[15] Ein kranker Gott

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Sophie POV:

Ein paar Tage später begannen wir wieder mit dem Training, was nach den Verletzungen und der Party recht anstrengend wurde. Sagen wir es so: Loki und Wanda haben mich genauso herumgescheucht wie vor dem Angriff und sich nicht die Mühe gemacht, es heute mal ein wenig sanfter anzugehen. Also lag gegen Abend völlig fertig auf der Couch und hörte Tony zu, wie er über Fury herzog, der wahrscheinlich wieder irgendwas komplett Sinnloses gemacht hatte. Laura und Eliza waren noch beim Training. Okay, ich korrigiere mich kurz: Sie kamen gerade in gemütlichen Klamotten und ziemlich müde aussehend ins Wohnzimmer und ließen sich links und rechts von mir auf die Couch fallen. „Warum seid ihr schon fertig?", stöhnte Laura. Ich zuckte mit den Schultern. „Wanda hat früher Schluss gemacht, weil sie mit Vision ausgehen will." „Das hättest du nicht laut sagen sollen", murmelte Eliza. Wenige Sekunden später hörte man einen recht aufgebrachten Pietro schreien. „WANDA, WARUM GEHST DU MIT DEM TOASTER AUS?!" Es folgten hastige Schritte und die Haustür fiel krachend ins Schloss. Dann ertönten einige erlesene Flüche auf Russisch, die nicht übersetzt werden sollten. Ich grinste nur und blieb einfach liegen.

Wenige Wochen später...

Verschlafen streckte ich mich und schaute auf den Wecker, den Tony mir netterweise hingestellt hatte. Halb neun. Nicht zu früh und nicht zu spät. Also stand ich auf, tapste zum Schrank und dann ins Bad, wo ich mich fertig machte. Mein Tag würde wie immer ablaufen: Frühstück, Training, Mittagessen, Training, Feierabend. Mir die Augen reibend ging ich in die Küche und machte mir Frühstück. Ein paar Minuten später schlossen sich mir die anderen, die nach mir kamen, an. Alle zusammen saßen wir am Tisch und ich ließ meinen Blick über meine Kameraden schweifen, als mir auffiel, dass einer fehlte.

„Wo ist Loki eigentlich?" Natasha schien jetzt erst festzustellen, dass er fehlte, so konzentriert hatte sie ihren Kaffee angestarrt. „Keine Ahnung", grummelte Clint. „Vielleicht hat er ja nur so getan, als würde er mit uns zusammenarbeiten, und ist jetzt abgehauen", rief Tony. „Oder er ist draußen, bei dem Wetter geht er gern spazieren", warf Thor ein und ich verdrehte die Augen. „Vielleicht plant er einen Streich ohne mich", schmollte Pietro. Nun wurde es mir aber zu bunt. „LEUTE!", rief ich. Alle Blicke wanderten zu mir. „Vielleicht schläft er einfach nur?" Seufzend stand ich auf. „Ich seh mal nach. Und wehe, jemand fasst mein Frühstück an!" Dieser Satz galt Pietro, der eine Vorliebe dafür entwickelt hatte, mir mein Essen zu mopsen, was ich überhaupt nicht lustig fand.

Genervt über das Misstrauen der anderen lief ich zu Lokis Zimmer und klopfte zaghaft an der verschlossenen Tür. Als ich keine Antwort bekam, öffnete ich sie einen Spaltbreit. Loki lag auf dem Bett und sah mich an. „Sophie? Was machst du denn hier?", krächzte er. Ich trat ein. „Nach dir sehen", erwiderte ich. „Sonst bist du immer so früh auf. Die anderen machen sich schon Sorgen." Er lachte heiser. „Das war klar." „Du klingst so komisch", meinte ich. „Geht's dir gut?" Er nickte und zog die Bettdecke hoch, doch ich hatte die Gänsehaut auf seinem Arm noch gesehen. „Du bist krank", stellte ich nüchtern fest und war mit zwei schnellen Schritten am Bett. Loki rückte von mir weg. „Mir geht's gut." „Sieht nicht so aus", murmelte ich. „Bleib jetzt liegen!" Vorsichtig fühlte ich seine Temperatur und zog erschrocken die Hand weg. „Du hast Fieber. Du bleibst jetzt im Bett liegen, ich sag den anderen Bescheid und das Training fällt heute aus", sagte ich und hörte mich an wie eine strenge Mutter. „Du hörst dich an wie meine Mutter", murrte er prompt, hustete und verdrehte dann die Augen, als ich nicht nachgab. „Na schön. Mach, was du meinst." „Ich bring dir Frühstück", meinte ich und lief zur Tür. „Und dass du im Bett bleibst!"

Als ich zurück in die Küche kam, wurde ich regelrecht mit Fragen bombardiert. Nach fünf Minuten, in denen ich nicht zu Wort gekommen war, reichte es mir. „KLAPPE HALTEN!" Sofort war es still und ich stiefelte zum Herd hinüber. „Loki ist krank", erklärte ich etwas ruhiger. „Krank? Meinst du, geistig oder...?", fragte Tony irritiert. Ich war kurz davor, ihm die nächste Pfanne gegen den Schädel zu donnern, beließ es aber bei einem Killerblick. „Nein, Tony. Krank im Sinne von Fieber, Schüttelfrost, Halsschmerzen und Husten. Das heißt: Bettruhe, keine Streiche, ich lasse heute das Training ausfallen und ihr lasst ihn in Frieden." Mir entging nicht, dass Eliza und Laura mit den Augenbrauen wackelten, also legte ich schnell einen Teebeutel in eine Tasse und goss heißes Wasser drüber.

Nach und nach verzogen sich die anderen und ich war allein in der Küche. Also stapelte ich Pfannkuchen, Nutella und Tee auf ein Tablett und balancierte es in Lokis Zimmer. Mein Lieblingsgott lag einfach nur da und starrte an die Decke. „Der Tee sollte deinem Hals helfen", sagte ich leise und stellte das Tablett ab. Loki nickte nur. „Soll ich dir Bücher holen oder so?", erkundigte ich mich. Wieder ein Nicken. Also holte ich Bücher.

Wenn ich euch eines sagen kann, dann, dass kranke Götter verdammt anstrengend sind. Am schlimmsten ist es, wenn sie etwas wollen, aber vor lauter Halsschmerzen nicht reden können und du dann ihre (ziemlich miese) Gebärdensprache übersetzen musst. Auch waren Tony und Pietro nicht gerade hilfreich. Pietro, weil er die ganze Zeit einen neuen Streich mit Loki planen wollte, wenn der eigentlich schlafen wollte, und Tony, weil er mir und Loki die ganze Zeit auf die Nerven ging. Als er am Nachmittag dann zum fünfzehnten Mal an der Tür klopfte und fragte, was wir denn da machen würden, weil ich ja kaum rauskäme (Anmerkung: Alle fünfzehn Minuten komme ich raus und hole irgendwas), hat es mir dann gereicht. Also öffnete ich schwungvoll die Tür und Tony grinste mich an. „Wie geht's unserem Ziegenpeter?" „Es würde ihm besser gehen, wenn du nicht dauernd nerven würdest", maulte ich, da kam mir eine Idee. Wofür hatte man schließlich Superkräfte? In meiner Hand bildete sich unauffällig eine blaue Energiekugel und ich manipulierte Tony vorsichtig, sodass er mir nicht mehr auf die Nerven gehen und stattdessen an irgendwas herumschrauben würde. Zufrieden beobachtete ich, wie er davonlief, um zu seiner Werkstatt zu gelangen. Ich hockte mich wieder zu Loki, er grinste schief. „Wenn ich wieder fit bin, bist du dann krank", stellte er heiser fest. Ich nickte nur. „Soll ich dir wieder was vorlesen oder schaffst du es, dein Buch selber zu halten?"

Fazit: Als ich dann mittags Sandwiches machen wollte, hat der Sandwich-Maker AC/DC gespielt und Loki kann sein Buch noch nicht selbst halten.

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