5. Eins gegen Eins

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Der nächste Tag begann fast wie mein vorheriger. Ich hatte verschlafen, raste zur Bahn und setzte mich wie immer auf meinen Standartplatz. Diesmal entdeckte ich sofort, dass Levi im Vierersitz gegenüber saß. Er schenkte mir allerdings nicht einen Blick. Ich wollte ihm nicht auf die Nerven gehen, aber ich zwar ziemlich neugierig und wollte wissen, wie das Nachsitzen gestern verlaufen war.

Deswegen also, setzte ich mich ihm gegenüber. Sein Blick blieb immer noch aus dem Fenster gerichtet.

"Hi, Levi. Gehts dir gut?", versuchte ich dann ein Gespräch anzufangen. Doch er reagierte nicht auf mich.

"Da hast du Jean gestern aber mal richtig gezeigt, wo der Hammer hängt. Wo hast du-"

"Du bist doch nicht ernsthaft hergekommen, um Smalltalk mit mir zu führen oder?!", unterbrach er mich dann, seinen Blick immer noch nach draußen gerichtet. Warum eigentlich nicht? Er war interessant und nett. Auch, wenn er absolut nicht so wirkte.

"Naja, warum sonst?", fragte ich ihn.

"Tch. Man stellt keine Gegenfragen", konterte er dann. Nun, wo er recht hatte, hatte er recht. Dennoch tat ich es. Denn wie wir ja schon gelernt hatten, hatten mich meine Eltern wohl nicht richtig erzogen. Pah. Dieser Herr Smith...

"Du willst doch nur wissen, wie es gestern beim Nachsitzen war, habe ich nicht recht?!"

Und wie er das hatte!

"Kannst du Gedanken lesen?"

"Logischer Gedankenzug", antwortete er mir dann. Dazu fiel mir dann auch nichts mehr ein. Aber ich war fasziniert. Er sprach mal mehr, als nur zwei Worte mit mir. Das war ein ziemlicher Fortschritt.

"Und? Wie war es denn jetzt?"

"Super", sagte er monoton und gleichzeitig sehr ironisch. Er war absolut genervt von mir. Ich nahm mir dann vor, ihn nicht mehr weiter zu belästigen und kramte das Buch über die Titanenkunde aus, um dort ein wenig zu lesen. Dabei versuchte ich, Levis Blick, den er mir fraglich zuwarf, zu ignorieren.

"Das Fach fällt heute aus. Warum also, liest du es?!", wollte er dann wissen. Nun schaute ich zu ihm auf.

"Weil Herr Smith mich in letzter Zeit mehrfach dran nimmt und ich für jede Frage bewaffnet sein möchte."

Levi schaute mich etwas ernster an, sagte aber nichts dazu. Ich widmete mich dann wieder meinem Buch zu.

"Der Typ hat dich auf dem Kieker, stimmts?!", fragte er mich dann, was mir direkt ein unwohles Gefühl in der Magengrube entfalten ließ. Man, hatte der eine Auffassungsgabe. Dabei war er noch gar nicht lange da. Oder war das Verhalten von Herr Smith so offensichtlich?

"Wie kommst du darauf?", fragte ich ihn deshalb. Sein Blick wurde wieder etwas ernster. Mist! Gegenfrage!

"Eh, ich meine, kann schon sein...immerhin bin ich oft genug sehr frech zu ihm", sagte ich verunsichert.

"Tch", machte er nur und wandte seinen Blick wieder aus dem Fenster.

"Sieht man."

Ja und selbst wenn. Was würde das jetzt schon groß für einen Unterschied machen? Genervt seufzte ich aus. Die Bahn hielt wieder an der Haltestelle, wo Sasha einsteigen müsste. Heute tat sie es aber nicht. Vermutlich war sie schon da. Schweigend saß ich also mit Levi dort und wartete, bis ich aussteigen konnte. Als dies der Fall war, stand ich vor ihm auf.

"Hey", sagte er dann zu mir. Ich drehte mich zu ihm um.

"Denk dran: Nur, weil er Direktor und Vertrauenslehrer ist, gibt es ihm noch lange nicht das Recht, über seine Schüler zu herrschen. Ist nur ein Ratschlag meinerseits."

Attack on Titan- Das versteckte MachtspielWo Geschichten leben. Entdecke jetzt