Kapitel 16

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Kajas POV

„Whatever I said, whatever I did


I didn't mean it.


I just want you back for good."


Take That - Back for good



Müde stellte ich meinen Koffer im Flur ab und schlüpfte aus meinen Turnschuhen, die ich ungeachtet von mir kickte. Der Flug und die damit verbundene Zeit zum Nachdenken hatte mir Einiges abverlangt. Am liebsten hätte ich einfach meine Augen geschlossen und geschlafen, doch die Gedanken in meinem Kopf waren dafür einfach zu laut. Zu real waren die Bilder, die sich vor meinem inneren Auge abspielten. Julian und ich, wie wir uns die halbe Nacht lang unseren Gefühlen füreinander hingegeben hatten ohne auch nur eine Sekunde über die Konsequenzen nachzudenken. Aber so war es wohl, wenn man sich liebte. Dass mein Herz noch immer wie wild für den Blonden schlug, hatte ich mir mittlerweile eingestanden, doch auch Julian hatte mir in der vergangenen Nacht mehr als nur einmal gezeigt, dass ich ihm noch immer etwas bedeutete. Seine Berührungen waren so liebevoll und zärtlich gewesen und ich konnte in seinen Augen nur allzu deutlich die Aufrichtigkeit erkennen. Doch allein der Gedanke daran machte mir eine Heidenangst. Ich fürchtete mich regelrecht davor mich ein weiteres Mal vollends auf ihn einzulassen. Vermutlich aus Angst davor wieder von ihm verletzt zu werden. Auch wenn es ihm gegenüber alles Andere als fair war, ihm dies von Anfang an zu unterstellen. Doch ich konnte einfach nicht über meinen Schatten springen.



Noch immer hallten Kais letzte Worte in meinem Kopf wie ein Echo nach und ich fuhr mir seufzend mit einer Hand durch die Haare, die mir mittlerweile strähnig ins Gesicht hingen. Es war wirklich Zeit, dass ich endlich unter die Dusche kam. Doch bevor ich das erledigen konnte, erinnerte ich mich selbst in Gedanken daran, dass ich mich bei Kai melden sollte, wenn ich zuhause war. Also wühlte ich in meiner Handtasche nach meinem Smartphone, welches ich dort vorhin nur ungeachtet hineingeworfen hatte. Als ich jedoch den Homebutton betätigte, verspürte ich eine gewisse Ernüchterung. Das Display blieb schwarz und ich schnappte mir seufzend meinen Trolley, um ihn hinter mir her in mein Zimmer zu ziehen. Eigentlich hatte ich nicht vor meine Klamotten jetzt schon auszupacken, aber wie ich mich kannte, hatte ich mein Ladekabel sicherlich ganz als Erstes in den Koffer geschmissen in der Hektik. Also blieb mir nichts Anderes übrig, als mein Gepäck doch erstmal auszupacken und ich unterdrückte einen gekünstelten Freudenschrei, als ich endlich das weiße Ladekabel zwischen meinen T-Shirts hervor zog. Schwerfällig erhob ich mich und steckte es in die Steckdose neben meinem Bett, ehe ich mir aus meinem Kleiderschrank frische Unterwäsche und eine Jogginghose heraus zog und im Bad verschwand. Das warme Wasser entspannte meine Muskeln und ich genoss dieses Gefühl mir wenigstens für einen kleinen Moment den Stress der letzten Stunden vom Körper waschen zu können. Doch als ich das Wasser abstellte und aus der Dusche heraustrat, erwischte mich direkt die Kälte und auf meiner Haut breitete sich eine Gänsehaut aus. Schnell schnappte ich mir mein Handtuch und trocknete mich ab, ehe ich mich anzog. Da mich sein Geruch einfach noch immer besser beruhigte als alles Andere, schlüpfte ich kurzerhand wieder in Julians T-Shirt, das ich ihm in London einfach entwendet hatte. Sofort strömte mir der Duft seines Parfüms in die Nase und ich spürte dieses bekannte Kribbeln in meiner Magengegend, das seit der letzten Nacht präsenter war als all die Wochen zuvor. Ich war eigentlich die ganze Zeit der Meinung, dass ich es ganz gut verdrängt und im Griff hatte, doch da hatte ich mir selbst wohl nur etwas vorgemacht.



Als ich zurück in mein Zimmer kam, schnappte ich mir noch den Berg an Wäsche, der auf dem Boden aufgetürmt war, und stopfte ihn zumindest schon einmal in die Waschmaschine, damit ich diese morgen Früh nur noch anstellen musste. Auch wenn ich nicht alles getragen hatte, so war es mir nicht mehr möglich die Kleidung nach sauberer und dreckiger Wäsche zu sortieren. Nachdem auch dies erledigt war, schlüpfte ich unter meine Bettdecke und zog sie eng um meinen Körper, da mich mit einem Mal diese bekannte Kälte umspielte, die ich bereits aus der Zeit nach der Trennung von Julian kannte. Ich fühlte mich einsam, obwohl es mal wieder meine eigene Entscheidung gewesen war mich hierher zurück zu ziehen. Ehe ich weiter darüber nachdenken und mich mal wieder zu sehr da rein steigern konnte, griff ich nach meinem Smartphone und drückte den Knopf an der Oberseite, um es einzuschalten. Routiniert gab ich meinen Pin ein und wartete, bis es vollständig hochgefahren war. Stirnrunzelnd beobachtete ich, wie die Benachrichtigungen auf dem Display nach und nach immer mehr wurden und mich erfasste beinahe ein schlechtes Gewissen, dass mir gestern zunächst nicht einmal aufgefallen war, dass mein Akku den Geist aufgegeben hatte. Ich erinnerte mich dunkel daran, dass es mir erst vor Julians Hotel eingefallen war.

All I Love (Julian Brandt)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt