Kapitel 4

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In den letzten zehn Minuten des Matheunterrichts zitterte ich am ganzen Körper. Ich hatte furchtbare Angst, dass sie mich doch nicht mochte. Außerdem hatte ich Angst, dass sie mich auslacht, wenn ich mich komisch anstelle...

„Sag mir doch bitte, was der Stützvektor dieser Ebenengleichung ist.", riss mich Mrs Roberts aus meinen Gedanken. „Das weiß ich nicht.", entgegnete ich. „Wir machen seit drei Wochen vektorielle analytische Geometrie und du weißt immer noch nicht, was der Stützvektor ist?", fragte die Lehrerin verzweifelt. „Amy, kannst du es bitte nochmal erklären?", forderte sie meine Mitschülerin auf. Amy erzählte irgendwas, aber ich konnte ihr nicht folgen.

Zehn Minuten nach Stundenende beendete Mrs Roberts den Unterricht. So schnell wie ich konnte, packte ich meine Sachen ein und rannte aus dem Raum. Ich hoffte sehr, dass Ria noch wartete.

Ich hatte es geschafft und Ria war noch am vereinbarten Treffpunkt. „Es tut mir leid", keuchte ich „sie ließ uns nicht früher raus..." „Schon gut, atme erst mal durch", entgegnete sie.

Ich atmete tief ein und aus. Dann räusperte ich mich. „Warum wolltest du mit mir sprechen?", fragte Ria interessiert. „Ich wollte dir gerne etwas sagen...", begann ich. „Ich weiß nicht, wie ich es dir erklären soll...", fuhr ich fort. „Seit einiger Zeit, um genau zu sein, seit vier Monaten sehe ich dich nicht nur als Schulkameradin..." Sie schaute mich verwirrt an und ich wurde immer nervöser. „Du bist... ich ähm...", stotterte ich. „Alles in Ordnung?", fragte Ria. „Ich habe mich in dich verliebt...", gestand ich und wurde dabei fast ohnmächtig. So schwierig hatte ich mir das wirklich nicht vorgestellt.

„Du? Du bist in mich verliebt? Wirklich?", fragte sie überrascht. Ich nickte mit einem vorsichtigen Lächeln. „Weißt du... ich bin... Ich bin auch in dich verliebt...", entgegnete sie dann. „Ist das dein Ernst?", fragte ich nun ebenfalls überrascht. „Ich dachte immer, wir wären viel zu unterschiedlich und ich wäre dir zu brav..." „Aber nein. Aber ich dachte auch, ich wäre gar nicht dein Typ... Manchmal dachte ich sogar, du hättest Angst vor mir..."

Wir gestanden uns noch ein paar Gedanken. Dann fasste ich all meinen Mut zusammen und fragte: „Willst du mit mir zusammen sein?" Dabei war ich sehr nervös, jedoch nicht mehr so stark, wie am Anfang des Gesprächs. „Ja, das möchte ich sehr gerne.", entgegnete sie und lächelte. Wir umarmten uns. Dann nahm ich wieder all meinen Mut zusammen und küsste sie.

Wir standen noch eine Weile auf dem Parkplatz und redeten. Wir beschlossen, erstmal niemandem von unserer Beziehung zu erzählen, da wir beide nicht so extrovertiert waren und auch nicht wollten, dass jeder über uns redet.

Plötzlich fing es an zu regnen. Ria zitterte. Sie trug nur ein dünnes, hellgelbes Kleid mit rosa Blümchen. „Ist dir kalt?", fragte ich und gab ihr meine schwarze Lederjacke. Sie zog sie über. „Danke.", entgegnete sie.

Nach einer Weile kam das schwarze Auto und sie wurde abgeholt. Wir umarmten uns nochmal. „Bis morgen.", verabschiedete sie sich mit einem Lächeln. „Bis morgen", entgegnete ich, ebenfalls mit einem Lächeln.


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