11

31 6 4
                                    

Doch auch wenn es für die Umstehenden so aussah, war Bellatrix nicht tot. Sie war nur völlig kraftlos und erschöpft, zu schwach, um die Augen zu öffnen oder sich zu bewegen. Gedämpft, wie durch dichten Nebel, hörte sie die Rufe der Hexen und Zauberer um sie herum. Wie die, die für Hogwarts kämpften über ihren vermeintlichen Tod jubelten, wie Molly für ihren Sieg beglückwünscht wurde. Eine Träne rollte ihre Wange herab und fiel lautlos auf den staubigen Boden. So musste sie nun also sterben, von allen gehasst und gefürchtet, als treueste Dienerin Voldemorts. Doch da war noch eine andere ihr bekannte Stimme. Eine Stimme die näher kam und lauter wurde, bis sie sich schließlich direkt über ihr befand und alle anderen Stimmen im Raum übertönte.

„Bella!" Mit Tränen in den Augen stürzte Rodolphus zu ihr herüber und beugte sich über sie. „Nein! Bella! Sag doch was!", schluchzte er: „Mach die Augen auf! Du darfst nicht tot sein! Du darfst einfach nicht!" Nun kam auch Narzissa, Bellatrix jüngere Schwester, herübergelaufen. „Bellatrix!", rief sie: „Was ist passiert?" „Sie...sie hat sich mit Molly Weasley duelliert.", antwortete Rodolphus, während er verzweifelt versuchte seine Tränen zurückzuhalten. „Und dann...dann ist sie einfach umgekippt..." Nun wurden auch einige andere Todesser auf das Geschehen aufmerksam. „Ist...ist sie tot?", fragte ein noch etwas jüngerer Todesser ängstlich. Bellatrix war immer eine der mutigsten und stärksten Todesser gewesen. Es erschien beinah unmöglich, dass sie tot sein konnte, wo sie doch so schlau und talentiert war.

Da rannte plötzlich ein Schüler an ihnen vorbei und kurz darauf hörten sie, wie jemand rief: „Finite Incantatem!"

Ein Schüler war von einem Todesser mit dem Imperius-Fluch belegt worden und kämpfte nun auf der Seite Voldemorts. Ein Lehrer hatte versucht den Fluch mit dem Zauber „Finite Incantatem" rückgängig zu machen und dabei versehentlich Bellatrix und Rodolphus, der sich immer noch über sie beugte, getroffen. Augenblicklich spürte Bellatrix, wie die starke, fremdartige Macht, die sie bereits seit so vielen Jahren gewohnt war, ihren Körper verließ. Auf einmal fühlte sie sich so frei, wie schon lange nicht mehr und sie hatte genug Kraft ihre Augen ein Stück zu öffnen. Nicht ganz, aber doch so viel, dass sie erkennen konnte, dass sie etwas am Rand der großen Halle lag und immer noch einige Todesser um sie herumstanden. Auch viele andere der Kämpfenden schauten immer wieder verstohlen zu ihr herüber. Gespannt, was wohl als nächstes passieren würde, ob sie wirklich tot war. „Bellatrix! Ein Glück! Du lebst!", rief Rodolphus sobald auch er bemerkte, dass sie wach war und Tränen der Erleichterung glitzerten in seinen Augen. Er war sichtlich verwundert, dass seine Frau, die eben noch wie tot auf dem Boden gelegen hatte, auf einmal wieder so lebendig erschien. Doch mit Bellatrix' eigenem Willen kehre auch ihre Kraft und ihre Wut auf Voldemort zurück. Wut darüber, dass er ihr den größten Teil ihres Lebens gestohlen hatte und, dass er sie und Rodolphus so lange für seine eigenen Zwecke missbraucht hatte. Nun, da sie seinem Willen nicht länger unterworfen war, hielt sie nichts mehr davon ab, endlich wieder selbst entscheiden zu können, wie und was sie tat. Sobald sie wieder vollständig zu sich gekommen war, sprang sie augenblicklich auf und rannte durch die große Halle, auf der Suche nach dem Mann, in den sie einst verliebt war und der sie so bitter enttäuscht hatte. Und auch, wenn die Stelle an ihrem Kopf, mit der sie auf dem Boden aufgeschlagen war schmerzhaft pochte und sie immer noch etwas verschwommen sah, war sie fest entschlossen ihn zu finden. Sie wollte, sie musste es tun! Dies war der Moment, sich und Rudolphus endgültig zu rächen. Der Moment, den anderen zu zeigen, auf welcher Seite sie wirklich stand.

Nun kämpfte sie auf der Seite der Guten - und gegen Voldemort.

Die Macht des Bösen (Harry Potter FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt