Elena 1

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Elena traf auf dem Weg zu ihrer Unterkunft Lisa wieder, die sie bereits im Bus kennengelernt hatte. Sie hatten sich gut verstanden und Elena war froh, nicht mehr allein zu sein. Ihre beste Freundin war leider nicht für das Projekt ausgewählt worden.

„Welche Gruppe bist du denn?", fragte Sophie und zeigte ihr rotes Armband mit dem „H" darauf.

„W", antwortete Elena und hob ihren linken Arm mit dem blauen Armband.

„Weißt du, was das bedeutet?"

„Ne, keine Ahnung. Wer weiß, ob sie uns das überhaupt sagen."

„Wir werden sehen."

„Wie alt bist du eigentlich?"

„14 und du?"

„Cool, ich auch! Dann sind wir sogar im selben Gebäude."

Die beiden gingen erleichtert zum Gebäude mit der Nummer 14. Sie betraten den Aufenthaltsraum und sahen sich um. Einige waren schon vor ihnen angekommen.

„Hey", sagten sie zu einem sehr schüchtern wirkenden Mädchen.

„Hi", sagte diese leise.

„Wie heißt du?"

„Anelia. Und ihr?"

„Lisa und Elena", stellten sich die beiden vor. „Weißt du, wo das Mädchenschlafzimmer ist?"

Anelia nickt und wies mit dem Kopf in die hintere Ecke des Raumes.

„Dann wollen wir uns doch gleichmal die besten Betten sichern, oder?", grinste Elena.

Gemeinsam schleppten die drei ihre Koffer ins Schlafzimmer. Sie belegten zwei Stockbetten am hinteren Ende. Elena und Lisa wählten die oberen Betten, Anelia wählte das Bett unter Elena.

Elena zählte 5 Stockbetten.

„10 Mädchen sind wir hier drin wohl."

Es dauerte nicht lange, dann kamen auch die anderen Mädchen und wählten ihre Betten. Kurz darauf betraten zwei junge Frauen den Schlafsaal und baten um Ruhe.

„Hallo Mädels, wir sind Nadja und Martha, wir sind für die nächsten Wochen eure Betreuerinnen, Seelsorgerinnen, großen Schwestern, besten Freundinnen. Wenn ihr uns braucht, sind wir für euch da. Wir freuen uns auf die nächsten Wochen, es wird eine tolle Zeit, mit neuen Freundschaften, neuen Erfahrungen und hoffentlich auch ganz viel Spaß. Richtet euch vollends ein, in 10 Minuten treffen wir uns draußen zum Rundgang und Besprechung der nächsten Tage."

Zehn Minuten später standen die 10 Mädchen eingeschüchtert im Schatten eines großen Kastanienbaums und warteten auf die Betreuerinnen.

„So Mädels, los geht's. Willkommen in Happyland! So nennen wir diese Anlage und sie wird für die nächsten vier Wochen euer Zuhause sein. Die Anlage ist geschlossen, sodass von außerhalb niemand hereinkommen kann. Leider dürft auch ihr aus versicherungstechnischen Gründen nicht raus, aber ich verspreche euch, ihr werdet das auch nicht wollen.

Wir haben ein eigenes Schwimmbad mit Halle und Freibadbereich. Wir haben einen Tennisplatz mit 4 Feldern, ein Fußballplatz, zwei Beachvolleyballfelder, eine Tartanbahn zum Laufen sowie eine Kartbahn.

Außerdem haben wir eine große Liegewiese, einen großen Abenteuerspielplatz, zwei kleine Spielplätze, ein großes Aufenthaltshaus mit Tischtennis, Fitness und anderen Indoorsportarten, Spielzimmer mit Brett- und Kartenspielen, ein Gamingzimmer mit mehreren Konsolen, ein XXL-Bällebad mit Trampolinen und vieles mehr.

Ihr könnt euch hier austoben, so viel ihr wollt. Die Mahlzeiten sind oben im großen Saal und der Speiseplan für die aktuelle und kommende Woche hängt immer im Schlafsaal aus. Wir werden immer gemeinsam zum Essen gehen, Frühstück gibt es um 07:30 bzw. 08:00 Uhr, Mittagessen um 12:00, Abendessen um 18:00 Uhr. Getränke und kleine Snacks findet ihr im Gemeinschaftsraum. Die Sperrstunde für euch ist um 21:00 Uhr. Es gibt vereinzelt Veranstaltungen, die das außer Kraft setzen, wie zum Beispiel Kinoabend, Disko und ähnliches. Dabei sind wir aber als Gruppe zusammen.

Nadja und ich haben das Betreuerzimmer in eurem Gebäude, sind also immer in Rufweite. Heute ist ein lockerer Tag zum Ankommen, die ganzen Regeln werden wir euch morgen früh nach dem Frühstück im Detail erläutern. Deshalb machen wir jetzt einen gemeinsamen Spaziergang über die Anlage, um euch alles zu zeigen."

Damit setzte sich die Gruppe in Bewegung. Elena staunte über die schiere Größe der Anlage. Tatsächlich hatten die beiden Betreuerinnen nicht übertrieben, es gab wirklich alles auf dem Gelände.

Eine Stunde später waren sie wieder zurück.

„Wenn ihr reinkommt, seht ihr gleich rechts einen Schuhschrank. Für jeden ist dort ein Fach reserviert. Bitte zieht eure Schuhe für drinnen immer aus und stellt sie in den Schrank, damit es innen sauber bleibt. Ihr findet dort bereits passende Hausschuhe für euch. Wir sehen uns in einer halben Stunde zum Abendessen."

Im Schlafsaal nahm sich Elena ihr Handy und schrieb ihrer Freundin sowie ihren Eltern ein Update. Die halbe Stunde verging wie im Flug und sie wurden jäh von der lauten Glocke hochgeschreckt.

Gemeinsam gingen sie alle zum Abendessen. Nach dem leckeren Abendessen gingen sie als Gruppe wieder zurück zu ihrer Unterkunft. Am Abend sollte noch ein gemeinsamer Kennenlernabend im Aufenthaltsraum stattfinden, an dem auch die Jungs teilnehmen sollten.

Je später der Abend wurde, desto müder wurden alle Beteiligten. Elena hielt sich hauptsächlich an Lisa und Anelia, die jedoch so schüchtern war, dass sie kaum etwas sagte. Auch schien es Elena, als würde Anelia mit zunehmender Stunde immer nervöser zu werden.

„Alles okay?", fragte Elena sie leise, ohne dass es außer Lisa noch jemand mitbekam.

„Hmm", machte Anelia zustimmend, was Elena aber nicht überzeugend fand.

„Was ist denn los?", hauchte sie besorgt.

„Nichts", zischte Anelia und schüttelte kaum merklich den Kopf.

Skeptisch zog Elena eine Augenbraue hoch, schwieg aber.

Schließlich beendeten die Betreuer den Abend, wünschten allen eine gute Nacht und schickten die Gruppen in ihre Schlafsäle. Nadja und Martha scheuchten die Mädels vor sich her.

„Also, dort drüben ist der Waschraum, dort könnt ihr euch frisch machen. Die Schränke habt ihr scheinbar auch schon gefunden, sehr gut. Unser Zimmer ist direkt draußen links. Wenn ihr hier also zu laut seid, hören wir das. Wenn ihr das Zimmer verlasst, hören wir das auch. Wenn irgendwas ist, dürft ihr jederzeit zu uns kommen, verstanden? Dann wünschen wir euch eine gute Nacht!"

Der Wunsch wurde murmelnd erwidert. Elena warf einen flüchtigen Blick in den Waschraum. Fünf Waschbecken, fünf Duschen und zwei Türen. Hinter einer Tür verbarg sich eine Toilette, die andere Tür war verschlossen. Elena nahm ihren Schlafanzug und ihren Kulturbeutel aus dem Koffer, bevor sie müde in den Waschraum schlurfte.

Elena putzte sich die Zähne, verschwand kurz auf der Toilette, zog sich um und schlüpfte in ihr Bett. Ein wenig hatte sie Heimweh, aber ihre Aufregung überstrahlte dies. Sie war so gespannt auf die folgenden Wochen, dass es ihr bestimmt nicht allzu schwerfallen würde, sich hier wohlzufühlen.

Kurz darauf kam Anelia zur Tür herein. Elena hatte gar nicht gemerkt, dass sie hinausgegangen war. Sie sah verheult aus. Elena sah sich vorsichtig um und sah, dass es sonst niemand gemerkt hatte. Eilig stieg sie von ihrem Bett herab und trat Anelia entgegen.

Anelia senkte den Blick und ging wortlos an Elena vorbei.

Elena schaute ihr einen Moment verwirrt hinterher, bevor sie sich an Anelias Bettkante setzte, aber Anelia sagte nichts. Auch auf mehrmaliges flüsterndes Nachfragen sagte sie nichts. Elena strich Anelia zärtlich über die Schulter, dann kletterte sie hinauf in ihr Bett. Was war mit Anelia los?

15 Minuten später wurde das Licht gelöscht und Ruhe kehrte ein.



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