Nur ein Traum (FSK 16)

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Am gegenüberliegenden Ufer des Sees befand sich eine kleine, ländliche Gaststätte. Und da keiner von uns Lust hatte seine Freizeit mit der Zubereitung eines Essens für neun Personen zu verbringen, entschieden wir uns am nächsten Tag, mit den vier Aluminiumbooten, die am Steg vor dem Cottage vertaut waren, den See zu überqueren, um dort essen zu gehen

>>Mal sehen wer als erstes auf der anderen Seite ist<<, rief Ginny erfreut. Nach der kurzen letzten Nacht war ich noch immer müde. Während ich hinter vorgehaltener Hand mein Gähnen versteckte, stürmten meine Freunde bereits an mir vorbei. Normalerweise, hätten in jedem Boot mehr als zwei Personen Platz gefunden, doch da Ginny auf ein Wettrennen bestand, teilten sich alle pärchenweise auf, was hieß, dass ich mit Remus und Teddy plötzlich alleine da stand. Großartig. Soviel also zu meinem ursprünglichen Plan mich von ihm fern zu halten.

>>Moment! <<, gebot Remus, mit ausgestreckter Hand, meinen aufgeregten Freunden Einhalt. Harry und Ginny, die bereits dabei waren die Leinen zu lösen, hielten inne. Und auch Luna, Rolf, Neville und Hannah, die gerade in die anderen zwei Boote klettern wollten, froren mitten in der Bewegung ein.

>>Wisst ihr überhaupt wie ein Motorboot funktioniert? << Überraschenderweise wussten Luna und Rolf, die es von Muggeln auf ihren Forschungsreisen gezeigt bekommen hatten, und Ginny, die es von ihrem muggelbegeisterten Vater her kannte, bescheid. Remus trat vor, um, ganz im Lehrermodus, die Sitzordnung zu ändern. Somit hatte nun jeder jemanden im Boot, der auch wusste, wie man damit umzugehen hatte.

Während die anderen schon dabei waren ihre Motoren zu starten, stieg Remus in den letzten zur Verfügung stehenden Aluminiumkahn. Wie es sich für einen anständigen Gentleman gehörte, hielt er mir, nachdem er Teddy ins Boot gehoben hatte, seine Hand entgegen, um mir hineinzuhelfen. Zögerlich legte ich meine Hand in die seine. Wie schon damals, als er mich zum Tanz aufgefordert hatte, fühlte sich diese leicht rau und warm an. Ich war so zerstreut durch die plötzliche Nähe zu ihm, dass ich nicht ganz so galant wie erhofft in die schwankende Nussschale stieg. Im Nachhinein war es mir peinlich. Ich ließ mich auf die schmale Sitzbank gleiten, die sich gleich neben dem Motor befand. Unwissend betrachtete ich diesen.

>>Lass mich das machen! <<, sagte Remus, der zu mir gekommen war, um die Starterschnur zu ziehen. Augenblicklich wurde ich durch seinen Duft abgelenkt, ebenso wie durch seinen Arm, der unabsichtlich meine Hüfte berührte. Ohne, dass ich mich dagegen wehren konnte, atmete ich tief ein. Er roch unwahrscheinlich gut. Warum war mir das zuvor noch nie aufgefallen? Als der Motor beim ersten Versuch ansprang und Remus zum Bug zurückkehrte, verspürte ich ein jähes Gefühl der Enttäuschung. Ich konnte über mein eigenes Verhalten nur den Kopf schütteln. Ich sah zu, wie Remus die Leine löste und keine zwei Minuten später rasten wir auch schon über den See.

Wissbegierig ließ ich mir erklären, wie ich die Geschwindigkeit anpassen und steuern konnte, während Teddy, der in eine Schwimmweste gehüllt war, jauchzend den Fahrwind genoss. Remus schien in Plauderstimmung zu sein, denn er erzählte mir vergnügt von seinem Großvater, der ein begeisterter Angler gewesen war und ihm das Bootfahren gelehrt hatte. Da ich keine Lust auf Ginnys dämlichen Wettbewerb hatte, drosselte ich das Tempo etwas, um auf gleicher Höhe mit den anderen zu bleiben.

Auf halber Strecke ging uns der Gesprächsstoff aus. Remus hatte einen Arm um Teddy gelegt, damit dieser in seinem Übermut nicht über Bord fallen konnte. Obwohl die Aussicht fantastisch war, ruhten meine Augen immer wieder auf Remus. Er hatte die Auseinandersetzung mit Monika mit noch keinem einzigen Wort erwähnt. Wenn er sauer deswegen auf mich war, konnte er es auf jeden Fall gut verstecken. Das schlechte Gewissen nagte an mir. Unruhig kaute ich auf meiner Unterlippe herum, bis ich mich nach mehreren Minuten endlich dazu überwand, ihn darauf anzusprechen.

Die BüroaffäreWo Geschichten leben. Entdecke jetzt