Heldentaten

407 40 32
                                    

Hier gibt es ausnahmsweise mal einen kleinen One-Shot zu Winfrid und Ronan aus "Die Nacht des Ritters". Ist so passiert und da dachte ich, ich pack's hier rein :)


Winfrid seufzte erleichtert auf, kaum dass er die schwere Holztür hinter sich und Ronan ins Schloss fallen hörte. Endlich waren sie dem Trubel in der Halle seines Vaters, des Fürsten von Norderfeste entkommen und gewiss würde man ihn als den viertältesten Sohn und seinen schwarzgelockten Knappen nicht vermissen. Diejenigen, welche es möglicherweise dennoch taten, würden genau wissen, zu welchem Zweck sich das Paar so früh und eilig zurückgezogen hatte.
Ronan lachte über den Seufzer und gab Winfrid beinahe tröstend einen Schmatzer auf die Wange.

„Du bist heute mal wieder sehr ungezogen, mein Prinz", stellte er fest und der blonde Ritter rollte nur gespielt genervt mit den Augen.

„Und wenn schon. Bin ich das nicht immer?"

„Naja," fand Ronan und funkelte seinen Liebsten mit halb listig, halb lüstern blickenden Augen an, „ist das nicht eigentlich meine Aufgabe?"

„Deine Aufgabe, wenn du schon fragst, wäre es, mir aus diesem viel zu unbequemen Wams zu helfen ..."

Das Funkeln in Ronans Augen flammte erneut auf. Ihm gefiel dieses Spiel, das wusste Winfrid nur zu genau. Doch gerade als seine Knappe damit beginnen wollte, die Schnallen an den Schultern zu öffnen, pochte es draußen an der Tür.
Wieder seufzte Winfrid. Dieses Mal noch lauter und sehr ungehalten.

„Was ist? Wer stört?", raunzte er.

Auf dem Gang war ein Räuspern zu vernehmen, dann die Stimme seines älteren Bruders Godwin.

„Du wirst in der Festhalle verlangt, Bruderherz."

„Godwin, verflucht, wieso das denn? Jetzt sag nicht, Vater hat bemerkt, dass wir weg sind."

Ronan konnte ein Kichern nicht unterdrücken und auch dem Drang nicht widerstehen, Winfrid über das Kinn zu lecken.

„Lass...", flüsterte dieser übertölpelt.

Ronan ließ nicht.

„Was soll ich da? Ist plötzlich Kriegsrat?"

Diese Vermutung war selbstredend absoluter Schwachsinn, aber es ging Winfrid auch einzig darum, zu betonen, dass er für keinen geringeren Anlass sein Gemach wieder verlassen würde.

„Das nicht, Bruderherz. Aber da ist so ein Angeber von Barde aufgetaucht, der brüstet sich damit, ein einzigartiges Lied auf deine noch einzigartigeren Heldentaten verfasst zu haben. Vater will es hören und du sollst dabei sein!"

„Einzigartige Heldentaten", wiederholte Ronan dicht an Winfrids Ohr und pustete ihm dort ins Haar.

„Lass! ..."

Ronan ließ nicht.

„Na schön, wir kommen!", gab der Ritter nun klein bei.

„Wir?", fragte Ronan mit einiger Entrüstung.

„Ja, wir", bekräftigte der Blonde. „Wo du hingehst, will auch ich hingehen - schon vergessen?"

Der Bursche schnitt eine Grimasse. Natürlich hatte er ihren Eid nicht vergessen. Er hätte ihn nur für solch triviale Anlässe nicht weiter als wichtig erachtet.

„Oh Mann! Deine adlige Herkunft kann ganz schön lästig sein, mein Prinz", murrte er.

„Wem sagst du das. Aber bist du nicht gespannt auf meine Heldentaten?"

„Die kenne ich doch, mein Held. Du bist unersättlich und treibst es in einer Nacht bis zu viermal bevor der Hahn kräht."

„Welcher Hahn?"

„Vergiss es, das war metaphorisch!"

„Metaphorisch?! Heißt das dein Rhetorikunterricht macht Fortschritte? ..."

„WAS IST JETZT?", rief Godwin voller Ungeduld.

„Wir eilen!", gab Ronan zurück, bevor ihm Winfrid zuvorkommen konnte.

„Wieso denn jetzt auf einmal?", fragte dieser verdutzt nach.

Sein Knappe grinste dreist. „Na, wenn ich das richtig einschätze, dann steigert dieser Liedvortrag mindestens deine Ungeduld und wenn der Barde wirklich gut ist und von deinen ritterlichen Ruhmestaten singt, wahrscheinlich auch deine Libido. Das ist übrigens Latein ..."

„Was du Frechdachs neuerdings alles für Worte kennst!"

„Und nicht nur die ..." Ronan ließ es sich nicht nehmen, seinem Ritter einen Kuss auf die lächelnden Lippen zu geben. Quasi als kleiner Vorgeschmack.

„Ich weiß", nuschelte Winfrid endlich und auch in seine Augen trat ein gewisses Funkeln, das Ronan nur zu gut kannte.

„WAS IST?"

„Wir können es kaum erwarten!"

Mit diesen Worten öffnete der vierte Sohn des Herzogs schwungvoll die Tür und trat nebst seinem Knappen hinaus. Es würde ein längerer Abend werden als geplant, aber auch eine längere und genussvollere Nacht. Ganz gewiss.

Black VelvetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt