Ich stand noch lange unten im Hausflur und schaute aus dem Fenster, auch als er längst im Haus gegenüber verschwunden war. Ich ließ die gerade passierten Szenen nochmals in meinem Kopf abspielen und wusste nicht mehr so recht, was überhaupt geschehen war. Es fühlte sich jetzt beinahe so an, als hätte jemand anderes meinen Körper übernommen. Ich sah die Bilder vor meinen Augen, jedoch so als würde ich von oben herabsehen.
Ich konnte nicht mehr konstruieren, wie ich die beiden Typen außer Gefecht gesetzt hatte. Wahrscheinlich war es zu meinen Gunsten, dass einer der beiden abgelenkt davon war, Peter zu bedrohen. So konnte ich den Ersten ausschalten, leise, lautlos, als wäre ich gar nicht da. Der Zweite hatte es gar nicht mitbekommen, bis er selbst bewusstlos zu Boden ging. Sowas konnte ich gut, mir die Dunkelheit als Schild nehmen und unbemerkt zuschlagen.Trotzdem hätte mich der Eine beinahe gesehen.
Irgendwie habe ich das Gefühl, wir werden beobachtet, hallten seine Worte in meinen Ohren wider. Ich hätte schwören können, dass er mich einen Moment lang in der Dunkelheit direkt angeschaut hatte und bereits dabei war seine Waffe auf mich zu richten. Wahrscheinlich hätte er in diesem Moment sogar blind in die Dunkelheit geschossen, nur um sicher zu gehen. Wäre Peters Tollpatschigkeit nicht dazwischen gekommen, hätte er es vielleicht tatsächlich getan.Es hätte mich beinahe getroffen.
Beinahe hätte ich mich in Luft aufgelöst, ohne irgendein Überbleibsel zu hinterlassen.Mir wurde plötzlich bewusst, was ich getan hatte. Ich war umgedreht, ich habe mich erneut dazu hinreißen lassen, ihm zu folgen.
Ich habe mich erneut in Gefahr gebracht, unnötige Gefahr, um ihn schlussendlich vor dem Schicksal zu bewahren, zu Staub zu zerfallen.
Er hatte Recht. Warum bin ich doch nochmal zurück gegangen und habe ihm geholfen? Warum kümmerte es mich überhaupt, was mit ihm passiert?Peter Parker.
Spiderman.Und schon sah ich mich wieder Spiderman in die Suchleiste meines Laptops eintippen. Ich klickte mich durch verschiedene Webseiten, scrollte gefühlt stundenlang durch Twitter und schaute mir tausend Videos auf YouTube an.
Ein Video war aus Deutschland, wo man ihn auf einem Flughafen kämpfen sah gegen einen anderen Typen, der plötzlich riesig wurde. Ein Video von dem Banküberfall war nun ebenfalls hochgeladen, zusammen mit unzähligen Kommentaren, wie mutig der mysteriöse Superheld doch wäre.Dämlich, dachte ich mir nur. Irgendwas in mir wurde ständig wütend, wenn ich nur an ihn denken musste. Lag es daran, dass er es mir mit meinen Aufträgen versaut hatte? Oder weil er ständig meine Pläne durchkreuzte und ich ihm ständig aus der Patsche helfen musste?
Ich schaute mir wieder und wieder das Video von dem Autounfall an und konnte es immer noch nicht fassen, dass das Peter Parker sein sollte. So kannte ich ihn gar nicht. Na ja...zumindest hätte ich ihn nicht so eingeschätzt.Denn kannte ich ihn überhaupt wirklich?
Wir waren zusammen in der Vorschule. Und wir wohnten eigentlich schon immer nebeneinander. Meine Mutter und seine Tante unterhielten sich ab und an auf der Straße, wie man es eben mit Nachbarn macht. Wir hingegen haben seit Jahren nicht miteinander geredet, haben uns nicht mal auf der Straße begrüßt. Da konnte man nicht behaupten, jemanden zu kennen, oder?
Ich versuchte mich an irgendwas zu erinnern, was mir sagen würde wie er war. In der Vorschule hatte er kaum geredet und saß meistens alleine im Klassenzimmer. Meine Mutter hat ihn ab und an mit nach Hause genommen, weil seine Tante und sein Onkel noch arbeiten mussten.
Sein Onkel war vor einem Jahr gestorben. Wir waren auf der Beerdigung, meine Mutter und ich. Eine Erinnerung, die ich bereits verdrängt hatte, blitzte jetzt wieder auf. Aber natürlich hatte ich an dem Tag kein Wort mit ihm geredet.Wir liefen jeden Tag den gleichen Weg zur Haltestelle, stiegen in die gleiche Bahn. Er muss immer eine Station vor mir aussteigen. Manchmal stieg er früher aus als sonst und lief den Rest zur Schule. Vielleicht tat er das, wenn er eine anstrengende Nacht hatte und den Kopf frei kriegen musste. Zum Beispiel an dem Tag, an dem ich ihn die Brust aufgekratzt hatte.
Ich erinnerte mich an den Morgen. Wir standen zusammen an der Haltestelle, saßen uns in der Bahn fast gegenüber, ohne zu wissen dass wir den anderen in der Nacht davor durch die Stadt gejagt hatten.Ich wusste, dass er an die Midtown High School ging.
Ich wusste...ich wusste dass er gerne Erdnussbutter und Marmelade auf seinem Sandwich aß. Eine Erinnerung aus der Vorschule, in welcher ich immer mein Pausenbrot mit ihm geteilt habe, als meine Mutter mir Erdnussbutter und Marmelade drauf geschmiert hatte.
Aber vielleicht mochte er das jetzt gar nicht mehr.Je mehr ich darüber nachdachte, desto mehr musste ich mir eingestehen, dass ich nichts über ihn wusste.
Mit Ausnahme von seinem größten Geheimnis vielleicht.Ich schaute auf mein Bett, wo mein Handy lag. War es richtig gewesen, dieses Bild zu machen? Ich stand auf und nahm mein Handy in die Hand. Es war gleich das erste Bild in meiner Galerie. Peter schaute erschrocken direkt in die Kamera. Die Maske in der Hand und schon fasst aufgesetzt. Ich stellte mir kurz vor, wie jemand so ein Bild von mir machen würde. Wie würde ich mich fühlen? Wie würde ich reagieren?
Eigentlich könnte es mir sowieso egal sein. Seit Peter...Spiderman mir in die Quere gekommen ist, bekomme ich keine Aufträge mehr. Wer möchte denn schon jemanden betrauen, der am Ende sowieso erwischt wird. Ich checkte mein E-Mail Postfach und es war, wie die letzten Tage auch schon, leer. Es gab im Moment keinen Grund mehr, diesen Anzug anzuziehen und mich nachts aus dem Haus zu schleichen. Es gab keinen Grund, mich selber in Gefahr zu bringen, bis auf-
„Felicia, kommst du mal bitte kurz? Ich brauche mal deine Hilfe", rief mich meine Mutter.
„Komme!", antwortete ich und stand vom Bett auf. Mein Handy legte ich auf meinen Schreibtisch. Hoffentlich komme ich heute noch dazu meine Hausaufgaben zu erledigen, dachte ich mir noch.
Doch als ich zurück in mein Zimmer kam, wurden meine Hausaufgaben zur Nebensache.
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Spiderman⚡️Black Cat
FanficNachdem der 15-jährige Peter Parker von einer radioaktiv verseuchten Spinne gebissen wird, entwickelt er spinnenähnliche Superkräfte und benutzt diese, um Verbrechern auf die Spur zu kommen. Als dann jedoch eine Diebin seine Nachbarschaft bedroht un...