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• auch ein knicklicht muss brechen um zu leuchten •
1044 Words

Trainingscamp Night One

Er war nicht da.

Verwirrt, aufgrund des leeren Zeltes, zog ich mir schnell meinen übergroßen Pullover und die Trainingshose über, bevor ich in meine Adiletten schlüpfte und den Reißverschluss öffnete.

Die abgekühlte Nachtluft ließ mich für einen Moment frösteln, dann blickte ich einmal über alle Zelte in denen unsere Mannschaftskollegen in Ruhe schlummerten. Alle... außer unser lieber Kapitän.

Wieso tat ich dies überhaupt? Ich könnte nun endlich richtig gut schlafen. Würde mich nicht mehr aufregen, jedes Mal wenn er sich unruhig auf seiner Matratze drehte; das Kissen beiseite schob oder frustriert die Decke von sich schlug. Ich würde mich nicht mehr dazu zwingen müssen, von ihm weggedreht zu schlafen, weil seine Gesichtszüge im Schlaf einfach zu spannend waren. Weil er zum ersten Mal nicht wie ein Arsch wirkte, sondern wie ein Mensch.

Doch stattdessen fand ich mich dabei wieder, wie ich in so ziemlich jeder Ecke dieses Trainingscamps nach Harry suchte. Nachdem ich ihn auch auf den Toiletten und in den Duschen nicht finden konnte, war ich bereits kurz davor gewesen wieder in unser Zelt zu gehen und einfach drauf zu scheißen - da fiel es mir wie Schuppen von den Augen.

Das Hallenbad hatte auch nachts die Leuchten im Becken an und tatsächlich erreichte mich, sobald ich durch die schwere Glastür ging, direkt der Geruch des Chlors und das Geplätscher einer schwimmenden Person. Für einen Moment blieb ich in sicherer Entfernung stehen, beobachtete unseren Kapitän einfach nur wie er im, leider wunderschönen, Freistil durch die Bahnen schwamm und dann doch frustriert auf die Stoppuhr schaute, sobald er angekommen war.

Sein Gesicht war schrecklich wütend und frustriert verzogen, als ich mich räusperte und seine Aufmerksamkeit fast keine Sekunde später direkt auf mir lag.

"Fuck Tomlinson, jag mir doch nicht so einen Schrecken ein", keuchte er wütend und wäre die Situation nicht aufgrund seiner Laune absolut angespannt gewesen, hätte mich der Ton wahrscheinlich sogar zu einem Lachen verleitet. So verkniff ich es mir jedoch und überbrückte nun die letzten langen Meter um bei seinem Startblock anzukommen. Unser Blickkontakt festigte sich, als ich zu ihm runter blickte und keiner sich traute zu blinzeln. "Was machst du überhaupt hier?"

"Die Frage ist berechtigterweise mir zugeschrieben", antwortete ich einfach und hob eine Augenbraue. "Was zum Teufel machst du hier? Es ist halb drei nachts."

Du solltest schlafen, damit deine Laune morgen nicht noch viel schlechter ist als sowieso schon. Etwas, was nicht nur mir aufgefallen war. Denn auch das andere Team hatte ich bei unserem gemeinsamen Abendessen darüber reden hören, dass du verändert wirkst.

Was hat sich verändert, Harry?

"Ich konnte nicht schlafen." Er zuckte mit den Schultern, schien nicht einmal besonders lange nach einer Lüge gesucht zu haben und ich konnte mir das darauf folgende seufzen nicht verkneifen. "Und dann dachte ich mir, ich könnte genauso gut schwimmen gehen. Ich halte dich mit meinem herumwälzen sowieso nur unnötig wach."

Das hatte er gemerkt? Oder besser - das interessierte ihn?

"Du kannst aber später nicht absolut übermüdet trainieren. Der Coach hat gestern schon damit gedroht, dass wir uns wünschen würden, dieser Traininstag würde niemals kommen." Er zuckte mit den Schultern, woraufhin mein Blick wieder auf die Stoppuhr fiel, die neben dem Becken lag. "Es ist absolut ungenau, wenn du dir selbst die Zeit stoppst."

"Denkst du das weiß ich nicht?!" Sein Ton war schroffer geworden und nun kam unsere Abneigung auf, die wir eigentlich aufeinander hegten. Eigentlich... und trotzdem stand ich jetzt hier, anstatt entspannt im Bett zu liegen. Er hätte sich auch nicht um mich geschert. "Nicht so als hätte ich eine andere Wahl."

"Du könntest warten bis andere wach sind und-"

"Ich muss besser werden", zischte er frustriert und wandte den Blick ab. "Selbst wenn ich zwei Sekunden, scheiße, sogar wenn ich vier Sekunden abziehe komme ich nicht an deine Zeit heran. Und du bist an dem Tag bereits drei andere Runden und Stile geschwommen. Ich schaffe es nicht mal, wenn es meine erste Runde ist."

Am liebsten hätte ich ihm endlich gesagt, dass er deswegen ein scheiß Kapitän war. Weil er so sehr darauf pochte der Beste sein zu müssen und es niemand anderem gönnte - außer sich selbst. Das er die Kraft nicht in das Team steckte, sondern lediglich in sich selbst, weil er ein arroganter Mistkerl war der einen Scheiß auf andere gibt.

Aber leider bewiesen mir alle anderen, dass dem nicht immer der Fall gewesen war und sein Blick hielt mich davon ab und weckte Mitleid in mir, dass ich ihm gegenüber bereits abgeschrieben hatte. Zumindest diese Art von Mitleid, die eher Mitgefühl ähnelte. Das mein Probeschwimmen ihm noch immer schwer im Magen lag, hatte ich ja nicht ahnen können.

"Das war auch meine beste Zeit", sagte ich also, leise, in der Hoffnung das er es vielleicht nicht gehört hatte. Doch die grünen Augen blickten zu mir rauf und Verwirrung spiegelte sich in ihnen wieder. "Ich bin selber vorher noch nie so gut geschwommen. Und bin es seitdem auch nicht noch mal." Mein Geständnis lag schwer in der Luft und nachdem ein paar weitere Sekunden verstrichen waren, räusperte ich mich unangenehm und trat einen Schritt zurück. "Mach nicht mehr zu lange, ansonsten werde ich wach wenn du wiederkommst. Und dusch dich gleich ab; ich habe keine Lust darauf, dass unser gesamtes Zelt nach Chlor riecht."

Ich machte kehrt, merkte ein unangenehmes ziepen in der Bauchgegend.

Aufgrund der Situation spielte sich das Probetraining noch einmal vor meinem inneren Auge ab und die Gefühle, die beim ersten Schwimmen mit Harry meinen Körper durchströmt hatten, kamen wieder auf. Bisher hatte ich sie gut verdrängt - ins Hintertürchen verstaut und abgeschlossen.

Doch nun waren die Erinnerungen an diesen Tag; an diese Minuten, wieder da und so lag ich auch noch wach, als unser Kapitän eine halbe Stunde später leise und vorsichtig den Reißverschluss des Zeltes öffnete. Ich spürte seinen Blick auf mir, wie er mich durchbohrte und es fiel mir immer schwerer meine schlafende Miene zu bewahren, als er sich nach einem tiefen Seufzen endlich auf seiner Matratze niederließ.

Sein plötzliches Erscheinen hatte mich aus meinen Erinnerungen gerissen und als mir der Duft seines Apfelshampoos in die Nase stieg, konnte ich mir das dämliche, selbstgefällige Grinsen nicht einmal unterdrücken. Dann fiel ich endlich in einen tiefen Schlaf.

[...]

Das Kapitel kannten einige von euch schon- zumindest das meiste davon. Es wurde ein bisschen darauf angepasst, dass es in dieser Geschichte eher kein enemies - Friends - lovers geben wird 🤭♥️

Nächste Woche geht es dann weiter mit dem zweiten Trainingstag und wir haben doch alle verdammt Lust herausfinden, was bei Harry los ist. Vielleicht dauert dies gar nicht mehr allzu lange 👀

Carina und ich sind noch im Urlaub und ich wünsche euch noch eine schöne Woche ♥️

Lots of love xx

Winner's Curse | L.SWo Geschichten leben. Entdecke jetzt