Das Verhör

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>>Mysteriumsabteilung<<, sagte die kühle Frauenstimme. Die goldenen Gittertüren des Fahrstuhls glitten ratternd beiseite. Ich betrat den fensterlosen, kargen Korridor, der nur eine einzige Tür an dessen Ende besaß. Mit laut widerhallenden Schritten ging ich über den steinerden Fliesenboden. Der endlos wirkende Gang mit seiner klaustrophobischen Dunkelheit schien mit jeder Sekunde, die verging, enger zu werden. Es roch muffig; feucht wie in einem altem Keller. Die schwarze Tür mit dem prominenten, goldenen Knauf in der Mitte kam mir scheinbar entgegen. Viele dunkle Erinnerungen drohten mich dahinter zu erdrücken. Ich bog links ab, und war erleichtert, als ich schließlich den Durchgang passierte und die Treppe hinabstieg. Das beklemmende Gefühl in meiner Brust ließ nach.

Ich betrat einen weiteren Korridor mit groben Steinwänden, durchquert diesen, und stand endlich vor der Tür, die zu Gerichtsraum Nummer zehn führte. Leicht außer Atem drückte ich den eisernen Türgriff herab. Ein unwohles Gefühl ergriff mich abermals, als ich den nur spärlich beleuchteten Raum dahinter betrat. Die hölzernen Bankreihen waren bereits gut besetzt, weshalb ich Schwierigkeiten hatte, zu meinem Platz zu gelangen. Ich zwängte mich an versteinerten Knien und Schuhen vorbei. Ich seufzte und fiel auf meinen Platz. Es war ein seltsames Gefühl zwischen diesen ganzen mir fast völlig fremden Leuten zu sitzen, die alle den gleichen pflaumenblauen Umhang trugen.

Ich senkte den Blick auf den Stuhl in der Mitte des Raumes, auf dem ein schmächtiger Mann saß. Verunsichert flackerten seine Augen einige Male, wenn er wohl glaubte gerade unbeobachtet zu sein, zu uns hinauf.

Mister Evermondes, ein großer, stattlicher Mann mit graublondem Haar und einem vorstehenden Kinn, den eine autoritäre Aura umgab, erhob sich, wodurch er augenblicklich sämtliche Aufmerksamkeit auf sich zog.

>>Nun denn, jetzt wo alle eingetroffen sind, sollten wir beginnen. << Fragend blickte er zu einer korpulenten, älteren Dame hinüber, die ihn über ihre rote Lesebrille hinweg anstarrte.

>>Sind sie bereit? << Sie nickte wortlos. Erneut wandte sich Evermondes an die Mitglieder des Zaubergamots.

Der Saal erzitterte als er seine Stimme erhob: >>Disziplinarische Anhörung vom fünfzehnten Juli in Sachen Verstöße gegen das Internationale Geheimhaltungsabkommen durch Henry Canis, wohnhaft in der Sotheron Road Nummer 113,Watford, Surrey. Es führt das Verhör: <<

Er holte tief Luft; seine Brust schwoll an, und er fuhr mit einer ausladenden Geste fort:        >>Justus Evermondes, Großmeister des Zaubergamot und Leiter der Abteilung für Magische Strafverfolgung. << Nach diesen prunkvoll klingenden Worten, brach sein Gesichtsausdruck plötzlich zusammen. Ich rollte mit den Augen. Mit farbloser Stimme ratterte er gelangweilt die Namen der anderen Versammlungsmitglieder herunter.

>>Kingsley Sheklebold. Zauberminister; Damian Faustus, Erster Untersekretär des Ministers; Hermine Granger, stellvertretende Leiterin der Abteilung für Magische Strafverfolgung; Josephina Spencer, Gerichtsschreiberin; und <<, er zog das Pergament, von dem er ablas, näher zu sich heran und kniff die Augen zusammen, >>Ähh...ach ja richtig! Faris Flack, Pflichtverteidiger << Er räusperte sich.

>>Die Anklage<<, fuhr er fort. >>gegen den Beschuldigten lautet wie folgt: Dass er wissentlich, absichtlich und in vollem Bewusstsein der Rechtswidrigkeit seiner Handlung einen Vergessenszauber gegen einen Mitarbeiter des Ministeriums; Edward Clurke ausgeführt hat. Sogar in Anwesenheit eines Muggels. Dies stellt nicht nur einen direkten Angriff auf ein Mitglied der Zauberergemeinschaft, mit schwerwiegenden Folgen, dar, sondern auch einen Verstoß gegen das Geheimhaltungsabkommen der Internationalen Zauberervereinigung, Abschnitt 13. Dies alles ereignete sich am fünften Juli um dreizehn Uhr neun. << Seine Aufmerksamkeit wandte sich dem Angeklagten zu.

Die BüroaffäreWo Geschichten leben. Entdecke jetzt