Ein Besuch in Hogsmeade

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>>Das muss ja ein unglaublicher Traum gewesen sein. Ich habe dein Stöhnen bis hinaus auf den Flur gehört. << Ich blinzelte ein paarmal und riss die Augen auf, dann sah ich in das grinsende Gesicht von Ginny. Dicht stand sie neben meinem Bett und hielt das Kissen in der Hand, mit welchen sie mich vor wenigen Sekunden noch beworfen hatte. Sie war also diejenige gewesen, die mich um das Ende dieses wundervollen Traums gebracht hatte.

>>Komm schon, du Schlafmütze! Die anderen sitzen bereits unten beim Frühstück. << Erst jetzt sickerten ihre Worte vollends in mein Bewusstsein. Vor Verlegenheit lief ich rot an und wäre am liebsten im Erdboden versunken. Merlin, sie hatte mich doch tatsächlich bei einem erotischen Traum ertappt und das ausgerechnet mit Remus in der Hauptrolle. Oh, wie peinlich!

>>Bei Merlin! Hast du mich wirklich gehört? <<, sprach ich das Offensichtliche aus. Mit glühenden Wangen setzte ich mich auf und starrte meine beste Freundin an. Ginny grinste weiterhin von einer Backe zu anderen, was mein Unbehagen nur noch vergrößerte.

>>Klar und deutlich. Besonders als du Remus Namen gestöhnt hast. << Augenblicklich klappte mir die Kinnlade runter und sämtliche Farbe wich mir aus dem Gesicht. Ich schämte mich in Grund und Boden. Wäre ich doch bloß nicht schlafen gegangen, dann wäre mir diese Pein jetzt erspart geblieben. Im Endeffekt konnte ich mich ja noch glücklich schätzen, dass Ginny mich gehört hatte und nicht... Bei Merlin! Was wenn...?

>>Haben die anderen...? <<, setzte ich an, doch Ginny unterbrach mich sogleich.

>>Keine Sorge. Außer mir hat niemand davon etwas mitbekommen. Und so laut warst du nicht, dass sie dich bis in die Küche hätten hören können <<, versuchte sie mich zu beruhigen.

>>Ich selbst hab es ja auch nur aufgeschnappt, weil ich dich zum Frühstück holen wollte. << Eigentlich hätte ich erleichtert sein müssen, doch schon allein, dass meine beste Freundin mein Stöhnen vernommen hat war peinlich genug. Ich ließ den Kopf in die Hände sinken. Das konnte doch alles nicht wahr sein. Hatte sich das Schicksal gegen mich verschworen, oder warum passieren mir zurzeit immer solch schrecklich, peinlichen Dinge?

>>Das muss dir doch nicht peinlich sein! <<, mitfühlend zog sie mir die Hände vom Gesicht, >>Dann hattest du halt einen erotischen Traum von Remus, was soll's? Ein jeder von uns träumt ab und an seltsame Dinge. << Fest biss ich bei ihren Worten die Zähne aufeinander. Ginny konnte ja nicht mal im Entferntesten ahnen, dass hinter diesem Traum mehr steckte, als nur irrationale Gedanken, die mein Gehirn über Nacht zusammen gesponnen hatte. Bedrückt starrte ich auf die Matratze. Als ob es nicht schon schlimm genug wäre, dass ich mich in einen vergebenen Mann verliebte, der wegen mir auch noch Streit mit seiner Freundin hatte. Kurz dachte ich darüber nach, einfach zu leugnen, dass ich einen erotischen Traum hatte. Genauso gut hätte ich vor Schmerzen diese Laute von mir geben können, weil ich träumte das Remus Wolf mich in einer Vollmondnacht zerfleischt. Doch Ginny wechselte abrupt das Thema, sodass ich nicht einmal zu einer Erwiderung ansetzen konnte.

>>Nun komm, Kopf hoch! Ich hab für alle Rührei mit Speck gemacht. Und du solltest dich beeilen, wenn du davon noch etwas abhaben willst. << Sorglos sprang Ginny auf und ging Richtung Tür. Überrumpelt schaute ich ihr nach.

>>Und Komm nicht auf die Idee noch mal einzuschlafen! <<, rief sie, bevor sie aus dem Raum verschwand. Frustriert ließ ich den Kopf in den Nacken fallen. Seufzend blickte ich hoch zur vertäfelten Holzdecke.

>>Wenn du nicht in fünf Minuten rausgekommen bist, dann komm ich wieder zu dir rein <<, drohte Ginny, bevor ihre Schritte sich von meinem Zimmer entfernten. Missgelaunt stand ich auf und ging rüber zu dem einzigen Schrank im Raum, in welchem ich meine Sachen aufbewahrte. Nachdem ich mich fertig zurecht gemacht hatte, ging ich mit einem mulmigen Bauchgefühl hinunter in die Küche. Jede einzelne Treppenstufe schien eine Herausforderung, denn sie brachten mich immer näher an Remus heran. Als ich ihn dann am Frühstückstisch, mit Teddy auf dem Schoß, entdeckte, überkam mich Angst. Remus hatte ein unglaublich gutes Gehör. Was wenn er mein Stöhnen, trotz der Entfernung, vernommen hatte? Schwer schluckte ich, während ich mich auf den letzten freien Platz ihm gegenüber setzte. Ich wünschte allen Anwesenden einen gemurmelten „Guten Morgen", ehe ich mich an der Schüssel mit Rührei bediente.

Die BüroaffäreWo Geschichten leben. Entdecke jetzt