New times Old love

Chapter 11

Ich trat an Johnny heran und seine Augen trafen durch den Spiegel auf meine.

Wieder breitete sich eine Gänsehaut auf meinem Körper aus und mein Magen zog sich zusammen. Aber auf eine angenehme Weise.
Nicht wie bei Mr. Ronning und seinem ekelhaften Gaffen.

,,Ich muss dich schminken, John.'' erklärte ich ihm meine Anwesenheit und er nickte lediglich. Er sprach kein Wort und so fing ich an mich unwohl und fehl am Platz zu fühlen.

Was hatte ich falsch gemacht, dass er mich so ignorierte.

Ich fing an mir die notwendigen Paletten und Pinsel zurecht zu legen und gestikulierte mit meinem Finger gedankenverloren durch die Luft, da ich auf diese Weise Johnnys Konturen abfuhr und mir einen Überblick über sein Gesicht verschaffen konnte.

Dieses wunderschöne Gesicht.

Johnny sprach noch immer kein Wort, auch als ich ihm das rote Kopftuch vom Kopf nahm und seine Stirn dadurch wieder freilegte, denn er war schon in seinem Sparrow Outfit gekleidet, sprach er nicht mit mir. Er sah mich nicht einmal an.
Er schwieg und lies mich machen.
Jede einzelne Handlung die ich ohne jeglichen Blick und Kommentar von ihm vollzog, versetzte meinem Herzen einen kräftigen Stich und ich konnte spüren wie der Klos in meinem Hals immer dicker wurde und ich vor lauter Trauer darüber zu ersticken drohte. Ich setzte den Pinsel an und machte mich an die Arbeit. Auf seinen Wangen versuchte ich den üblichen Schmutz und die kleinen Narben mit Brauntönen deutlich zu machen und ebenfalls seine Rötungen über der Nase und den Wangen malte ich mit perfekten Pinselstrichen auf seine weiche Haut. Ich wollte, dass man am Ende erkennen konnte, dass dieser Mann Erfahrungen mit sich trug.

Es vergingen 50 Minuten die er nicht mit mir sprach. Niemand sagte auch nur ein einziges Wort und meine Gefühle schienen sich vor lauter Kummer bereits verabschiedet zu haben. Tief in meinem innern fühlte es sich einfach nach nichts mehr an. Nur die Gänsehaut, die sich weiterhin durch meine Haut fraß, sorgte für ein unerträgliches Gefühl in meinen innern.

Als ich mich gerade mit der schwarzen Farbe an das Schminken seiner Augen machen wollte, fing er an zu sprechen und unterbrach meine Handlung. ,,Einen Moment Liebes.'' sagte er nur, stand auf und holte eine Weste aus der anderen Ecke des Zimmers und legte sie mir über die Schulter bevor er sich wieder auf den Stuhl setzte.

Sofort umhüllte mich der Geruch von Tabak, Whisky einem Hauch von Nuss und seinem Aftershave. Diese unbeschreibliche Geruch der mir Sicherheit und Wärme schenkte umhüllte mich fast gänzlich und ich schlüpfte in die viel zu großen Ärmel seiner Weste. ,,Vielen Dank.'' waren die einzigen Worte die ich sagen konnte, denn ich wollte Johnny bloß nicht zu nahe treten, offensichtlich wollte er nicht mit mir sprechen und so schminkte ich ihm die typischen schwarzen Umrandungen seiner Caption Jack Sparrow Augen und nach einer kurzen Betrachtung des Gesamtbildes ließ ich ihn aufstehen und nickte.

,,Ich bin fertig. Du kannst gehen.'' sagte ich mit leiser Stimme und drehte mich direkt von ihm weg und machte mich daran den Tisch mit einem Tuch abzuwischen und meine benutzten Materialien zu säubern und aufzuräumen. Zusätzlich sortierte ich auch die anderen Materialien auf dem Tisch, denn es sah wirklich alles hier gerade chaotisch aus und mir schien jegliche Handlung besser zu sein, als die Johnny direkt anzusehen.
Johnny richtete sich sein rotes Kopftuch und wenige Augenblicke später konnte ich hören wie er aufstand und mit einem kurzen ,,Danke'' die wenigen Stufen des Wohnwagens hinab lief und sich auf dem Weg zum Set machte.

Jetzt brach ich endgültig zusammen. All die zurückgehaltene Trauer, jeglicher Frust und all der Kummer überkam mich plötzlich und ich brach auf dem Boden zusammen.
Hier saß ich nun wie ein Häufchen Elend auf meinen Knien und legte mir meine beiden Hände aufs Gesicht.
Die warmen Tränen kullerten über meine Wange und die Feuchtigkeit durch meine Tränen sammelte sich unter meinen Handflächen.
Nie hatte mich zuvor etwas so verletzt wie diese 50 Minuten die ich mit Johnny Depp in einem Raum verbrachte.