11.Lyrisches Gewächs

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 „'Ich dachte immer, dass niemand mich so lieben könnte, wie sie es tut. Ich dachte immer, dass ich niemanden auf diese romantische Art lieben könnte, wie ich Scarlett liebe. Aber jetzt ist es wahr!  Und all das warten hat sich immer gelohnt. Man sagt, dass es 66 Tage braucht, um von liebe zu reden. Nun, auch wenn es erst 3 Wochen sind, liebe ich sie!...' Echt jetzt? Eric! Der Roman ließt sich nicht sehr gut. Mir fehlt da ein bisschen die Action. Wo ist das Blut, die Intrigen, und die neue Freundin... richtig Öde! Da muss mehr Charakterentwicklung rein!" beschwerte sich Ben. 

"Warte! Ließt du da mein Tagebuch?" Entsetzt sprang ich von meinem Bett auf und warf mich auf Ben um ihm mein Notizbuch zu entreiße. Wir rangen kurz darum, als er es schaffte mich zwischen seinen Beinen festzuklemmen. Hinter seinem Ohr zog er einen Bleistift hervor, und strich etwas durch und machte Notizen an den Rand. 

"Klingt schon viel besser: '...Ich dachte immer, dass ich niemanden auf diese romantische Art lieben könnte, wie ich Ben liebe.'  Das ist doch, was deine Leser interessiert. Wer will schon von Scarlett lesen, wenn du einen so Atemberaubenden Freund wie mich hast. " Schwärmte er Selbstverliebt. Er legte mein Tagebuch auf den Nachttisch und ließ seinen Griff lockerer. Mit mehr Gewallt als nötig befreite ich mich. 

"Das soll aber keiner lesen!" schnauzte ich ihn an. "Hör auf in meinen privaten Dingen rumzuwühlen!" Ich griff nach dem Heft und schloss es in meinen Beistelltisch ein. 

"Sei mal nicht so empf-" Ben brach ab, als sich die Tür zu dem Schlafraum öffnete und Michael herein kam. Irritiert starrte er uns an während er langsam zu seinem Bett ging, und sich nach seinen Koffer bückte. 

"Ich wollt euch nicht stören. Wollte nur noch etwas holen" Entschuldigte er sich. 

"Du störst uns nicht! Ich wollte sowieso gerade gehen." Ich stampfte mit meiner Jacke in der Hand aus dem Raum heraus und ließ Ben zurück. 

Über Ben ärgernd trugen mich meine Beine wie automatisch zu den Gewächshäusern. Ich sah jüngere Schüler gerade bei Professor Monero Unterricht haben. Sie winkte mir, als ich an ihnen vorbei ging. 

"Hallo Mr. Davis. Ich hab sie schon seit ein paar Tagen nicht mehr freiwillig hier gesehen. Viel zu tun nicht war?" Einladend rückte sie an ihrem Tisch etwas zum Rand. 

"Ja da haben Sie wohl recht! Mit Scarlett habe ich nun noch jemand, um den ich mich kümmern möchte, und dann auch der Mord. Nicht sehr einfach Zeit für Pflanzen dabei zu finden." witzelte ich vor mir her. 

Mein lächeln erstarrte, als ich ihren ernsten Blick sah. "Mr. Jason war einer meiner Schüler. Ich würde es befürworten, wenn Sie sich nicht darüber lustig machen würden!" 

"Tut mir leid. Ich wollte Sie nicht verärgern... Ich werde wohl nach den Pflanzen schauen." Stotterte ich vor mir her, während ich das Gewächshaus verließ. Ich schüttelte meine unangenehmen Gedanken ab. 

Ablenkung durch meine Pflanzen hat schon immer gut funktioniert. So war es heute auch der Fall. Ich kramte und wuselte vor mich hin. Einmal umtopfen da, düngen, verblühte Stängel abschneiden und stutzen. Bald würde der Winter kommen, da würde ich zum Glück nicht so viel zu tun haben. 

"...Ich weiß einfach nicht wie er seine Spuren so verwischen konnte. Es wirkt fast so, als wäre es nie Passiert." hörte ich Ms. Swans Stimme von außerhalb des Gewächshauses dröhnen. Sie klang verzweifelt. 

"Ist es aber! Da ist eine Leiche und wir ermitteln schon seid einer Woche und haben immer noch keinen Anhaltspunkt." Mr. Prestons Stimme bebte. "Ich brauche  Ergebnisse! Denen von oben ist es echt ernst!" 

"Glauben Sie, ich weiß das nicht Hank? Es sind Kinder, die hier sterben können! Aber wir sind auch nur Menschen. Wir können keine Wunder vollbringen. Wir tun doch schon unser bestes!" antwortete sie. 

Der Sonne zu Nah (HP-ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt