Schlaftrunken streckte ich mich und stellte fest, dass ich allein im Bett lag. Ich seufzte, gähnte und rieb mir den Schlummer aus den Augen. Irgendwo in der Wohnung verriet das Geräusch von Schritten, ein kaum vernehmliches Summen seiner Stimme und das leise Klappern von Geschirr, dass Hamlin entschieden hatte, es sei Zeit zu frühstücken. Wie konnte er nach unserer letzten wilden Nacht in aller Früh schon so wach sein? Die Uhrzeit auf meinem Handy, 08.42, schien mich verhöhnen zu wollen, sodass ich mir trotzig die Zudecke über den Kopf zog. Es war Sonntag. Warum also diese völlig übertriebene Geschäftigkeit in der Küche? Lieber kuschelte ich mich wieder ein. Oh! Das hatte ich doch tatsächlich vergessen ...„Raus aus den Federn, Luke! Du hast lange genug so getan als wärst du noch nicht wach!"
Mit einem breiten Grinsen im Gesicht hängte sich mein Süßer jetzt in den Türrahmen und warf mir einen gespielt vorwurfsvollen Blick zu.
„Nur noch fünf Minuten!"
„Du maulst wie ein Lausebengel ..."
Ja, das tat ich. Und er stand darauf, das wusste ich.
„Komm lieber nochmal her zu mir", schlug ich vor. Keine Ahnung, wie weit er mit seinen Vorbereitungen fürs Frühstück war. Vermutlich weiter als mit dem Anziehen, denn er trug nur eine Boxershorts und aus einem mir unerfindlichen Grund eine weiße Fliege um den Hals. Wollte er die etwa tragen, wenn wir nachher ...
„Ha, ich weiß, dass ich unwiderstehlich bin", kokettierte er, „aber das ist nicht der Punkt, du Langschläfer."
„Ach, nein?" Wenn er so war, konnte ich es mir nicht verkneifen, ihn noch weiter aufzuziehen. Ginge es ihm wirklich darum, mich aus den Federn zu kriegen, dann wäre er angezogen. Wobei das selten vorkam.
„Du bist unmöglich. Damit machst du mich nur noch aufgeregter ..."
„Ich mag es, wenn du erregt bist ..."
„AUF-geregt, du Superschatz, nicht ER-regt. Hilf mir lieber."
„Wobei genau? Ich könnte dich entspannen", bot ich an, legte ein wenig Sex in meine Stimme, schlug die Bettdecke zurück und entblößte mich dabei fast gänzlich.
„Hilfe! Mein Freund ist ein Lustmolch!"
Hamlins Schreck war so übertrieben gespielt, dass ich mir ein Lachen nicht verkneifen konnte. Hatte ich erwähnt, dass er Schauspiel studiert? Seine Eltern waren Fans von Shakespeare und noch wem anders. Deswegen der Ham-Teil aus Hamlet. Wenn meine auch nur halb so unkonventionell wären, dann müsste das später nicht so ...
„Ächz! Aua!"
„Was ist? Ich sollte zu dir kommen. Da bin ich." Er grinste frech.
„Zu mir kommen, nicht auf mich springen!"
„Du bist heute echt zu nichts zu gebrauchen, Süßer."
Um seine Worte zu unterstreichen, knuffte er mich in die Seite. Da, wo ich kitzelig bin.
„Das hat sich vorhin aber noch ganz anders angehört", gab ich lachend zurück.
Er tat als wüsste er nicht, worauf ich anspielte, und zuckte mit den Schultern. „Ach daaaasss!", verkündete er triumphierend. „Süßer, ich sag doch alles, was du hören willst, damit du es mir so richtig besorgst."
Damit brachte er mich nun endgültig zum Lachen. „Komm schon, Honey-Bunny!", äffte ich ihn nach, indem ich meine Stimme in einer deutlich höheren Tonlage klingen ließ. „Echt jetzt, dein Ernst?"
„Hat doch funktioniert, Großer. Wenn dir das lieber ist."
„Du machst mich noch ganz kirre ..."
„Kirre ist gut, ich steh auf kirre ..."
Gerade wollte ich noch diskutieren, welcher von uns beiden denn nun mehr davon sei, da schloss er meinen Mund mit seinen Lippen. Und wie immer, wenn er das tat, war ich einfach nur vollkommen hilflos. Ich zerfloss. Er aber auch. Das ganze Necken und Aufziehen gehörte zu unserem Liebesspiel wie Vanillesoße auf noch warmen Schokokuchen und alles andere auch. Deswegen hatte ich mir diesen zärtlichen Chaoten ausgesucht. Oder er mich? Welchen Unterschied machte das schon, dachte ich und fühlte, wie sich alles Rationale in den hintersten Winkel meines Gehirns verkroch. Alles was noch zählte, waren die wohligen Schauer, die mir Hamlins Kuss, das Reizen und Lecken, seine Lippen auf meinen, sein Himbeer-Atem, sein Zungenspiel, sein Seufzen bescherten. Für einen zeitlosen Moment gab es nichts anderes. Seine Hand kraulte meinen Nacken, seine azurblauen Augen schienen mich zu verschlingen, seine warme Brust drängte sich an meine. All das ließ mich bereits sanft erzittern, so schloss ich die Lider und übergab mich ganz dem Gefühl einer zunächst anschwellenden, dann immer mehr aufbrausenden Lust. Hamlin hatte erreicht, worauf er es angelegt hatte: Ich lag vollkommen ergeben in den Laken, er über mir und ich ließ ihn tun, was auch immer ihm vorschwebte.
Ganz unmissverständlich machte sich mein Süßer daran, mehr von mir zu verwöhnen. Kleine schmatzende Küsse verteilte er nun von meinen Schultern über die Brust abwärts, wobei ich die Chance nutzte, ihm ins Haar zu greifen. Er mochte es, wenn ich daran zog. Nicht zu viel, gerade so viel, bis er genießerisch und tief seufzte. Als er eine kitzelige Stelle unter meinem Bauchnabel erreichte, musste ich zucken und auflachen. Ihn feuerte es direkt noch an, während ich kurz einen Gedanken fasste.
„Hamlin, hey. Warte mal", versuchte ich mein Glück.
„Nich' jetz'", maulte er und ließ seinen Mund noch tiefer wandern. Mit den Händen war er bereits angekommen und umfasste meine Erektion. Sogleich begann er, sie zu massieren, was meine Lust steigerte, indem es mir ein warmes, angenehmes Ziehen bereitete.
„Oh, uh, duu kannst nicht so was mit mir machennn, wenn wir nachher ..."
„Ich kann ..."
Weiter kam er nicht, denn er ging bereits zum nächsten Schritt über, leckte an meinem Schaft und neckte die empfindsame Spitze mit seiner frechen Zunge. Ich stöhnte, zog an seinem Haar und ermunterte ihn fortzufahren.
„Jaaa, nein, aber, oh Gott!"
„Hamlin ... reicht völlig."
Ich lachte glucksend. Da half nichts, ich hatte mich ihm ohnehin schon längst ergeben. In jedem Sinne des Wortes. Was wir gerade taten, oder er mit mir, auch sein spitzbübisches Lächeln, das er mir schenkte, bevor er fortfuhr, bestätigten es: Wir gehörten zusammen wie Pech und Schwefel, auf Teufel komm raus. Letzterer kam gerade so richtig raus. Bei Hamlin. Ich nahm mir vor, es einfach zu genießen, schloss die Augen und legte den Kopf zurück. Meine Hände ließ ich lose durch sein Haar streifen, während er damit begann, mich nun vollends mit dem Mund zu verwöhnen. Erst noch mit einer Zärtlichkeit, die seine Dreistigkeiten Lügen straften, dann mit zunehmendem Eifer. Mir kam es inzwischen vor, als würde meine Haut glühen, denn immer mehr heiße Schauer jagten darüber und sammelten sich dort, wo Hamlin gierig über mich herfiel. Ich stöhnte lustvoll im Rhythmus, den er vorgab, zog an seinem Haar, er aber trieb es weiter und weiter voran, bis der Moment der Ekstase unmissverständlich bevorstand. Ich hörte mein eigenes Japsen, warf den Kopf zur Seite, spannte meinen nackten, schweißnassen Leib an und erbebte endgültig heiß und vollends und mit seinem Namen auf meinen Lippen:
„Hamlin!"
Keine Antwort, nur ein genießerisches Seufzen kam von ihm. Dann noch eines.
Langsam kamen mir die Sinne zurück. Ich öffnete die Augen, hob den Kopf und suchte seinen Blick. Mein Süßer hatte von mir abgelassen und war ein wenig an mir hochgerückt. Ein zufriedenes Funkeln lag in seinen Augen. Wie spielerisch ließ er einen Finger im Kreis um meinen Bauchnabel streichen. Er würde jetzt nicht reden, das wusste ich. Nach dem Sex brauchte er keine Worte. Aber mir war danach, etwas zu sagen.
„Du bist großartig, weißt du? Ein Chaot und ein Nimmersatt und ich liebe dich."
Jetzt wo das raus war, dachte ich, sollten wir dann doch frühstücken, nochmal unter die Dusche und irgendwann endlich zu meinen Eltern, damit ich ihnen meinen festen Freund vorstelle.
Euch allen einen happy Pride Month!
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Black Velvet
Короткий рассказHinter dem schwarzen Samt verbergen sich erotische Kurzgeschichten, die in der "Mitternachts-Challenge" auf Belletristica entstehen. Sie sind inspiriert von einem sexy Bilder-Prompt, zu dem dann meine Fantasie ihren Lauf nimmt. Meist dreht sich dabe...