Kapitel 7

2.3K 70 12
                                    

Kajas POV

„Yeah, is it too late now to say sorry?
Cause I´m missing more than just your body“
Justin Bieber – Sorry

Seufzend ließ ich meine Hand mit dem Stift sinken und presste meine Lippen fest aufeinander, als ich den Kopf hob, um den Regentropfen am Wohnzimmerfenster dabei zuzusehen, wie sie sich langsam einen Weg nach unten suchten. Wie immer war das warme Wetter hier in Leverkusen nicht von langer Dauer gewesen und die Sonne, die hier letzte Woche noch wie wild vom Himmel schien, war einem sinnflugtartigen Regen gewichen, der mittlerweile zwar weniger geworden war, doch ein Ende schien noch lange nicht in Sicht zu sein. Müde nippte ich an meiner Teetasse, ehe ich erneut nach dem Stift griff  und die Adresse auf dem Briefumschlag notierte. Ich war mir noch immer nicht sicher, was mich da heute Früh geritten hatte diesen Brief zu verfassen, doch nach meinem Eingeständnis letzte Woche hatte ich die Zeit ausgiebig zum Nachdenken genutzt. Die Tatsache, dass ich die Kartons mit den Klamotten, die Sophia vor ihrem Umzug aussortiert hatte, noch zur Sammelstelle für Altkleider gebracht hatte, hatte mir nur allzu deutlich gemacht, dass es auch Zeit war endlich mal in meinem Leben aufzuräumen. So hatte ich mich kurzerhand dazu entschlossen auch meine Kleidung einmal durchzuschauen und es waren tatsächlich ein paar Sachen zusammen gekommen, die ich heute noch zum Container bringen wollte. Dabei wollte ich auch gleich den Brief mitnehmen, den ich heute endlich geschafft hatte fertig zu stellen. Ich saß tatsächlich mehrere Tage daran und hatte mich immer wieder selbst dafür verflucht, dass ich auf diese Idee gekommen war. In meinen Gedanken wirkte das Ganze irgendwie romantisch und aufrichtig, weshalb ich es besser fand, als eine stumpfe Nachricht über Whatsapp, doch ich hatte auch nicht damit gerechnet, dass es mir so viel abverlangen würde. Andernfalls hätte ich ihm vielleicht doch lieber einfach eine Nachricht über sein Smartphone zukommen lassen. Doch wenn ich weiter darüber nachdachte, dann wollte ich keinesfalls, dass Julian meine Mitteilung auf Ibiza bekam, denn mir war klar, dass er mich dann sicherlich sofort anrufen würde. Und das was ich hier plante war nichts, was man übers Telefon klären sollte.

Angespannt schnappte ich mir den Zettel, nachdem ich fein säuberlich Julians Adresse auf dem Umschlag notiert hatte, und atmete tief durch, ehe ich meine Augen über die Sätze wandern ließ, die ich da niedergeschrieben hatte. Ich hatte mir tagelang die richtigen Worte in meinem Kopf zurecht gelegt und doch wirkte in meinen Augen alles so seltsam. Und wenn ich ehrlich zu mir selbst war, dann hatte ich noch immer riesige Angst vor seiner Reaktion auf diese Zeilen. Ich könnte es ihm nicht einmal verübeln, wenn er den Brief einfach in die Tonne donnern würde, denn nachdem ich ihn so zurück gelassen und nicht einen Moment an seine Gefühle gedacht hatte, verdiente ich ihn vielleicht auch garnicht mehr. Doch die Worte von Jannis und Sophia machten mir Mut. Denn wenn ich ihnen Glauben schenken konnte,  dann hatte auch Julian seine Gefühle für mich noch nicht verloren und vermisste mich genauso wie ich ihn.

„Lieber Julian,

zuerst einmal muss ich mich bei dir für mein Verhalten die letzten Monate entschuldigen. Du hast es nicht verdient, dass ich dich so verletzt habe.

Es tut mir leid, dass ich dir mit meinem Verhalten so vor den Kopf gestoßen habe. Ich musste nur selbst erstmal mit dieser gesamten Situation klar kommen. Der Verlust unseres Babys hat mir einfach den Boden unter den Füßen weggerissen und ich konnte dir so nicht mehr unter die Augen treten.

Noch dazu hatte ich Angst. Angst davor dich doch an Linda zu verlieren. Und Angst davor mich vor dir für mein leichtsinniges Verhalten rechtfertigen zu müssen. Denn ohne dieses hätten wir diesen Verlust niemals zu verkraften gehabt. Du hattest es nicht verdient, dass ich all diesen Frust an dir ausgelassen habe, doch ich war einfach nicht mehr in der Lage die Beziehung mit dir weiter zu führen und so zu tun, als wäre all dies niemals passiert. Ich hoffe, dass du mir das eines Tages verzeihen kannst.

Die letzten Tage haben mir gezeigt, dass ich dich und unsere gemeinsame Zeit nicht so leichtfertig aufgeben kann und möchte. Darum würde ich mich freuen, wenn wir beide noch einmal miteinander reden können, wenn du wieder zuhause bist. Meine Gefühle für dich haben sich nicht geändert.

Bis hoffentlich bald
Kaja“

All I Love (Julian Brandt)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt