Monika

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Aufgebracht stapfte ich den fensterlosen Korridor mit den groben Steinwänden hinunter und entfernte mich damit immer weiter von Gerichtssaal Nummer zehn. Die zweite Anhörung von Henry Canis war in meinen Augen eine völlige Katastrophe gewesen. Da die Beweise gegen ihn nicht stichhaltig genug waren, hatten sie ihn doch tatsächlich frei gesprochen. War das zu glauben? Es war doch eindeutig gewesen, dass dieser Kerl irgendetwas verbarg. Ich war mir sogar ziemlich sicher, dass er es gewesen war, der den Vergessenszauber gegen Edward Clurke ausführte. Sicher wollte er damit nur vertuschten, dass er Clurke zuvor nach internen Informationen des Ministeriums ausgefragt hatte. Doch mein Chef, und gleichzeitig Großmeister des Zaubergamot, Mr. Evermondes, schien das Ministerium nicht weiter in Verruf bringen zu wollen, weshalb er das kleinere Übel wählte und Canis freisprach.

Während die Wut erneut in mir hochschäumte, ging ich, zusammen mit ein paar anderen Leuten die bei der Anhörung anwesend waren, in Richtung des Aufzugs. Laut hallten unsere Schritte, über den dunklen Fliesenboden, in dem düsteren Gang nach. Remus neben mir schnaubte wütend. Scheinbar teilte er meine Gedanken Canis betreffend. Schweigend liefen wir nebeneinander her. Die ganze Zeit brannte mir die Frage auf der Zunge, weshalb er erneut bei dem Verhör anwesend war. War es nur aus reinem Interesse, oder hatte er ebenfalls einen Sitz im Zaubergamot? Doch warum trug er dann nicht wie alle anderen Gamotmitglieder einen pflaumenblauen Umhang? Remus war jedoch viel zu aufgewühlt, um ihn zum jetzigen Zeitpunkt darauf anzusprechen, also hielt ich mich zurück.

>>Kommst du noch auf einen Kaffee mit in die Kantine? <<, fragte ich ihn, als wir auf den Fahrstuhl warteten. Es war bereits Nachmittag und dennoch lagen noch drei Stunden Arbeit vor mir. Remus schüttelte verneinend den Kopf.

>>Heute nicht. Monikas Kollegin ist kurzfristig ausgefallen, weshalb sie schon ein paar Stunden früher zur Nachtschicht erscheinen muss. Und Andromeda ist mit ihrer Freundin auf einen Kurztrip nach Schottland gereist, weshalb ich mich beeilen muss nach Hause zu kommen, damit jemand für Teddy da ist <<, erklärte er mir. Ratternd kam der Aufzug vor uns zum Stehen. Ich nickte verstehend und versuchte meine Enttäuschung zu verbergen. Geknickt betrat ich die enge Fahrstuhlkabine. Während ich auf der Etage ausstieg, auf der sich die Cafeteria befand, fuhr Remus weiter Richtung Atrium.

In der Kantine traf ich zu meinen Missfallen auf Antonie. Dieser ignorierte mich jedoch gekonnt, was meine Stimmung schlagartig aufhellte. Bonnies gestrige Ansprache war scheinbar nicht zwecklos gewesen und ich war ihr, trotz anfänglicher Zweifel, dankbar dafür, was ich ihr später im Büro auch mitteilte.

Die wenigen Stunden bis zum Feierabend vergingen wie im Flug. Als ich am Abend, mit müden Füßen und leichten Kopfschmerzen, meine Wohnung betrat, atmete ich erleichtert aus. Krummbein begrüßte mich miauend. Ich verwöhnte ihn mit Streicheleinheiten, ehe ich aus meinen Schuhen schlüpfte und die Handtasche beiseite stellte. In der Küche bereitete ich mir ein leichtes Abendessen zu und Krummbein bekam eine Schüssel voll mit Katzenfutter. Gemeinsam genossen wir die Ruhe und die Stille, die durchaus angenehm war nach dem turbulenten Tag.

Gedankenverloren schaute ich aus dem Fenster und beneidete Remus um seine schöne Aussicht. Während er einen herrlich Blick ins Grüne hatte, musste ich mich mit einem fetten, halbnackten Mann begnügen, der rauchend auf seinem Balkon stand. Ich nippte an meinen Tee und ließ den heutigen Tag Revue passieren. Eine unerwartete Traurigkeit überkam mich. Obwohl mir mein Kater Krummbein tagein tagaus Gesellschaft leistete, fühlte ich mich dennoch allein. Vielleicht sollte ich Harry und Ginny einen Besuch abstatten, doch diese waren bestimmt gerade damit beschäftig ihren Sohn James ins Bett zu bringen. Doch wem könnte ich sonst zu so später Stunde noch einen Besuch abstatten? Meine Eltern machten zwei Wochen Urlaub in Australien und meine übrigen Freunde wollte ich ungern mit meinem plötzlichen Auftauchen überfallen. Gerne wäre ich einfach zu Remus gegangen, doch ich haderte mit mir. Wie würde das auch aussehen, wenn ich einfach so vor seiner Tür stand? Allerdings sprach dafür, dass seine Freundin nicht daheim war. Eine solche Gelegenheit würde sich sicher nicht so schnell wieder ergeben...

Die BüroaffäreWo Geschichten leben. Entdecke jetzt