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Beria

Ich schaute durch den Fenster zu meinem Bruder und merkte wie sich eine warme Hand auf meine Schulter ablegte.

„Wie geht es deinem Bruder Beria?"

Ich drehte mich zu der Person um und bemerkte Asiye Teyze, die Mutter von der Verlobten meines Bruders.

„Der Arzt meinte, durch den Messerstich hätte er innere Blutungen, welches aber gestoppt wurden, jedoch wird er auf Narkose schlafen gelegt"

„Deinen Eltern?"

„Sie werden grade von der Polizei ausgefragt. Wo ist Dalya?"

„Sie wurde zur Notschicht gerufen, wird aber jeden Moment kommen.. ah da ist sie ja, Dalya Kizim"

(Kizim = Meine Tochter)

Ich schaute die Verlobte meines Bruders an, welches keine einzige Träne aus ihrem Auge verlor, in ihren Augen war nur die Angst abzulesen.

„Wer hat es getan?"

Ich hob eine Augenbraue hoch, sie fragt nicht nach seinem Zustand, nicht nach seinem Wohlbefinden, sondern wer es getan hat? Interessant.

„Wissen wir ni..."

„Warum zur Hölle warst du nicht zu Hause, was bist du auch um die Uhrzeit draußen? Warum?"

„Kizim jetzt beruhige dich mal, Beria kann nichts für, denkst du für sie ist es nicht schwer ihren Bruder so zu sehen?"

Ich lehnte mich gegen die Wand und schaute frustrierend zu Boden. Sekunden kamen mir wie Stunden vor, alles verlor seinen Wert und mich verließ das Zeitgefühl.
Meine Eltern kamen, blieben, erleiden Schmerzen und gingen. Auch die Eltern von Dalya sowie sie selbst blieben nicht lange und gingen, ich blieb zurück, ich wollte bleiben, denn mein Bruder war alles für mich, er war mein Held, meine Stütze und meine zweite Hälfte.

~~
Grade saß ich mit dem dritten Kaffeebecher auf dem Stuhl und blickte gedankenverloren auf mein Handy, in welchem sich die Nachrichten gehäuft hatten, einigen schrieb ich, einige laß ich und einigen antwortete ich nicht. Ich schmiss mein Pappbecher grade in den Müll, als ich angesprochen wurde.

„Frau Cinar, würde es gehen wenn sie etwas draußen warten? Es wird gleich ein Notpatient hergebracht und wir brauchen den Gang frei"

Ich nickte, wollte jedoch sofort benachrichtig werden sobald es Änderungen gab. Ich ging hinaus und setzte mich auf die Bank vor dem Krankenhaus. Auch dieses mal schaute ich hinauf auf den Himmel, es war dunkel und die Sterne waren in all ihrem Glanz zu sehen.

„Abi, ich will den Stern, denn großen holst du mir den?"

„Aber Beria, Sterne kann man nicht holen, du betrachtest sie und erzählst ihn deine Sorgen, sie werden es auffangen und wenn du am Morgen aufwachst, werden die Sterne weg sein und deine Sorgen somit auch mitgenommen haben"

„Brauchst du ein Taschentuch kleines?"

Ich schaute neben mir woher die Stimme kam, ein junger Mann mit braunen eisernen Augen schaute mich an, in seinen Augen widerspiegelte sich gar kein Gefühl.
Eisern waren diese Augen!

„Nein"

„Gut, ich habe auch kein Taschentuch"

Mit zusammengezogenen Augenbrauen schaute ich ihn an.
Sollte das jetzt witzig sein?
Er lehnte sich lässig nach hinten und rauchte neben mir, ohne zu fragen ob ich damit ein Problem hätte.
Ich stand auf und wollte weiter, wurde jedoch von dem Fremdem an der Hand gepackt und aufgehalten.
Ich entzog meine Hand aus seinem Griff und schaute ihn wütend an, wollte grade anfangen ihn anzufahren, wurde aber meines besseren belehrt.

„Wie geht es deinem Bruder?"

„Was? Wer sind Sie dass Sie nach meinem Bruder fragen?"

„Sein Freund und der jenige von welchem er sich Geld geliehen hat"

Verachtend blickte ich ihn an, er war also der Schuldige für den Leid meines Bruders?

„Und mit welchem Recht nennen Sie sich noch sein Freund und fragen mich nach seinem Wohlbefinden?"

„Hör mir zu kleines, ich bin sein Freund und du wirst mir jetzt sofort sagen wie es ihm geht"

„Und was wenn nicht?"

Er stand auf, wohlgemerkt war er mehrere Köpfe größer als ich, seine braunen Augen wurden dunkler und er schnippte ohne es zu betrachten seine Zigarette weg, bevor er zu sprechen begann.

„Jetzt hör mir zu Kleine, ich wiederhole mich nicht gern, du wirst mir sagen wie es ihm geht, ansonsten gibt es Konsequenzen.."

Er näherte sich mit seinem Gesicht an meinem.

„Sehr harte Konsequenzen"

Wie Rivalen schauten wir uns in die Augen, ich kannte diesen fremden Mann nicht, doch seine dunkeln Augen ließen mich auch nichts gutes über ihn denken. Wie benebelt hielt ich seinem Blick stand und löste ihn nicht aus die meinen. Wir wurden auseinander gebracht, als ich die Krankenschwester von eben hörte.

„Frau Cinar, ihr Bruder ist wach und fragt nach Ihnen"

Ich lächelte leicht, voller Hoffnung und löste mich aus den Blicken des Mannes und betrat das Krankenhaus. Dicht an mir, der fremde mit den dunkeln Augen.

Wer er war wusste ich nicht,
doch seine dunkeln Augen ließen mich wissen, er war Schuldig.

A\N
22.06.2022
00:51 Uhr
786 Wörter

𝐺𝑜𝑘𝑦𝑢𝑧𝑢Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt