopf. Warum konnte er mich nicht einfach noch eine Stunde schlafen lassen? Auf einmal war meine kuschelige Bettdecke weg und ein Schwall eiskaltes Wasser ergoss sich über meinen Kopf. Ich fuhr lautstark kreischend hoch und sah Tony mit einem mörderischen Blick an. „WIE KANNST DU ES WAGEN?!" Da flog die Tür zu meinem Zimmer auf, im Türrahmen standen Sophie und Eliza. „Sag mal, hakt's bei dir?! Es ist sechs Uhr morgens!", fauchten sie synchron. Ich zeigte auf Tony und wischte mir demonstrativ die nassen Haare aus dem Gesicht. Die beiden verstanden und sahen sich an. „Laura, was hältst du davon, wenn wir uns um die Rache kümmern und du dich in Ruhe fertig machen kannst?", schlug Sophie vor, während Eliza mit ihren Fingerknöcheln knackte. Ich nickte grinsend. Liebend gern würde ich mich persönlich um den Unruhestifter kümmern, aber Haare föhnen dauerte bei mir meistens etwas länger. Also verschwand ich im Bad, während meine neuen besten Freundinnen (seit genau zwei Tagen) den nun sehr weiblich kreischenden Tony aus dem Zimmer jagten.

Three Little AvengersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt