Der Sonne zu Nah (HP-ff)

12. In Stein eingraviert

"Wo warst du gestern Abend noch?" fragte Ben mich beim Frühstück. "Du bist später als sonst zurück gekommen." 

"Hast du noch mit deinem Mädel Zeit verbracht?" zog mich Fynn neckisch auf. 

Ich zuckte lächelnd mit den Schultern. "Und wenn schon? Immerhin habe ich eine Freundin. Das kann man von euch beiden nicht sagen!" Mein Blick viel auf Scarlett. Sie frühstückte ebenfalls mit ihren Freunden und lachte dabei niedlich. Immer wieder wenn ich sie ansah stocke mein Atem. Ich hatte gestern Abend noch mit ihr Zeit verbracht. Wir haben zusammen in der Bibliothek gelernt. Ich hatte erst bemerkt, wie spät es geworden war, als ich in den Schlafsaal zurück gekehrt war. 

"Da hast du wohl recht." schmunzelte Ben. "Ich beneide dich ja gerade so sehr! Scarlett kann sich echt glücklich schätzen dich als Freund zu haben." Über dramatisch warf er sich in meine Arme. Ich fiel dabei fast von der Bank, da sich Ben mit all seinem Gewicht gegen mich drückte.  

"Nein Ben! Du bist Schwer!" lachte ich während er sich nun vollständig auf meinen Schoß gelegt hatte. 

"Sagst du etwa, dass ich fett bin?" Empört richtete er sich wieder auf. Mit verschränkten Armen schaute er mich beleidigt an. 

Fürsorglich tätschelte ich seinen Kopf. "Ich würde dir niemals sagen, dass du fett bist." Er begann wieder zu lächeln. 

"Auf jeden Fall nicht ins Gesicht." Raunte Fynn laut genug, dass Ben es hören konnte. 

"Ey! Muskeln wiegen halt mehr als Fett!" ertönte es von Ben und wir drei verfielen darauf hin in ein Lachen. 

Wir scherzten noch etwas, bevor Ben zum Quidditschtraining ging, und Fynn in seinen Unterricht. Ich hatte erst mal eine Freistunde in der ich meine Hausaufgaben machte. 

Ich traf Fiona in der Bibliothek. Sie schien gerade in ihre Aufgaben vertieft zu sein. Sie blickte nur flüchtig hoch, als ich mich zu ihr setzte, dann vertiefte sie sich wieder in ihrer Recherche. Ich lugte kurz in ihre Lektüre. Sie befasste sich gerade mit der Hausarbeit aus Zaubereigeschichte. Abwesend saß ich vor meinem Notizbuch. Eigentlich wollte ich mich dem Fach für Alte Runen widmen, doch war meine Hirn noch nicht bereit über irgendetwas nachzudenken.

"Was machst du da?" Riss mich Fiona aus meiner Trance. Sie starrte auf mein Notizbuch. Ich blickte runter. Abwesend hatte ich wohl die Vogelkopfrune, die ich damals auf Jacksons Körper gesehen hatte, immer wieder aufs Papier skizziert. Unbewusst schien sie mir die ganze Zeit in Kopf herum zu spuken und nun in meiner Gedankenlosigkeit hatte ich sie auf mein Papier gekritzelt. 

"Ah..ähm. Ich hatte sie mal in einem Tagebuch eines Forschers für Pflanzenheilkunde gesehen. Ich wollte sie in Alte Runen mal vorstellen." reimte ich mir auf die schnelle zusammen. 

"Ah also machst du auch etwas für die Schule. Ich hab mal etwas in ein Buch über keltische Runen reingeschnuppert, aber Tierrunen kommen da nicht wirklich vor. Deswegen habe ich das nicht wirklich so erkannt. Ich dachte, du nutzt jetzt nur meine konzentrierte Anwesenheit aus, um zu kritzeln." 

Ich lachte. "Nein. Ich fang gleich an mit der Quellenrecherche an. Musste mich nur etwas darauf einstimmen." Ich stand auf, und suchte mir ein bisschen Literatur zusammen. Das war eigentlich nicht mein Plan gewesen, aber wenn ich schon dabei war. 

Am Ende kam nichts bei meiner Suche zusammen. Ich hatte nach einiger Zeit aufgegeben um zu meinem Unterricht für Zaubertränke zu gehen. Da verlief alles wie gehabt. Ich stellte meine Trank vor, und bekam dafür etwas Lob. Die verschiedensten Tränke kamen dabei hervor. Ann hatte ihren Schlaftrank noch verbessert. Andere Schüler hatten veränderte Liebstränke gemischt, oder welche, die das Aussehen verändern konnten. Es war eine lustige Stunde. Professor Morris liebte es seine Stunden wie ein Stadionsprecher zu Moderieren. Er hatte mal gebeichtet, dass das als Kind sein Traumberuf war. Als der Unterricht vorbei war, lief ich heiter mit Ann zusammen durch die Gänge. Ich hatte beschlossen sie bei ihrem Rundgang als Vertrauensschülerin zu begleiten. Wir hatten schon seit einiger Zeit nicht mehr richtig miteinander geredet.