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Wärme umgab Kazuha, als er am nächsten Morgen aufwachte. Er öffnete sein rechtes Auge ein kleines Stück, schloss es jedoch sofort wieder, als er von dem immer noch wütenden Schneegestöber geblendet wurde. Er kuschelte sich ein bisschen weiter and die warme Brust an seiner.

Warte.

Oh.

Kazuha lächelte leicht. Scaramouche schien bemerkt zu haben, dass er aufgewacht war und nuschelte ein leises »Guten Morgen« in seine Haare. Kazuha lächelte nur weiter.

»Ich hab's mir überlegt«, sagte er dann.

»Was überlegt?« Scaramouche schien ehrlich verwirrt.

»Ich mach's. Ich tret' den Fatui bei.«

Scaramouche war sichtlich perplex, er hatte nicht erwartet, dass Kazuha dem tatsächlich zustimmen würde. Aber hier war er nun, Kazuha an seiner Seite, der ihnen soeben unfassbare neue Möglichkeiten gab. Er durfte sich aber nicht zu früh freuen. Was, wenn Kazuha noch im Halbschlaf war und er das falsch verstanden hatte. Was, wenn...

Er konnte seinen Gedanken nicht zu Ende führen.

»Sagst du auch noch was dazu, oder hast du vor für immer zu schweigen?« Kazuha warf ihm einen fragenden Blick zu.

»Meinst du das Ernst?«

»Natürlich. Sonst hätte ich es dir wohl kaum erzählt.« Bevor Scaramouche fragen konnte, kam Kazuha ihm schon zuvor und fügte schnell hinzu: »Und ja, ich bin mir sicher. Ich habe länger darüber nachgedacht.«

Scaramouche schien nicht überzeugt. »Sicher, wie in sicher oder sicher wie in sicher

»Sicher wie in sicher.« Kazuha antwortete ohne zu zögern.

Scaramouche beließ es vorerst dabei und schlug stattdessen vor, ihnen Frühstück vorzubereiten. Beim Frühstücken teilte Scaramouche Kazuha mit, dasss dieser selbstverständlich zuerst als neuer, einfacher Rekrut starten müsse. Er war sich jedoch sicher, dass die anderen Harbingers das Potenzial in ihm sahen und er schnell in der Lage wäre, seinen Rang aufzubessern.

Er erklärte auch, dass er nachdem sie fertig waren, der Tsaritsa Bericht erstatten muss. Er war nicht der einzige neue Rekrut, Scaramouchet hatte vor kurzer Zeit auch die Information bekommen, dass er sich bald um ein paar weitere Rekruten kümmern müsste. Er hatte Kazuha nichts davon erzählt, da er schlichtweg keinen Grund darin sah.

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Scaramouche kniete auf dem Boden, ignorierte die eisige Kälte, die von ihm ausging. Kopf gesenkt, wartete er auf Fragen, Anweisungen, Befehle der Meisterin.

»Was hast du zu berichten?«

»Die neuen Rekruten sind angekommen, ich habe mich um sie gekümmert. Wie von euch befohlen.«

»Kaedehara?«

Ihm war klar, was sie meinte. Ihm war klar, dass sie von ihrer Beziehung wusste. Es war nichts anderes zu erwarten, schließlich war er sich Dottores Anwesenheit die ganze Zeit über bewusst. Er wusste auch von dem Auftrag der Meisterin, den sie Dottore gegeben hatte.

»Er ist unter ihnen.«

Stille.

Ein gutes Zeichen. Die Tsaritsa wirkte weder verärgert, noch schoss sie einen Eiskristall in die Scaramouches Richtung.

»Deine Anwesenheit ist nicht weiter erfordert.« Eine offensichtliche Aufforderung zu gehen. Scaramouche stand schon auf und hatte angesetzt ein Portal zu erschaffen, als ein sich ein anderes Portal neben ihm öffnete. Dottore kam heraus.

Ihm war klar, dass dies keine Aufforderung zu bleiben, jedoch leitete ihn das Portal, das Scaramouche erschuf keinesfalls zu dem kleinen Haus zurück. Nein, es reichte nicht weiter, als in einen Nebenraum, von dem er die Stimmen im Inneren immer noch sehr gut verstand.

Scaramouche war keinesfalls dumm. Er wusste, dass die Tsaritsa seine Präsenz spüren konnte, Dottore vermutlich auch. Jedoch erhielt er keinerlei Befehl sich zurückzuziehen. Möglicherweise, so dachte er, wollte sie sogar, dass er mitbekam, was sie sprachen.

»Hast du mir etwas Neues zu berichten?« Die Stimme der Meisterin.

»Der Junge hat sich endgültig entschlossen. Er macht es. Er ist nun ein Rekrut.«

Scheiße. Dottore hatte das mitbekommen. Warte, ...nein, nein das konnte nicht sein. Kazuha hatte ihm das erst heute Morgen mitgeteilt. Das heißt, er war morgens da. Das heißt jedoch noch lange nicht, dass er den Abend davor da war. Scaramouche betete innerlich.

Wieso hatte er ihn nicht bemerkt? Das war die wichtigere Frage hier.

»Ich weiß.« Die Stimme hatte eine unmenschliche Kälte. »Du hattest den Auftrag, mir sofort Bericht zu erstatten, falls du etwas Wichtiges herausfindest. Das ist wichtig. Sehr wichtig.« Sie pausierte. »Und doch gelang es Scaramouche dir zuvorzukommen. Folgst du meinen Befehlen etwa nicht mehr ordnungsgemäß?« Ihre Stimme war nun lauter als zuvor, als sie die klare Drohung ausgesprochen hatte.

»Majestät, ich-«

»Wie wagst du es mich zu unterbrechen?« Die Atmosphäre war so eisig, Scaramouche konnte den messerscharfen Eiskristall, den die Meisterin soeben gefeuert hatte, beinahe fühlen. »Du hattest eine Aufgabe. Behalte sie im Auge und teile mir auf der Stelle alles mit, was du erfährst. Du bist gescheitert. Du hast es nicht geschafft meinen Anweisungen zu folgen. Du lässt mich schon fast das Gefühl bekommen, das der Junge ein besserer Gesandter wäre als du.« Scaramouche lief ein Schauer über den Rücken, als sie Kazuhas Namen in diesem Kontext erwähnte.

Was meinte sie damit?

»Du bist nun frei zu sprechen.«

»Was meint Ihr damit? Wollt Ihr mich testen? Ich tue alles-«

»Ein Duell. Beweise dich. Kaedehara gegen dich. Wenn du gewinnst passiert nichts. Wir werden diesen kleinen Fehler vergessen und du behältst deinen Posten als Harbinger. Solltest du verlieren, was ich nicht erwarte, wird der Junge deinen Posten einnehmen. Er wird 9. Harbinger.«

Scaramouche wusste, wie Dottore sich fühlen musste. Dottore sagte natürlich nichts. Er nahm es hin, war der Meinung, dass Kazuha sowieso keine Chance gegen ihn stand.

Für Kazuha, war das jedoch die Gelegenheit. Ein für alle Male, diesem Hin und Her ein Ende setzen.

»Scaramouche weiß schon davon. Ich gehe davon aus, dass du dir seiner Anwesenheit die ganze Zeit über bewusst warst.«

Er wusste es. Sie beide wussten es. Sie alle wussten, wie viel auf dem Spiel stand.

Der 9. DienerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt