Chapter 1

1.2K 37 10
                                    

,,sí papa!'' gab ich wiederholt genervt von mir. Seit mindestens 20 Minuten lag mir mein Vater mit seiner: (pass-bitte-auf-dich-auf) Predigt auf den Ohren.

Seit über 3 Jahren lebte ich bereits mit meiner mittlerweile besten Freundin Nala in einer gemütlichen 3 Zimmerwohnung in Hamburg. Meine ohnehin schon seit Jahren getrennten Eltern kamen mit dieser Entscheidung allerdings überhaupt nicht zurecht und so wurde mein schon stressiger Alltag mit täglichen Kontrolltelefonaten perfekt abgerundet.

,,Te quiero cariño.'' holte mein Vater mich zurück aus meinen Gedanken. ,,Ich dich auch Papa.'' erwiderte ich aufatmend und verdrehte dabei, wenn auch schmunzelnd meine Augen.
,,Seit du nicht mehr bei mir lebst, hast du dein ganzes spanisch verlernt, Schatz.'' merkte mein Vater traurig an. ,,Das ist nicht wahr Dad. Naja, doch ein wenig vielleicht. Aber hier spricht auch niemand spanisch Papa.'' gab ich als Antwort. ,,Ich werde es nie ganz verlernen Papa.'' startete ich den Versuch ihn aufzuheitern.
,,Sí, sí.'' kommentierte er meinen vergeblichen Versuch und atmete auf.
,,Wann kommst du mich wieder besuchen?'' stellte mein Vater die nächste Frage.

,,Ich weiß es noch nicht Dad. Die Uni frisst seit einigen Wochen wirklich jede einzelne Stunde meines Tages.'' erklärte ich ihm worauf hin mein Vater etwas murmelte, dass ich nicht verstehen konnte. Doch ich lies es bleiben, sein Genuschel zu hinterfragen denn das würde lediglich für weitere Vorwürfe sorgen und zu weiteren Unstimmigkeiten führen.

Es vergingen gefühlt Minuten in denen niemand von uns sprach. Ich legte mein Handy auf meinem Bett ab, schaltete den Lautsprecher an und fing an meine Skizzen von heute in meine Sammelmappe zu sortieren. Eigentlich fand heute eine Vorlesung mit der Thematik ''Textinterpretation im Zusammenhang mit Bühnenbildern'' statt. Doch ich nutze die quälenden 6 Stunden und brachte meine Ideen auf Papier. Allein der Bruchteil dieser Sekunde, die ich erneut dem Thema der Vorlesung widmete, stimmte mich müde und kurz hatte ich vergessen, dass mein Vater noch immer schweigend am Telefon hing.

,,Pápa?'' Sprach ich leise in mein Telefon und ich hörte meinen Vater leise lachen. ''Pápa'' bedeutet im spanischen sowas wie ''Vati'' und ich wusste, dass ihm dieser Kosename die Welt bedeutete. ,,Mein großes Mädchen. Du fehlst mir.'' sprach er traurig aus. ,,Du mir auch Papa! Du und Mamá.'' gab ich mit vorsichtiger und ruhiger Stimme zu. Ich wusste wie meine Eltern aufeinander zu sprechen waren.

absolut nicht gut.

Das hielt mich aber nicht davon ab, mit Beiden über den jeweils anderen zu reden. Immerhin waren sie meine Eltern und ob es ihnen passte oder nicht, sie hatten mich und meine Geschwister abwechselnd an der Backe. Zu meinem Vater habe ich eine wesentlich engere Bindung, als zu meiner Mutter. Als meine Mutter vor 12 Jahren im Juli auszog, da war ich gerade 10 Jahre alt geworden. Irgendwie hatte das ein Trauma ausgelöst und seither habe ich so meine Schwierigkeiten mit Trennungen, so auch mein Vater der mich jeden Tag anruft und sich nach meinem Wohlbefinden erkundigen muss.

Meine Schwester Nora ist 18 und lebt seit einem Jahr mit ihrem Freund Aiden zusammen in der Nähe von Ludwigshafen, wo wir ursprünglich herkommen. Mein Bruder Mathéo ist 27 und lebt schon seit einigen Jahren in Los Angeles.
Also wenn man es genau betrachtet, sind Nora und ich praktisch alles was unserem Vater geblieben ist. Und nun ist meine kleine Schwester ebenfalls ausgezogen und startete ihr eigenes Leben und das überrumpelte meinen Vater total.

,,Deine Mutter hat vor zwei Tagen angerufen, sie fliegt mit ihrem neuen Freund für drei Wochen nach Frankreich. Sie wollte es dir persönlich sagen, aber hat deine neue Nummer noch nicht, ich hab sie ihr gegeben, Tesoror.'' ,,Gracias pápa.'' ,,Wieso eigentlich immer Frankreich?'' wollte ich abschließend noch meinem Vater diese Frage stellen. ,,Du weißt doch cariño, deine Mutter liebt Frankreich. Das hat sie schon immer. Deshalb tragt ihr alle drei auch französische Vornamen.'' erklärte er ruhig. ,,Stimmt'' gab ich als Gegenreaktion und atmete erneut leise auf. ,,Ich muss auflegen Papa, ich melde mich. Te quiero mucho.'' sprach ich weiter ins Telefon und setzte drei Luftküsse nach. ,,Te quiero mas.'' Antworte mein Dad und ich beendet das Telefonat während ich mich lauf aufatmend auf mein Bett schmiss.

,,Oh Juliette!'' hörte ich meine Mitbewohnerin Nala singen und nur wenige Sekunden später kam sie ins Zimmer getänzelt. ,,Rate mal wer heute die Prüfung bestanden hat!'' sang sie weiter und lies dabei ihre Hüfte kreisen und wackelte mit ihren Armen. ,,Oh Glückwunsch Darling!'' gab ich aufatmend als Antwort und stand auf um sie in eine Umarmung zu schließen. Mein blondes, langes gewelltes Haare hatte ich mir kurzerhand zu einem lockerem Dutt zusammengesteckt und aus meine müden Augen heraus versuchte ich zu lächeln.
,,Ich freue mich sehr für dich.'' versuchte ich mit der motiviertesten Stimme rüberzubringen, die ich gerade aufbringen konnte.

,,Erzähl das mal deinem Gesicht, Honey. Was ist denn los? War wieder etwas mit deinem Dad?'' fing meine Freundin das Fragen an. ,,Nein. Mach dir keine Sorgen.'' wollte ich sie beruhigen. ,,Julie..'' setzte meine Freundin jetzt fordernd nach und ich musste dabei die Augen verdrehen. ,,Es ist nicht nur wegen meinem viel zu temperamentvollen Dad. Ich bemühe mich seit Monaten darum, von meinen Professoren beachtet und endlich mal für ein Auslandssemester vorgeschlagen zu werden, doch meine Zeichnungen werden immer wieder von den Firmen & Agenturen zurückgeschickt.'' erklärte ich ihr mit ruhigen Worten.

,,Juliette, du gehörst zu den besten Studentinnen. Etliche deiner Modeskizzen wurden von den Firmen und was weiß ich schon was das alles für Agenturen sind, behalten. Nur wenige Skizzen kamen wieder zurück.'' startete Nala den Versuch mich zu trösten.

,,Und wieso hat sich dann keine einzige Agentur gemeldet. Keine Rückmeldung aus der Schweiz, keine aus Griechenland, keine aus England, keine aus Spanien und erstrecht keine aus Amerika.'' widersprach ich ihr verzweifelt.

,,Aus welchem Land würdest du dir denn Rückmeldung wünschen?'' wollte Nala wissen.
,,Ganz ehrlich? Das ist mir eigentlich sowas von egal. Hauptsache eine Agentur lädt mich ein und ich bekomme die Chance mein Talent unter Beweis zu stellen und wirke bei den Dreharbeiten eines Filmes oder eines Theaters mit. Und wenn es nur ein sehr kleines Theater ist.'' erklärte ich ihr. ,,Wie lange würde dein Auslandssemester gehen?'' wollte sie weiter wissen. ,,Das kommt ganz auf die Agentur an. Kann aber zwischen 3 bis 6 Monate andauern.'' beantwortete ich ihre Frage und setzte mich dabei im Schneidersitz auf mein Bett und pustete mir eine verirrte Locke aus dem Gesicht. Nala lehnte sich an meinem dunklen Flügel an, der in der Ecke meines Zimmers am Fenster stand.
,,Ich freue mich wirklich sehr für dich Nala. Dass du wieder eine deiner Prüfungen bestanden hast. Du wirst mal deine eigene Logopädie Praxis führen.''
Fing ich an sie zu loben woraufhin sie sich durch ihre dunkelbraunen Haare fuhr und schmunzelte. ,,Das hoffe ich doch Darling, danke dir! Ich finde es noch immer beneidenswert dass du Kostümbildnerin werden willst, ich würde von diesem Studium nichts verstehen.'' erklärte sie lachend. ,,Und ich verstehe von diesem Logopädie quatsch nichts.'' stimmte ich lachend mit ein und stand auf um sie in den Arm zu nehmen. ,,Ich hab dich lieb Nala, das weißt du doch.'' ,,Ich dich auch Julie. Für immer, du blöde Kuh.'' neckte sie mich grinsend und holte tief Luft. ,,So und jetzt wird gefeiert! Du kannst dich morgen wieder mit der Uni herumschlagen.'' rief sie laut aus und zog mich am Arm zu meinem Kleiderschrank.

Diesen Abend würden wir nicht so schnell vergessen, auch wenn wir davon zum jetzigen Zeitpunkt noch nichts wussten.

—————————————————

Hello! ich weiß gar nicht wie man hier jetzt so eine Konversation anfängt. Das ist meine erste Geschichte also würde ich mich sehr über eure ehrliche Meinung freuen. Nur bitte reißt mir nicht den Kopf ab. ((:
Sorry für mein schlechtes spanisch. Leider hab ich einiges dieser wundervollen Sprache verlernt und versuche noch das zusammen zu kratzen, was übrig geblieben ist.
Naja, ich hoffe ich konnte bis hier hin mal eure Neugier wecken und ihr bleibt an der Geschichte dran! :)

xo zoë

New times Old love Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt