Kapitel 28

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Einen Monat später

Ria war die letzten Wochen kaum ansprechbar, was ich gut verstehen konnte. Die meiste Zeit war sie in unserem Zimmer und bat darum, allein zu sein, was wir respektierten. Einmal hatte ich sie gefragt, ob sie reden wollte, doch sie sagte nein und dabei beließ ich es. Ich kannte Ria sehr gut, hätte sie reden wollen, hätte sie das auch gesagt.

Kurz vor Ende der Ferien war die Beerdigung, was das Ganze nicht wirklich leichter für sie machte. Es waren noch zwei Wochen, bis das Studium anfing. Bis dahin ließen wir sie ganz in Ruhe, doch wir wussten nicht, ob sie den Unterricht verpassen konnte.

Zwei Wochen später

Leon, Luke und ich saßen im Wohnzimmer und schauten jeweils auf unsere Handys, als Ria durch die Tür kam. „Hey", sagte sie nur und setzte sich zu uns aufs Sofa. „Und?", fragte Luke vorsichtig. „Morgen fängt das Studium an. Ich musste langsam raus aus meinem Loch.", murmelte sie und lächelte. Ich wusste, dass sie noch viel länger brauchte, um mit allem klarzukommen, doch ich war froh, dass sie wenigstens schonmal so tun konnte. „Schön dich wiederzusehen", entgegnete Leon. „Ich bin auch froh, euch wiederzusehen. Tut mir leid, dass ich die letzten Wochen so war." „Kein Ding, wir verstehen dich doch.", entgegnete Luke. Ich nahm sie in den Arm. Wir entschieden, Pizza zu bestellen und eine Serie zu schauen. Der Abend war natürlich ruhig, aber wir waren alle froh, wieder vereint zu sein.

Am nächsten Morgen waren Leon, Ria und ich sehr aufgeregt, da unser erstes Semester auf dem College anfing. Luke war entspannt, er kannte ja schon alles. Er studierte Jura, obwohl das, wie ich fand, nicht besonders zu ihm passte. Leon hatte sich für Wirtschaftsphilosophie eingeschrieben, Ria für Kunstgeschichte und ich für Psychologie. Es würde sehr interessant werden. Natürlich hatten wir alle unterschiedliche Kurse, aber in den Pausen und Freistunden, sahen wir uns.

Zuerst wurden alle neuen Studenten in einem großen Hörsaal begrüßt und ihren Fächern zugeteilt. Die Professorin, die mein Fach unterrichtete, hieß Dr. Lawrence und sah aus, als hätte sie eine Menge Ahnung. Nachdem alle zugeteilt wurden, gingen die Studenten jeweils mit ihrem Professor aus dem Hörsaal in einen anderen Raum. An diesem Punkt verabschiedete ich mich von Ria und Leon und lief meinen Kommilitonen hinterher.

„Hi, ich bin Lexy", stellte sich ein Mädchen mit schulterlangen blonden Haaren und grünen Augen vor, dass mich an der Seite angestupst hatte. „Hey, ich bin Lara", entgegnete ich. Als wir in unserem Raum angekommen waren setzten Lexy und ich uns nebeneinander in eine der mittleren Reihen.

Dr. Lawrence stellte sich nochmal etwas ausführlicher vor und bat uns, dies ebenfalls zu tun. Es sei zwar nicht üblich, dass sich in so einem großen Umfeld jeder kennt, doch sie hielt das für besser, sagte sie. So stellten sich alle 67 Schüler des Kurses kurz vor und ich schrieb alle Namen auf. Das hatte ich mir vorgenommen, um immer gut informiert zu sein, wer in meinem Kurs war.

Nach dem Unterricht unterhielt ich mich noch ein wenig mit Lexy. Sie war sehr nett und sympathisch. Wir sprachen über unsere ersten Eindrücke, die wir gewonnen hatten und was wir uns vom College erhofften. Sie war – wie ich – ein bisschen introvertiert, aber dennoch offen.


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