Winner's Curse | L.S

•·.· FOUR ·.·•

• jeden tag ein bisschen •
1558 Words

Das Abendessen schwänzte ich auch am heutigen Tag wieder, da meine Laune so gut war, dass ich sie auf keinen Fall damit trüben wollte, einen auf liebevolle Familie zu tun. Also schwamm ich stattdessen ein paar Runden im Pool und versuchte so, mich bestens auf den morgigen Tag vorzubereiten.

Zwischendurch war Kim einmal nach draußen gekommen um mir eine Gute Nacht zu wünschen und hatte einen Tee auf dem Tisch abgestellt, für welchen ich mich erneut zu einem 'Dankeschön' aufraffen konnte. Dadurch schaffte sie es noch mehr, mir ein schlechtes Gewissen zu geben, da ich wirklich nicht vorhatte, sie zu mögen und doch machte sie es mir so unglaublich schwer, es nicht zu tun.

*****

Gerade als ich am nächsten Morgen aus der Dusche kam und mir noch meinen Rucksack schnappte, wurde ich plötzlich von Kim unterbrochen, die sich mir in den Weg stellte. Verwirrt hob ich meine linke Augenbraue und legte den Kopf etwas schief, als sie mich ernst anschaute und dabei trotzdem noch ein vorsichtiges Lächeln auf den Lippen trug.

"Ich wollte gerne noch kurz mit dir sprechen, bevor du in die Schule gehst." Ihre Stimme klang sanft und auf keinen Fall vorwurfsvoll, trotzdem merkte ich, dass ziemlich viel Ernsthaftigkeit dahinter steckte. Das war auch der Grund, wieso ich nickte und mich an die Wand lehnte, um ihr meine volle Aufmerksamkeit zu schenken. "Ich weiß, dass du nicht freiwillig hier wohnst und es lediglich ein temporärer Aufenthalt ist. Trotzdem würde ich mir wünschen, dass wir nicht aneinander vorbeilaufen und du hier lebst wie in einem Hotel."

Etwas geschockt davon, dass sie es tatsächlich so schnell und direkt ansprach, klappte mein Mund etwas auf und ich spürte erneut den Druck auf meiner Brust, welcher von dem schlechten Gewissen kam.

"Tut mir Leid." Auf diese Aussage von mir wurde ihr Lächeln noch ein Stück sanfter, auch wenn ich nicht gedacht hatte, dass dies überhaupt möglich wäre.

"Louis ... ich weiß, dass ich nicht deine Mutter bin. Ich möchte und kann sie auch niemals ersetzen, das ist ein riesiger Verlust für dich. Aber vielleicht kannst du ja ab und an mal beim Abendessen vorbeischauen oder wir frühstücken gemeinsam. Außerdem ist meine Praxis jeden Mittwoch geschlossen, wenn du also möchtest, könnten wir diesen Tag fest machen und ich fahre dich zum Friedhof?"

"Das würdest du tun? Aber es ist viel zu weit." Ich spürte einen Klos in meinem Hals, welcher vor Rührung gar nicht kleiner werden konnte und die Frau vor mir nickte. Auch ihre Augen glänzten verdächtig, als sie ihre Hand hob und damit, nach kurzen Zögern, vorsichtig über meinen Oberarm strich.

"Es tut dem Auto auch mal gut wenn es nicht nur für Kurzstrecken genutzt wird. Es würde mir unglaublich viel bedeuten, dich dorthin fahren zu dürfen."

"Danke." Ich musste hier ganz schnell weg, bevor ich noch anfangen würde zu flennen. Deswegen warf ich auch einen auffälligen Blick zu der Uhr im Flur, woraufhin sich Kim von mir entfernte und ich mich räusperte. Schnell hatte ich sie noch einmal angelächelt, bevor ich beim umdrehen innehielt und noch einmal meinen Mut zusammennahm. "Ich schwimme heute beim Schulteam vor."

"Oh." Ich erkannte genau wie sie versuchte, nicht zu aufgeregt zu schauen, als ich zur Bestätigung nickte. "Viel Erfolg, Louis."

"Danke." Erneut herrschte Stille und ich kaute auf meiner Unterlippe herum, während der Klos in meinem Hals ein bisschen weniger wurde. "Und ich esse heute Abend mit."

"Okay. Wir sehen uns heute Abend, Louis."

Nun war es an mir zu nicken, was sie mir noch einmal nachtat, bevor ich mich nun auf den Weg zum Bus machte und dort erneut auf Zayn traf. Da ich heute etwas ruhiger war, warf er mir ab und zu einen verwirrten Blick zu, sagte jedoch nichts und genoss es vielleicht einfach, dass ich ihm heute nicht zu sehr auf die Pelle rückte.