13. Bard der Bogenschütze.
Lange herrschte Stille und keiner traute sich auch nur allzu laut zu atmen. Der Mann schaute jeden Einzelnen genau an und drehte sich dann von ihnen weg, lautes Ausatmen in seinem Rücken, und hiefte die Fässer, in denen die Zwerge bis vor ein paar Minuten vor den Orks und den Elben abgehauen sind, auf seinen Kahn und sprach kein Wort. Nicht einmal dem friedfertigen Balin schenkte er auch nur einen Blick.
Maylyas Hoffnung, Balins Plan würde funktionieren, verschwand mit jeder Minute die verstrich und es dauerte nicht mehr allzu lange bis Bolg und seine Anhängsel sie finden und unerdenklich schlimme Sachen mit ihnen machen würden.
»Ich weiß nicht ob Ihr mich gehört habt, deswegen wiederhole ich mich noch einmal. Und zwar liegt unsere Frage darin, ob...«
»Wie kommt ihr darauf das ich euch helfen würde?«, fragte der dunkelhaarige Mann desinteressiert und würdigte keinen einen Blick.
»Eure Stiefel haben schon mal bessere Tage gesehen, wie auch euer Mantel«, steuerte Maylya dem Gespräch bei. »Und zweifellos müsst ihr hungrige Mäuler stopfen. Wie viele Bälger?«, unterbrach Balin die braunhaarige junge Frau und lachte leicht.
»Ein Junge und zwei Mädchen.«
»Und eure Frau, denke ich mir, ist eine Schönheit.«
Der Mann hielt einige Zeit inne und schaute kurz in Balins Gesicht, ehe er sich wieder den restlichen Fässern widmete. »Ja. Das war sie.«
Das Lächeln, welches Balin bis vor kurzem noch auf seinen Lippen hatte, erstarb.
Er wollte die schlimmen Erinnerungen des Mannes nicht aufwühlen. »Verzeiht, es war nicht meine Absicht.«»Oh komm hör auf. Schluss mit den Höflichkeiten«, Dwalin der seinem Bruder lange genug die Chance gegeben hatte, stellte sich aufrecht hin und nahm die Sache selber in die Hand. »Ist der Kahn nun zu vermieten oder nicht?«
»Warum so eilig?«, fragte der Mann und schaute misstrauisch zu den Zwergen auf.
Maylya konnte an seiner Körperhaltung ablesen das er ihnen nicht über den Weg traute, aber das würde sie wahrscheinlich auch nicht, wenn plötzlich dreizehn Zwerge, ein Hobbit und eine Hautwechslerin pitschnass und mit kaputten Fässern vor ihr stehen und sie nach Hilfe bitten würden.
»Was geht euch das an?«, schoss Dwalin zischend zurück, wurde jedoch von seinem Bruder unterbrochen der laut hustete um einen Streit zu umgehen.
»Ich wüsste gerne wer ihr seid. Und was euch in diese Gegend verschlägt.«
Maylya trat einen Schritt nach Vorne und sagte: »Wir sind einfache Kaufleute, aus den Blauen Bergen. Unterwegs zu unseren Verwandten, in den Eisenbergen.«
Der dunkelhaarige Mann schaute sie misstrauisch an und musterte sie von Kopf bis Fuß, bis sein Blick an ihren braunen Augen hängen blieb und er leicht anfing zu lachen. »Einfache Kaufleute, sagt ihr«, er unterbrach den Blickkontakt und nahm erneut ein Fass, welches er auf seinen Kahn hiefte.
Ungeduldig lief Thorin von einem Punkt zum Anderen und hörte den kläglichen Versuchen, den Mann aus der Seestadt zu überreden, zu.
Die Orks sind nicht mehr weit entfernt, dachte Thorin und schaute zu Maylya die versuchte den Mann zu überreden. Ihm entging nicht der musternde Blick, mit dem der Mann Maylya anschaute. Sie sind dicht hinter uns. Der Mann ist unsere einzige Chance.
»Wir brauchen Essen, Vorräte, Waffen. Könnt Ihr uns helfen?«, fragte Thorin, nachdem er bemerkte das die Anderen nichts erreicht hatten.
»Ich weiß woher diese Fässer stammen.«
Thorin spannte sich kaum merklich an und schaute den Mann kalt an. »Und wenn schon.«
Der dunkelhaarige Mann schaute den Zwergenprinzen abschätzend an und sprach weiter: »Ich weiß nicht was Ihr mit den Elben zu schaffen hattet. Gut ausgegangen ist es nicht. Ihr braucht die Erlaubnis des Bürgermeisters um in die Seestadt zu kommen. Sein ganzer Reichtum stammt aus dem Handel mit dem Waldlandreich. Er legt Euch eher in Ketten, als das er den Zorn Thranduils weckt.«
Maylya schaute verzweifelt zu Thorin, der die Blicke bemerkte und sie anschaute. Er nickte ihr zu und raunte Balin zu: »Biete ihm mehr.«
Abschätzend schaute Angesprochener zu seinem König und dann zu dem Mann aus der Seestadt. »Ich wette in die Stadt kommt man irgendwie auch ungesehen.«
Der Mann hielt inne und ein kleines Lächeln spielte sich auf seine Lippen, welches er sofort wieder verschwinden ließ. »Ja. Aber dafür, bräuchtet ihr einen Schmuggler.«
Balin bewegte sich auf denn Mann zu und stellte sich neben ihn. »Und dem bezahlen wir das Doppelte.«
Überrascht schaute der Mann aus der Seestadt auf den weisshaarigen Zwerg hinab. Er schien zu Zweifeln. Sollte er es wagen den Bürgermeister zu hintergehen oder nicht?
»Abgemacht. Steigt ein.«
Lange trieben sie auf dem Fluss umher. Balin und ein paar andere Zwerge machten sich daran, die Münzen für Bard - Bilbo hatte den Namen bei einem Gespräch herausgefunden und teilte dem Rest der Gemeinschaft sofort sein neues Wissen mit - zu zählen, Fíli und Maylya saßen besorgt neben Kíli und löcherten ihn mit Fragen über sein Wohlbefinden.
Thorin stand mit Dwalin an der Spitze des Kahns und schaute in den Nebel hinaus, und Dwalin nuschelte Zwergische Beleidigungen vor sich her, da er durch Bards Lenkstil beinahe schon drei Mal Bekanntschaft mit dem eiskalten Wasser gemacht hätte.Stunde um Stunde zog an ihnen vorbei und kurz vor Einbruch der Dunkelheit kamen sie am einem kleinen Hafen zum Stehen. Bard wies die Zwerge an, in ihre Fässer zu steigen und abzuwarten.
Es endete damit das in jedes Fass eine Menge toter Fische gekippt wurde. Maylya wurde bei dem Gestank der Fische übel, konnte es jedoch zurückhalten zu würgen.
Bard lenkte den Kahn in Richtung Seestadt und trat gegen eins der Fässer als sie das Zolltor erreichten, damit die Zwerge still waren.
Leise Stimmen waren zu hören und keiner wagte es sich zu bewegen.
Bilbo schaute durch ein kleines Loch in seinem Fass und beobachtete Bard wie er sich mit einem älteren Mann Mann unterhielt und sich dann mit einem Winken verabschiedete und schon wieder zurück auf den Kahn gehen wollte, als ein anderer Mann dazu kam und Bard mit einer Hand an seiner Schulter festhielt.
Bard schien den Mann nicht zu mögen, denn er schaute ihn herablassend an, und sogar ein Blinder hätte sehen können das der Bogenschütze sehr wenig für diesen widerwärtigen Mann übrig hatte.
Der schwarzhaarige Mann gab zwei Wachen mit einer schnellen Handbewegung zu verstehen auf den Kahn zu gehen, was sie auch taten, denn laute Schritte waren zu hören und ließen den Kahn wackeln.
Bard stand noch immer an Ort und Stelle und schaute den Mann sich gegenüber voller Abschaum an. Der jedoch nickte den Wachen zu und drehte sich zum Gehen um.
Keine Sekunde später merkte Bilbo wie sein Fass leicht gekippt wurde und immer mehr Fische über seinem Kopf verschwanden, sodass er einen leichten Blick auf das Wasser des Sees erhaschen konnte, bevor sein Fass auf einmal wieder auf seinen vorherigen Platz gestellt wurde.
Bilbo traute sich nicht sich zu bewegen und schaute deshalb nur sehr zögerlich aus dem kleinen Loch und sah wie Bard leicht lächelte und wieder auf den Kahn gelaufen kam und langsam durch das geöffnet Tor fuhr.
Noch einmal gut gegangen, dachte Bilbo und entspannte sich ein wenig.